Bundesliga 2012/2013 - 26. Spieltag - Sa., 16.03.2013 - 18:30 Uhr
1:2
HZ - 0 : 1

Schwache Bayern stark genug

Der Spielführer und -macher bereitete das Siegtor vor: Bastian Schweinsteiger

Der Spielführer und -macher bereitete das Siegtor vor: Bastian Schweinsteiger

Der Spielführer und -macher bereitete das Siegtor vor: Bastian Schweinsteiger

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hatte nach der 0:2-Niederlage in der Champions League gegen den FC Arsenal kritisiert, dass der Rekordmeister "seit drei Wochen einen schönen Dreck" spiele. Auch beim 2:1-Sieg im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen überzeugten die Münchner nur eine Halbzeit lang. Drei Siege und eine Niederlage, die Bayerns Einzug ins Champions-League-Viertelfinale nicht verhindern konnte, waren die Resultate in der bislang schwächsten Saisonphase des Rekordmeisters.

Obwohl Bayern-Trainer Heynckes vor dem Spiel trotz 20 Punkten Vorsprung nichts von frühzeitigen Gratulationen zur Meisterschaft wissen wollte, erließ er einigen Spielern die Auswärtsfahrt nach Leverkusen. Zusätzlich zum verletzten Ribery und zum kurzfristig erkrankten Kroos durften sich ebenfalls Kapitän Lahm, Müller und Mandzukic das Spitzenspiel von zu Hause aus anschauen. Aber selbst ohne die halbe Stammelf hatten die Münchner noch genügend Strahlkraft für die Leverkusener, die den designierten Meister demütig tief in der eigenen Hälfte empfingen. Ihre Konterversuche über Schürrle waren zu ausrechenbar für die Bayern-Defensive. Wenn dem Rekordmeister überhaupt ein Vorwurf im ersten Spielabschnitt gemacht werden konnte, dann war es der, dass er zunächst nicht zwingend genug nach vorne spielte. Erst ab Mitte der ersten Halbzeit nahmen die Gäste das Leverkusener Gehäuse ins Visier. Schweinsteiger (21.) und Gomez (23.) verfehlten bei ihren Schüssen noch das Tor um ein paar Meter. Der Vize-Kapitän, der Lahm als Spielführer vertrat und Kroos als Spielmacher, versuchte wenig später mit der Hacke an einen Robben-Schuss heranzukommen. Doch Schweinsteiger verpasste den Ball genauso knapp wie der Ball anschließend das Tor (25.). Im Anschluss an eine Ecke klärte Castro bei einem Kopfball von Boateng auf der Linie (29.). Nach einem weiteren Eckstoß, wenn auch für die Werkskicker, fiel allerdings der Führungstreffer für den Tabellenführer. Ausgerechnet nachdem Boenisch mit seinem Schuss Bayerns Schlussmann Neuer zur ersten Parade an diesem Samstagabend gezwungen hatte (36.), wurden die Rheinländer nach dem anschließenden Eckball ausgekontert. Shaqiri wollte die Kugel eigentlich von der linken Seite auf die rechte zu Robben schlagen. Doch am Mittelkreis „fing“ Gomez den Ball ab, ließ bei seinem Sololauf übers halbe Spielfeld Carvajal sowie Boenisch aussteigen und schob dann überlegt am Leverkusener Schlussmann Leno vorbei ins Tor ein (37.).

Nach dem Seitenwechsel taten die Bayern lediglich das Nötigste und ließen die Werkskicker kommen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten die Hausherren auch so etwas wie eine Drangperiode. Im Anschluss an einen Eckstoß flog der Schuss des für den schwachen Schürrle eingewechselten Sam über den Querbalken (53.). Wenige Augenblicke später durfte Kießling den Ball in den Fünf-Meter-Raum passen, aber dort klärte Rafinha (54.). Ansonsten hatten die Gäste das Geschehen zumindest in der Defensive im Griff. Trotzdem war es ein im doppelten Sinne gefährliches Spiel. Einerseits, weil die Bayern ihre Kontermöglichkeiten kaum einmal ausspielten und nur mit einem Treffer führten. Andererseits, weil sie oft - am Ende insgesamt 15-mal - auf Kosten eines Eckballs klärten. Just nachdem bei den Gästen mit van Buyten ein weiterer großgewachsener Verteidiger zur Stärkung der Luftsicherheit eingewechselt worden war, fiel nach einem Eckball der Ausgleich für Bayer. Castro trat die Standardsituation, Boenisch verlängerte den Ball an den linken Pfosten, wo der vollkommen unbewachte Rolfes lediglich einzuschieben brauchte (75.). In der Schlussphase schielten die Leverkusener sogar auf den Sieg, während die Münchner bereits mit dem Unentschieden zufrieden schienen. Aber der Siegtreffer fiel in dieser Phase überraschenderweise für den Rekordmeister. Schweinsteigers noch abgefälschte Freistoßflanke sprang dem verdutzten Leverkusener Innenverteidiger Wollscheid an die Schulter und flog von dort in die Maschen (87.). Mit dem Sieg erhielten sich die Bayern die Chance, bereits am nächsten Spieltag vorzeitig Meister zu werden, wenn sie selbst gewinnen und Titelverteidiger Dortmund es in Stuttgart nicht tut.

Senthuran Sivananda

Im Fußball ist höchstens Platz für kalkulierbare Toleranz.

— Volker Finke