Knatsch-Klub Hannover 96 hat seinen Stresspegel ausgerechnet durch den Punktgewinn in einem Aufreger-Spiel etwas gesenkt. Die Niedersachsen holten am 14. Spieltag der Fußball-Bundesliga ein glückliches 1:1 (1:0) beim FSV Mainz 05 - bleiben damit aber Vorletzter. Nach zuvor vier Pleiten in fünf Partien kann Trainer Andre Breitenreiter immerhin einen Teilerfolg vorweisen. Die Partie war von erneuten Elfmeter-Diskussionen und einer Pyro-Unterbrechung überschattet.
Hendrik Weydandt (12.) brachte die Gäste früh in Führung und schenkte den Mainzern das 600. Gegentor in ihrer Bundesliga-Historie ein. In der Schlussphase glich
Daniel Brosinski (89.) durch einen umstrittenen Foulelfmeter aus. In der hitzigen Schlussphase flog
Oliver Sorg mit Gelb-Rot vom Platz.
Auch am 49. Geburtstag von Manager Horst Heldt verpasste 96 den ersten Auswärtssieg der laufenden Saison. Wie lange die Jobgarantie von Klubchef
Martin Kind für Breitenreiter ("Das Spiel in Mainz ist kein Endspiel für ihn") gilt, ist fraglich.
Die Niedersachsen haben wie schon so oft in der jüngeren Vergangenheit nicht nur sportliche Probleme. Der Verein steht vor einer Zerreißprobe. Kind forciert die Übernahme des Klubs und fordert eine Ausnahmeregelung von der Investorensperre (50+1-Regel). Darüber wird das Schiedsgericht der Deutschen Fußball Liga (DFL) angeblich am Dienstag verhandeln.
Zuletzt hatte die Klubführung den Antrag der Opposition auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgelehnt, obwohl die Gegner von Kinds Übernahmeplänen die erforderliche Anzahl von Unterschriften gesammelt hatten. Der Fanbeirat bezeichnete die Ablehnung als "Satzungsbruch".
Die 23.305 Zuschauer in Mainz sahen in der Anfangsphase ein offenes Spiel. Zunächst scheiterte FSV-Stürmer
Jean-Philippe Mateta per Kopf an Hannovers Torwart
Michael Esser (5.). Dann vergaben Weydandt (8.) und
Takuma Asano (9.) zwei gute Chancen für die Gäste. Kurz darauf machte es Weydandt nach Vorarbeit von
Genki Haraguchi besser.
Die Mainzer, die auf
Rene Adler, Florian
Müller, Phillipp
Mwene,
Ridle Baku und
Emil Berggreen verzichten mussten, hatten postwendend die große Möglichkeit zum Ausgleich -
Pierre Kunde vergab (14.).
Auch in der 23. Minute konnten sich die Gäste, bei denen
Noah Joel Sarenren Bazee,
Ihlas Bebou,
Felipe,
Timo Hübers, Edgar Prib und
Linton Maina fehlten, auf ihr Glück verlassen. Nach einem Schuss von Daniel Brosinski sprang der Ball vom Kopf an die Hand des 96-Verteidigers
Kevin Wimmer. Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) entschied sich nach Videostudium gegen einen Strafstoß.
Nach der umstrittenen Szene passierte bis zur Pause nicht mehr viel. Den Mainzern fehlte die Kreativität in der Offensive, um den Abwehrriegel der Gäste zu knacken.
Kurz nach dem Seitenwechsel musste das Spiel aufgrund der Pyro-Aktivitäten aus dem Gäste-Fanblock für sechs Minuten unterbrochen werden. Als wieder Fußball gespielt wurde, traf der Mainzer
Danny Latza den Pfosten (61.). In der Schlussoffensive der Gastgeber brachte
Matthias Ostrzolek Mateta im Strafraum mit einem Hüftschubser zu Fall - Brosinski verwandelte nach langen Protesten der Gäste vom Punkt.
(sid)