DFB-Pokal 2008/2009 - Halbfinale - Di., 21.04.2009 - 20:30 Uhr
4:1
HZ - 0 : 0FT - 1 : 1Verl. - 4 : 1

Schwere Geburt

Zwischen Held und tragischer Figur: Angelos Charisteas

Zwischen Held und tragischer Figur: Angelos Charisteas

Zwischen Held und tragischer Figur: Angelos Charisteas

Für seinen Sprung ins Finale wählte Bayer einen schwierigen Weg, schaffte erst nach 80 Minuten das vermeintliche Siegtor und fing sich dann kurz vor dem Abpfiff noch den plötzlichen Ausgleich ein. Aus der Verlängerung aber entkam der FSV Mainz schließlich nicht mehr und hatte trotz achtbarer Leistung keine andere Wahl, als das wesentlich stärkere Team nach Berlin durchzuwinken. Mit einem letztlich unstrittigen 4:1 zog die Werkself zum dritten Mal in ihrer Klubgeschichte ins Endspiel ein.

Die Frage, wer unbedingter in die Hauptstadt reisen wollte, schien nach den ersten Minuten eindeutig geklärt, denn Bayer packte den FSV sofort im Würgegriff und forderte umgehend klare Verhältnisse ein. Als keine der ersten Halbchancen (3./17.) allerdings verwertet werden konnte, wurde die Aufgabe immer komplizierter. Mainz suchte das Gegenteil von einem offenen Schlagabtausch und investierte all seine Kraft in die Verteidigung, auch auf die Gefahr hin, im Falle eines Rückstands kaum je in die Begegnung zurückzufinden. Doch das Rezept ging wunderbar auf. Für seine beste Chance des ersten Durchgangs musste Leverkusen sich den Weg schon mit einem Distanzschuss freikanonieren, worauf Helmes aus spitzem Winkel beinahe erfolgreich abgestaubt hätte (19.). Ansonsten aber verrann die Zeit, ohne dass groß etwas passierte. Für seinen gehörigen Aufwand erhielt Bayer bis zum Seitenwechsel keinerlei Ertrag und war vom stumpf verteidigenden Gegner, der erst kurz vor der Pause ein erstes Mal aufs Tor schoss (43.), bereits sichtlich genervt.

Bis der Favorit den Pfropfen herausbekam, sollte es noch sehr lange dauern. Zunächst vergingen weitere 35 Minuten, in denen die Labbadia-Elf klar dominierte, sich aber auch nicht auffallend geschickt anstellte und daher weiterhin im Mainzer Beton keine Lücke fand. Allein Kießling kam überhaupt mal zum Abschluss (60.). Je näher der Abpfiff rückte desto mehr hängte sich Bayer dann noch einmal rein und wähnte sich kurz vor dem Ende dann auch endlich am Ziel. Renato aus der Distanz (78.) und Kadlec mit einem Pfostenschuss, den Kießling aus Abseitsposition ins Tor abstaubte (80.), hatten die Schlagzahl soeben erhöht, als einem Joker das vermeintliche Siegtor gelang: Zum dritten Mal zielte Renato aus diesmal fast schon vermessener Position auf Dimo Wache, der das Leder nicht verarbeiten konnte und Angelos Charisteas genau in die Schussbahn klatschte – 1:0 für die Werkself (82.). Alles nahm nun an, die Geschichte wäre erledigt, da der FSV nicht nur moralisch geknickt schien, sondern sich auch nach wie vor keine vernünftige Torchance erarbeitet hatte. Wie sich herausstellte, brauchte er aber auch keine. Als Mainz nämlich doch noch einmal angriff, hörte Bayer plötzlich auf zu verteidigen und lud Bancé nach Flanke von Pekovic völlig überraschend zum Ausgleich ein (88.). Der Grund für diese Schlafmützigkeit: Charisteas hatte sich mit einer durchschaubaren List im eigenen Strafraum zu Boden sinken lassen, worauf die Werkself entweder auf einen Mainzer Schlag ins Aus oder eine Unterbrechung des Schiedsrichters spekulierte. Da beides nicht geschah, stand es plötzlich 1:1.

Aus eigenem Verschulden also musste Leverkusen in die Verlängerung, war nun aber auch so böse auf sich selbst, dass es auf der Stelle zur Sache kam: Vidal nach Vorarbeit von Charisteas sowie des nimmermüden Kießling (92.) und Rolfes nach einer Ecke (104.) machten noch vor dem Wechsel alles klar, ehe Kadlec kurz vor Schluss auch noch das 4:1 draufsetzen konnte (117.). Dass es nun plötzlich so schnell ging, lag vor allem am Zerfall der Mainzer Abwehr, die Jörn Andersen bereits nach dem 0:1 auf Kosten zweier Offensiver entbarrikadiert hatte. So gab am Ende das Ergebnis den Spielverlauf nicht mehr gut wieder, da der FSV den Favoriten doch lange erfolgreich geärgert hatte. Nichtsdestotrotz entlarvte Bayer seinen Gegner aber als klar unterlegen und musste nur wegen seiner eigenen Umständlichkeit überhaupt so lange um seinen dritten Finaleinzug bangen. Ein Weiterkommen der Mainzer wiederum hatte zu keiner Zeit ernsthaft im Raum gestanden.

Maik Großmann

Es ist nicht so, dass man sich fünf Wochen auf eine einsame Insel legt und den ganzen Tag nicht weiß, was man tun soll. Der Rasen muss auch gemäht werden zu Hause.

— Thomas Müller über die Sommerpause