Schalke hatte Europa wieder im Blick

Ließ sich von den Pfiffen in der Münchner Arena nicht kirre machen: Manuel Neuer

Zum vierten Mal trafen Bayern München und Schalke 04 in einem DFB-Pokal-Halbfinale aufeinander, zum ersten Mal fiel dabei die Entscheidung bereits in der regulären Spielzeit. Die Königsblauen erreichten durch einen frühen Treffer von Raul das Endspiel gegen den MSV Duisburg.

Dabei hatten die Bayern die tief sitzende Scharte der Heimniederlage gegen Tabellenführer Borussia Dortmund (1:3) auszuwetzen. Für die Schalker war der DFB-Pokal jedoch die wohl noch einzig verbliebene realistische Möglichkeit, sich für den Europapokal zu qualifizieren. Bei den Münchnern ersetzte Breno den zuletzt schwachen Badstuber in der Innenverteidigung, und Luiz Gustavo durfte auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld beginnen. Bayern-Trainer Louis van Gaal hatte seine Lehren aus dem Dortmund-Spiel gezogen, sein Gegenüber Felix Magath aber auch. Der Schalker Coach setzte gleich mehrere Gegenspieler auf die Münchner Außenstürmer Ribery sowie Robben an und schaltete die beiden damit zumindest eine Halbzeit lang aus. Allerdings waren die Knappen defensiver eingestellt als ihr Lokalrivale aus Dortmund. Königsblau lauerte nur auf Konter und spielte, auch weil die vorgesehene Sturmspitze Huntelaar sich im Training am Vortag verletzt hatte, mit drei Sechsern im Mittelfeld. Damit hatten die Münchner ihre Probleme. Vorne gelang es ihnen 45 Minuten lang nicht, den gegnerischen Abwehrriegel zu knacken, und hinten mussten sie vor allem auf die gefährlichen Standardsituationen der Königsblauen achten. In der 14. Minute konnte Gomez einen Raul-Schuss noch vor der Linie klären. Ein paar Sekunden später nickte jedoch der ehemalige Madrilene Höwedes´ Kopfballverlängerung einer Farfan-Ecke zur Gäste-Führung ein. Die restliche erste Halbzeit brauchten die Münchner, um den Rückstand zu verdauen. Bezeichnenderweise war die beste und einzige Bayern-Chance in der ersten Hälfte einem Konter zu verdanken: Robben blieb allerdings mit seinem Pass an Höwedes hängen und schoss dann den Ball nur ans Außennetz (17.). Vielmehr konnten die Bajuwaren schon froh sein, dass sie zur Pause nicht deutlicher als 0:1 zurücklagen. Tymoshchuk hinderte nach einem Freistoß Raul noch am Abschluss (23.). Und Müller klärte Höwedes´ Kopfball im Anschluss an eine Ecke erst auf der Torlinie (35.).

Nach dem Seitenwechsel zeigten die Hausherren mehr Leidenschaft und legten endlich das Tempo vor, das dem Anlass angemessen war. Nach vier gespielten Minuten in der zweiten Halbzeit musste auch der vom gegnerischen Anhang ausgepfiffene S04-Schlussmann Neuer zum ersten Mal eingreifen und einen harmlosen Schweinsteiger-Abschluss fangen. Der Kopfball, den Schweinsteiger fünf Zeigerumdrehungen später abgab, war schon gefährlicher, jedoch hielt Neuer selbst diesen Ball. Die Knappen hatten nun auch Ribery und Robben nicht mehr im Griff. Ein Schuss des Holländers strich knapp am linken Pfosten vorbei (58.). Dann kam der offensive Kroos für Innenverteidiger Tymoshchuk. Luiz Gustavo rückte in die Abwehr, als defensiver Abfangfänger im Mittelfeld für gegnerische Angriffe wurde der Brasilianer nicht mehr gebraucht. Denn bis dahin waren die Gäste im zweiten Durchgang kaum aus der eigenen Hälfte herausgekommen. Der Ausgleich schien lediglich eine Frage der Zeit zu sein. Nach einer guten Stunde ebbte aber der Druck der Gastgeber wieder ab. Erst in den Schlussminuten nahmen die Bayern wieder Fahrt auf, allerdings hatte sich in der Zwischenzeit die Gelsenkirchener Deckung wieder fangen können. Die beste Chance der Münchner Schlussoffensive vereitelte Neuer, der Riberys Schuss im Nachfassen hielt (87.).

Senthuran Sivananda