DFB-Pokal 2005/2006 - Halbfinale - Mi., 12.04.2006 - 20:30 Uhr
0:3
HZ - 0 : 1

Pauli hielt die Spannung lange aufrecht

Unbeeindruckt von den Schlagzeilen der Vorwoche: Oliver Kahn

Unbeeindruckt von den Schlagzeilen der Vorwoche: Oliver Kahn

Unbeeindruckt von den Schlagzeilen der Vorwoche: Oliver Kahn

In einem packenden Pokalfight hielt der Drittligist die Halbfinal-Partie lange Zeit offen und stand teilweise sogar dicht vor dem Ausgleich. Ein Doppelschlag Pizarros in der Schlussphase bewahrte dem FC Bayern dann aber doch die Möglichkeit, erstmals das Double innerhalb zweier aufeinander folgenden Spielzeiten einzufahren.

Wie erwartet suchten die Kiezkicker die Zweikämpfe, während der technisch überlegene Rekordmeister die Spielkontrolle an sich reißen wollte. Nach etwas unruhigen Anfangsminuten setzte der FC Bayern seine Unterfangen zwar um, doch die robuste Deckung des Regionalligisten stand vor allem in der Innenverteidigung sicher und hatte Vorteile in den Luftkämpfen. Gegenzüge der von einem euphorischen Publikum angespornten Hausherren endeten meist weit vor dem Strafraum von Lucio & Co. Aber auch die Münchener kamen eine Viertelstunde lang zu keiner echten Torchance. Als sich jedoch Hargreaves in der 15. Spielminute aus über 25 Meter Torentfernung zu einem Schussversuch entschlossen hatte, lag der Ball plötzlich im Netz des überraschten Torwarts Hollerieth, dessen Sprung ins linke Toreck zu spät kam. Bayern ließ sich danach etwas zurückfallen und Pauli kommen. Es dauerte allerdings bis zur 32. Minute, ehe eine echte Ausgleichschance vor Kahns Tor entstand. Luz hatte per Kopf einen Einwurf von der rechten Seite in den Strafraum weitergeleitet und Meggle erreicht, doch dessen Direktabnahme jagte zwei Meter über das gegnerische Gehäuse. Eine Minute später war auf der anderen Seite Makaay plötzlich frei vor Hollerieth, scheiterte aber an der Fußabwehr des Schlussmanns. Die letzte Möglichkeit vor der Pause vergab Mazingu-Dinzey, doch nach schöner Ballannahme bekam der Kongolese nicht genug Druck hinter die Kugel, so dass Kahn den Ball eine Minute vor der Halbzeit ohne Probleme abfing.

Die Hereinnahme von Jeremies für Schweinsteiger zum zweiten Durchgang ließ noch defensiver agierende Münchener erwarten. Genauso kam es. Dass St. Pauli die FCB-Deckung richtig ins Schwimmen bringen würde, war die Überraschung des nun folgenden Spielabschnitts. Mehrfach brannte es lichterloh im Strafraum der Gäste, die sich bei Kahn bedanken durften, dass ein Luz-Kopfball nicht im linken Toreck landete, sondern vom in der Nationalelf degradierten Keeper sensationell zur Ecke abgelenkt wurde (53.). Zwei weitere Hochkaräter für Boll (66., Lucio blockte mit dem Körper ab) und Luz (74., köpfte über die Querlatte) hätten ebenfalls den in dieser Phase nicht unverdienten Ausgleich bedeuten können. Doch in den letzten zehn Minuten wurden die Konter der Bayern immer gefährlicher. Makaay scheiterte neun Minuten vor Schluss noch frei vor Hollerieth, denn er lupfte die Kugel übers Tor. Nach einer Hargreaves-Ecke und einer kleinen Unaufmerksamkeit im Torraum der Gastgeber war allerdings Pizarro zur Stelle und rammte den Ball zur Vorentscheidung ins Netz (84.). St. Pauli hatte danach nicht mehr die Kraft, den Bayern in den letzten Minuten noch viel abzuverlangen und leistete sich zudem einen weiteren Stockfehler vor dem eigenen Kasten. Erneut hatte der Peruaner aufgepasst und staubte zum etwas zu hoch geratenen 3:0-Endstand ab (89.). Bis zum 2:0 hatten die kampfstarken Hamburger dem hohen Favoriten noch alles abverlangt, doch die Kaltblütigkeit Pizarros verhinderte die letzte Chance des Regionalligisten auf eine Sensation.

Ulrich Merk

Der VAR macht den Fußball kaputt, der nimmt die Intensität aus den Zweikämpfen heraus.

— Lukas Podolski in einem Kicker-Interview zur Frage, was ihn am Fußball stört.