Der Kreis schloss sich

In Mönchengladbach begann seine Karriere. Dort endete sie auch: Josef "Jupp" Heynckes

Wie es der Zufall so wollte, durfte Bayern-Trainer Jupp Heynckes ausgerechnet in Mönchengladbach Abschied von seiner langen und erfolgreichen Bundesliga-Laufbahn nehmen. Am Niederrhein hatte er seine Karriere als Spieler sowie auch als Übungsleiter begonnen. Zum Abschluss drehte Heynckes´ Bayern-Mannschaft einen 1:3-Rückstand in einen 4:3-Sieg um.

Standesgemäß begannen die Münchner das letzte Ligaspiel ihrer überragenden Spielzeit mit einem weiteren Rekord. Zum ersten Mal in ihrer Bundesliga-Geschichte kassierten sie drei Gegentreffer in den ersten zehn Minuten. Erst köpfte Stranzl Arangos Freistoßflanke in die Maschen (4.). Lediglich wenige Sekunden später spielte ausgerechnet der ehemalige Gladbacher Dante den Ball mit einem kapitalen Fehlpass Hrgota vor die Füße, und nach dem Zuspiel des Schweden behielt Hanke in seiner letzten Partie für die Borussia alleine vor dem Tor die Nerven (5.). Javi Martinez sorgte zwar nach einer schnellen Kombination über Schweinsteiger und Ribery für den Münchner Anschlusstreffer (7.). Allerdings stellten die Gladbacher drei Minuten später den alten Abstand wieder her. Arango eröffnete den Angriff mit einem Pass auf die rechte Außenbahn zu Herrmann, und nach dem Querpass des Flügelflitzers schob in der Mitte Nordtveit sicher zum 3:1 ein. Weil Frankfurt gegen Wolfsburg zurücklag, waren die Niederrheiner "nur noch" drei Tore vom internationalen Geschäft entfernt. Aber die Bayern, die in der Defensive wie schon vor einer Woche gegen Augsburg (3:0) die Zweikämpfe mit Blick auf das anstehende Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund vermieden, übernahmen nach einer Viertelstunde das Kommando, derweil die Hausherren nur noch auf Konter lauerten. Nach Schweinsteigers Einwurf legte Müller zurück zu Ribery, und der französische Ausnahmekönner erzielte mit einem Schuss ins kurze Eck das Anschlusstor (18.). Danach kam die Bayern-Lokomotive ins Rollen. Während FCB-Schlussmann Neuer höchstens bei Standardsituationen und Distanzversuchen gefordert war, strich auf der Gegenseite Lahms Schuss über den Querbalken (28.) und scheiterte Müller am prächtig reagierenden Borussen-Keeper ter Stegen (32.).

In der Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit drehte der neue Meister die Partie komplett. Lahm passte die Kugel in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu Ribery, und Bayerns Linksaußen brachte die Hereingabe volley im gegnerischen Gehäuse unter (53.). Den Siegtreffer sechs Zeigerumdrehungen später bereitete der Franzose vor. Nachdem Ribery den Ball auf die rechte Strafraumseite geflankt hatte, brauchte der unbewachte Robben einzig einzuschieben. Mit dem 4:3 hatten die Bayern die 90-Punkte-Marke geknackt und waren lediglich drei Treffer vom eigenen Torrekord aus der Saison 1971/72 (101 Tore) entfernt. Dass diese Bestmarke nicht auch fiel, lag vor allem am Gladbacher Schlussmann ter Stegen, der Alabas Fernschuss parierte (68.) und bei Mandzukic´ Kopfball mit einer artistischen Fußabwehr zur Stelle war (75.). Und wenn der Torwart mal geschlagen war, wie in der 68. Minute, als Ribery ter Stegen schon umkurvt hatte, dann klärte mit Stranzl ein Verteidiger für seinen geschlagenen Hintermann. Immerhin überboten die Bayern mit ihrem 29. Sieg in dieser Ligasaison (ebenfalls eine neue Bestmarke in der Bundesliga-Geschichte) nicht nur Dortmunds Punkterekord aus der Vorsaison (81 Punkte) um zehn Zähler, sondern unterboten auch den eigenen Gegentorrekord aus der Saison 2007/08 (21 Gegentore) um drei Treffer. Bayern-Trainer Heynckes, der von den Gladbacher Anhängern ebenfalls gefeiert worden war, wurde auf der Pressekonferenz nach dem Spiel von den Gefühlen überwältigt und ließ seinen Tränen freien Lauf.

Senthuran Sivananda