EM 2004 - Viertelfinale - Do., 24.06.2004 - 20:45 Uhr
8:7
HZ - 0 : 1FT - 1 : 1Verl. - 2 : 2

Portugal nach großem Spiel im Halbfinale

Machte viel Dampf über links: Portugals Simao

Machte viel Dampf über links: Portugals Simao

Machte viel Dampf über links: Portugals Simao

Der sich in der Vorrunde stetig steigernde Gastgeber Portugal gegen die spiel- und kampfstarken Engländer - die Voraussetzungen für ein Fußballfest waren gegeben. Und die Erwartungen wurden übertroffen.

Drei Minuten nach dem Anpfiff blieben den portugiesischen Fans die Freudengesänge im Halse stecken. Englands Keeper David James trat einen weiten Abschlag, den der portugiesische Abwehrspieler Costina mit dem Kopf nach hinten verlängerte. Michael Owen reagierte blitzschnell, fing das Leder ab und spitzelte es aus der Drehung zur 1:0-Führung der Engländer ein. Was folgte, war ein Sturmlauf der Portugiesen, der aber immer wieder von gefährlichen Gegenstößen der Engländer unterbrochen wurde. In der 27. Minute dann ein herber Verlust für die Briten, als Wayne Rooney bei einer Angriffsaktion eine Fußverletzung erlitt und ausgewechselt werden musste. Allerdings zeigte sich Owen als Sturmspitze stark verbessert und sorgte mehrfach für höchste Gefahr in Portugals Strafraum. Klare Feldvorteile besaßen jedoch die Portugiesen, bei denen Figo als Initiator herausragte. Weitere Torerfolge blieben vorerst aus, aber die Spieler wurden mit Applaus in die Halbzeit verabschiedet.

Dass Portugal seine Offensivbemühungen fortsetzen würde, war klar. Aber mit Beginn der zweiten 45 Minuten kam es fast zu einer Belagerung der englischen Hälfte. Jungstar Ronaldo lieferte sich am rechten Flügel packende Zweikämpfe mit Ashley Cole und zog meist den Kürzeren. So verlagerte sich der Angriffsdruck Portugals mehr auf die Mitte, und, ab der Einwechslung von Simao (63.), auf die linke Seite. In der 76. Minute zog Figo vom Sechzehner urplötzlich ab und James hatte viel Mühe, den Ball noch um den Pfosten zu lenken. Zur Verblüffung aller war dies die letzte Aktion des portugiesischen Regisseurs, der kopfschüttelnd den Platz verließ und durch Postiga ersetzt wurde. Ein Bruch im Spiel war dies nicht; Portugal fightete mit durchdachten und klugen Aktionen weiter und wurde in der 84. Minute belohnt. Simao zog von links eine wunderbar getimte Flanke auf den zentral vorm Tor stehenden Postiga und der köpfte souverän zum Ausgleich ein. In der Schlussminute dann noch Aufregung in Portugals Strafraum, als Campbell im Anschluss an einen Beckham-Freistoß - zuvor hatte Owen nur an die Latte geköpft - das Leder über die Linie brachte. Schiedsrichter Urs Meier gab den Treffer jedoch wegen Behinderung des Torwarts nicht.

Ohne Verlust an Tempo und Spielfluss ging es in die Verlängerung. Die ersten 15 Minuten wurden, wie gehabt, von Portugal bestimmt, doch auch England tat nun mehr nach vorn. Nach dem dritten Seitenwechsel dann eine nochmalige Steigerung des dramatischen Geschehens. Ein fast ansatzloser Schuss von Rui Costa aus 16 Metern krachte an die Unterkante der Latte des englischen Gehäuses: 2:1 für Portugal (111.). Doch England hatte noch die Kraft zum Kontern. Eine Beckham-Ecke legte Terry per Kopf auf Lampard ab, und der schoss aus der Drehung zum 2:2 ein (118.). Kurz darauf der Abpfiff - ein Elfmeterschießen musste entscheiden. David Beckham, der im Turnierverlauf (inklusive Qualifikation) schon zwei Elfer vergeben hatte, trat als Erster an - und jagte das Spielgerät hoch übers Tor. Rui Costa, als dritter Schütze der Portugiesen, tat es ihm gleich und so stand es nach fünf Versuchen 4:4 in der Elferaddition. Danach trafen Cole und Postiga. Englands Darius Vassell musste nun ran. Dessen zu schwachen Schuss konnten Ricardo jedoch parieren und Portugals Keeper trat dann selbst an. Unerreichbar für James setzte er die Kugel in den linken unteren Winkel und sicherte, nach einem begeisternden Spiel beider Teams, Portugal das Halbfinale.

Es ist nicht so, dass man sich fünf Wochen auf eine einsame Insel legt und den ganzen Tag nicht weiß, was man tun soll. Der Rasen muss auch gemäht werden zu Hause.

— Thomas Müller über die Sommerpause