EM 2008 - Gruppenphase - Di., 10.06.2008 - 20:45 Uhr
0:2
HZ - 0 : 0

Doppelschlag im Schlafwagen

Explodierte im entscheidenden Moment: Zlatan Ibrahimovic

Explodierte im entscheidenden Moment: Zlatan Ibrahimovic

Explodierte im entscheidenden Moment: Zlatan Ibrahimovic

In einem über lange Zeit sehr schwachen Match sah es nicht danach aus, dass es noch einen Gewinner geben könnte. Dann funktionierte urplötzlich doch das Zusammenspiel zwischen Larsson und Ibrahimovic perfekt. Als der Ball fünf Minuten später überaus kurios nochmals die Torlinie hinter sich ließ, war der übermäßig passive Europameister verdientermaßen von den keineswegs überzeugenden Schweden bezwungen.

Während die Griechen zu Beginn nur in Sachen Rustikalität glänzten (Gelb für Charisteas), erzwangen die Schweden ein leichtes Übergewicht. Den ersten Torschuss aber gab der Nürnberger Charisteas ab, bekam aber keine Wucht dahinter (7.). Griffen die Schweden an, zog sich Kapitän Dellas sogleich mit in die Innenverteidigung zurück und vervollständigte eine rehhagelsche Fünferkette. Deshalb versuchte es Svensson mit einem Gewaltschuss, der aber ordentlich drüber ging (12.). Eine Phase eher ohne viel Tempo schloss sich an. Die Abwehrreihen arbeiteten die übersichtlichen Angriffsversuche meist rechtzeitig ab, so dass es vor den Toren übersichtlich blieb. Ibrahimovic z. B. wurde fast völlig von Kyrgiakos zugedeckt und auf der anderen Seite musste Gekas als Spitze gegenüber seinen zahlreichen Bewachern passen. Das Spiel hing in der Mitte der ersten Hälfte somit reichlich durch, denn es schälten sich offensiv nicht einmal aufschlussreiche Einzelaktionen heraus, geschweige denn vernünftig durchstrukturierte Kombinationen. Nach über 32 Minuten war dann Ibrahimovic endlich einmal vor Kyrgiakos am Leder, doch sein Kopfball tropfte nur von oben aufs Tornetz. Dieses zarte Highlight blieb allerdings nur ein kleines Offensivleuchten im Dunkel einer ideenarmen Partie nahezu ohne Torszenen. Zu sicher stand die kompakte, zweikampfstarke Hintermannschaft des amtierenden Europameisters, der indes selbst wenige Anstalten nach vorne unternahm. Beobachter, die eine zähe Begegnung voraus gesagt hatten, wurden bis zum Halbzeitpfiff voll bestätigt. Auch ein anerkennenswerter Basinas-Aufsetzer, mit dem Isaksson kleine Schwierigkeiten hatte sowie ein schwedischer Angriffszug über links, an dessen Abschluss Larsson nicht mit dem Kopf heran kam, verwischten die miese Bilanz der ersten Hälfte nur unmerklich.

Mit den bislang so typisch ratlosen Flanken aus dem Halbfeld eröffneten die Schweden den zweiten Durchgang ähnlich trübe wie der erste über weite Strecken ablief. Wilhelmssons verunglückter Lupfer übers Tor des herauslaufen Nikopolidis (49.) sah kurz darauf auch eher kläglich aus. Derweil wurden die zumeist nur querpassenden Hellenen für ihren Schlafwagenfußball regelmäßig mit Pfiffen von den Rängen bedacht. Nach einer Stunde Spielzeit war die Partie, immer wieder durch Fehlpässe und kleine Fouls unterbrochen, auf einem erneuten Tiefpunkt angelangt. Selbst als die Schweden Karagounis in der 62. Minute zweimal zum Abschluss einluden, wurde nur ein Vertändler daraus. Vier Minuten später hätte Hansson fast eine Dellas-Flanke in den eigenen Kasten verlängert, verfehlte ihn aber um einen Meter. Im Gegenzug plötzlich das unerwartete 1:0 für die Nordeuropäer. Ibrahimovic nahm einen Einwurf am rechten Strafraumrand auf, doppelpasste perfekt mit Larsson und wuchtete die Kugel links oben in den griechischen Giebel (67.). Zwar kam nun Amanatidis für die Griechen, doch auch umgehend das kuriose 2:0 für die Schweden zustande. Eine abgefälschte Svensson-Bogenlampe fiel vor das Tor von Nikopolidis, wo es Hansson gelang, die Kugel aus einem Meter, trotz Bedrängnis von Torosidis und Seitaridis, über die Linie zu bugsieren (72.). Der Bann war gebrochen, die Griechen für ihre eklatante Destruktivität mit einem Doppelschlag bestraft worden. Ibrahimovic hatte sich nach seinem zur Schonung auswechseln lassen, da musste auch Wilhelmsson (Muskelverletzung) passen. Den Griechen saß der 0:2-Rückstand inzwischen ganz tief im Knochenmark. Von den nachfolgenden Angriffsversuchen ging kaum bis noch weniger Gefahr aus. Vielleicht hätte ein Torosidis-Solo besser abgeschlossen werden können. Isaksson jedenfalls blieb an dessen Ende Sieger (88.). Die letzten Minuten brachte das Dreikronenteam dann ohne Probleme über die Runden.

Ulrich Merk

Christoph Daum hat mal gesagt, der Karlsruher SC ist wie ein Hund, der zwischendurch mal mit dem Schwanz wedelt. Warum hat er uns dann nicht als Blindenhund nicht mit nach Leeds genommen?

— Wild Winnie Schäfer, Trainer des KSC, ätzt gegen Christoph Daum, dessen Wechselfehler bei Leeds United dem VfB Stuttgart die Champions-League-Teilnahme 1992 kostete...