EM 2004 - Finale - So., 04.07.2004 - 20:45 Uhr
0:1
HZ - 0 : 0

Griechenland gelang die Sensation

Vater des griechischen Erfolges: Otto Rehhagel

Vater des griechischen Erfolges: Otto Rehhagel

Vater des griechischen Erfolges: Otto Rehhagel

Auch im Endspiel gegen Portugal blieb Griechenland seinem vom deutschen Trainer Otto Rehhagel geprägten Spiel der "Kontrollierten Offensive" in Perfektion treu und gewann durch ein Tor des Bremers Charisteas sensationell die EM 2004.

Verteiltes Spiel ohne Strafraumszenen in den ersten fünf Minuten, in denen sich bereits zeigte, dass die Doppeldeckung der Griechen gegenüber dem ballführenden Angreifer es den Portugiesen schwer machen würde. Ein typisches Beispiel gab eine Aktion Figos am linken Flügel nach acht Minuten ab, in der Figo zwar eine Ecke herausholte, die ebenso wenig einbrachte, wie das Dribbling gegen zwei Verteidiger zuvor. Den ersten Torschuss gab der aufgerückte Verteidiger Miguel in der 14. Minute ab. Nikopolidis lenkte die Kugel einen guten Meter am langen Eck vorbei. Zwei Minuten später tauchte nach einem Fyssas-Hackentrick plötzlich Charisteas vor Ricardo auf, wurde jedoch abgeblockt. Das Tempo nahm daraufhin zu, das Risiko im Angriffsspiel dito. Doch die etwas aktiveren Portugiesen taten sich weiterhin schwer gegen die clevere Abwehr ihres Gegners. Die nächste Ausbeute: ein Maniche-Geschoss aus der zweiten Reihe, flach am linken Pfosten vorbei (24.). Fehler im Aufbauspiel brachten danach die Griechen etwas in Vorteil und Ricardo musste bei zwei Hereingaben zupacken (27., 28.). Unverändert liefen die folgenden zehn Minuten ab, in denen die Griechen immer sicherer wurden, mehr Zweikämpfe gewannen und dem Spiel ihren Stempel aufdrückten. Es fehlte allerdings hüben wie drüben an Torszenen, zudem zerrissen zwei, drei Verletzungen den Spielfluss. Aber vor der Pause wurde immer auffälliger, dass Figo und Deco im ersten Durchgang keinerlei Mittel parat hatten, die griechische Defensive zu knacken. Da Ronaldo und Pauleta in der Spitze zudem kaum einen Zweikampf gewannen, blieben die Portugiesen offensiv stumpf.

So auch in den ersten Spielminuten der zweiten Hälfte, in der sich das Spiel weiterhin zwischen den Strafräumen bewegte. Der erste Eckball für die Griechen brachte jedoch in der 57. Minute das 1:0. Basinas zog auf die vordere Torraumgrenze, wo Charisteas am höchsten sprang und den völlig falsch postierten Ricardo per Kopfstoß überwand. Sofort wütende Angriffe der Portugiesen, doch Ronaldo (59.) und Figo (64.) scheiterten an Nikopolidis. Doch in die Bemühungen der Hausherren, stach die Rehhagel-Elf immer wieder mit gefährlichen Kontern hinein. Der Druck auf das Tor von Nikopolidis erhöhte sich allerdings kontinuierlich, doch die hohen Flanken der Portugiesen wurden zumeist eine Beute von Dellas & Co. Auch wurde nun öfter aus der Distanz geschossen – erfolglos (Deco, Rui Costa). Plötzlich war Ronaldo steil vor dem Tor angespielt worden, doch er verzog den Ball (75.). Rui Costa entwickelte sich immer mehr zur zentralen Leitfigur, doch die Griechen standen vor ihrem sicheren Schlussmann wie eine Gummiwand, an der alles abprallte. In der 89. Minute setzte sich Figo im Strafraum erstmals entscheidend durch, doch sein Flachschuss zischte Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Weil ein Fan aufs Spielfeld gelaufen war, wurden fünf Minuten nachgespielt. Doch die Griechen verteidigten gegen die ideenlos anrennenden Portugiesen auch in den letzten Minuten geschickt ihren Vorsprung und wurden der sensationellste Europameister der EM-Geschichte.

Es ist in unserer Gesellschaft nun mal so, dass nur Titel zählen. Und wenn du keinen Titel holst, dann kannst du das Ding abhaken.

— Reiner Calmund nach der verspielten Tabellenführung mit Bayer Leverkusen, 2002