Im Schongang zum Kantersieg

Als Spielmacher und Sturmspitze erfolgreich: Claudio Pizarro

Bayern München schonte die halbe Stammelf, und die 1B-Elf der Münchner schonte sich teilweise selbst. Trotzdem reichte es zu einem Kantersieg bei Hannover 96. Damit stellten die Bayern vier Spieltage vor dem Saisonende Borussia Dortmunds Punkterekord aus der Vorsaison ein.

Vor dem Spiel standen bei beiden Vereinen die Funktionäre im Mittelpunkt. Hannovers Sportdirektor Schmadtke hatte unter der Woche sein Amt niedergelegt, und am Spieltag wurden Ermittlungen gegen den nicht im Hannoveraner Stadion anwesenden Bayern-Präsident Hoeneß wegen einer möglichen Steuerhinterziehung öffentlich. Da hörten die Gemeinsamkeiten schon auf. Selbst eine 1B-Elf der Münchner hatte den Gegner im Griff. Bayerns Trainer Heynckes veränderte seine Anfangsformation im dritten Pflichtspiel in Folge auf mindestens acht Positionen. Lahm, Javi Martinez und Robben saßen nur auf der Bank, Dante sowie die angeschlagenen Schweinsteiger und Mandzukic standen nicht mal im Kader. Wenn die niedersächsischen Landeshauptstädter nicht am Ball waren, waren sie zu weit entfernt von ihren Gegenspielern. Und wenn sie mal am Ball waren, dann fehlte ihnen im Spiel nach vorne entweder der Mut oder die Genauigkeit. Schon nach fünf Minuten traf Ribery die Latte. Ausgerechnet nachdem die Gastgeber zum ersten Mal halbwegs gefährlich im gegnerischen Strafraum aufgetaucht waren und lediglich den finalen Pass auf Stürmer Diouf zu schlecht gespielt hatten (15.), fiel praktisch im direkten Gegenzug die Führung für den Meister. Nach einem Doppelpass mit Luiz Gustavo wollte Linksverteidiger Alaba den Ball in die Mitte bringen, doch Stindl fälschte das flache Zuspiel ins eigene Netz ab (16.). Wenig später traf Pizarros Volleyschuss erst die Unterkante der Latte und sprang von dort vor der Torlinie auf (20.). Der Peruaner, der sich mit Gomez um den durch Mandzukic´ Gelbsperre freigewordenen Startplatz in der Elf für das bevorstehende Champions-League-Halbfinalhinspiel gegen den FC Barcelona duellierte, agierte hinter Gomez als eine Art Spielmacher und bereitete die Bayern-Treffer zwei und drei vor. Dem 2:0 ging ein Fehlpass von Djourou im Spielaufbau voraus. Pizarro schickte dann Ribery auf die Reise, der alleine vor 96-Keeper Zieler die Nerven behielt und sicher einschob (22.). Vor dem 3:0 hatten die Münchner ein paar Gänge zurückgeschaltet und dem Gastgeber durch Stindl (40., Neuer hielt sicher) den ersten Torabschluss erlaubt. Doch dann spielte Pizarro Gomez frei, und der deutsche Nationalspieler brachte die Kugel mühelos im langen Toreck unter (40.). Danach strotzten die Gäste wieder vor so viel Spielfreude, dass sich Ribery nach einem Trikotzupfer von Cherundolo, der nach seinem 298. Bundesligaeinsatz mit Jürgen Bandura als Hannovers Rekordbundesligaspieler gleichzog, nicht fallen ließ, sondern den Abschluss suchte, auch wenn er an Zieler scheiterte (43.).

Nach der Pause plätscherte die Partie vor sich hin. Einige Male ließen die Bayern jedoch ihr Können aufblitzen, und das genügte für drei weitere Treffer. Nach Boatengs Pass von der rechten Seite traf Gomez durch die Beine Zielers zum 4:0 (62.). Danach war der Arbeitstag für den Torschützenkönig der Saison 2010/11 schon vorbei. Mittelfeldspieler Can kam neu in die Mannschaft, und Pizarro rückte in den Sturm. Als vorderste Angriffsspitze durfte sich der Peruaner auch in die Torschützenliste eintragen. Nach Alabas Pass von der linken Seite brauchte Pizarro lediglich seinen Fuß hinzuhalten, damit die Kugel im Netz zappelte (71.). Bayern-Torwart Neuer bescherte den Niedersachsen zumindest den Ehrentreffer, als er Panders harmlosen Freistoß nach vorne abprallen ließ. Und Hoffmann staubte mit dem Kopf ab (84.). Pizarro stellte aber den alten Abstand wieder her. Der zur Pause eingewechselte Robben eroberte sich tief in der gegnerischen Hälfte den Ball und passte zum Peruaner, der Zieler umkurvte und dann ins leere Tor einschob (86.).

Senthuran Sivananda