EM 2008 - Qualifikation - Gruppenphase - Mi., 15.11.2006 - 20:00 Uhr
1:1
HZ - 1 : 1

Nahe an einer Blamage

Seine Leistung war ausbaufähig:
<br>Timo Hildebrand

Seine Leistung war ausbaufähig:
Timo Hildebrand

Seine Leistung war ausbaufähig:
Timo Hildebrand

Jogi Löw hatte gut daran getan, die Zyprer im Vorfeld stark zu reden. Die DFB-Elf begann zwar mit souveränem Spiel, ließ sich kurz vor der Pause aber das Heft aus der Hand nehmen und holte es nie mehr zurück. Am Ende war Zypern dem Sieg sogar näher.

Es dauerte lange, bis die Partie ein wenig Fahrt aufnahm. Zypern legte für seine Verhältnisse ein hohes Tempo vor, was dem kühlen und routinierten deutschen Spiel indes wenig anhaben konnte. Dass auch die Gäste kaum Durchschlagskraft besaßen, lag in dieser Phase nur an ihnen selbst. Das Löw-Team ließ sich nicht hetzen und sondierte die Lage in aller Ruhe, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Nach einer Viertelstunde war dieser Augenblick gekommen. Ballack legte sich das Leder nach einem Freistoß selbst vor und zog dann aus 20 Metern ab; leicht abgefälscht sauste die Kugel unhaltbar ins linke Eck. Damit gewann das deutsche Spiel adhoc an Qualität. Wie auf Zuruf handhabten die Zyprer ihr Deckungsverhalten etwas laxer und wurden entsprechend anfälliger. Schweinsteiger vergab die große Chance zum 0:2, als er von Odonkor bedient halblinks frei zum Schuss kam (26.). Weitere Möglichkeiten erstickten erst kurzfristig im Keim. Über eine teils überharte Gangart tasteten sich die Gastgeber gegen Ende des Durchgangs wieder zurück. Clemens Fritz musste erst unter großen Mühen gegen den durchgebrochenen Aloneftis retten und wurde wenig später von Okkas böse niedergestreckt. Aus der Hektik heraus entstand die erste Großchance für Zypern, die prompt im Tornetz endete. Fritz hinderte Aloneftis diesmal nicht entscheidend, so dass dessen hohe Flanke in den Strafraum segeln konnte. Okkas rauschte heran und traf volley in die Torwartecke von Timo Hildebrand. Mit dem ersten Treffer Zyperns überhaupt gegen eine deutsche Elf ging es in die Halbzeit.

Erst mit Verzögerung zeigte sich, welcher Schaden dem deutschen Spiel entstanden war. Als erster bewies Hildebrand Nerven, als er einen sicheren Ball gegen Charalambidis schoss und eilig in sein verlassenes Tor zurückmusste. Fritz aber konnte noch retten (50.). Drei Minuten später lag der Ball tatsächlich im Netz. Zwar war längst Abseits gepfiffen, doch es blieb nicht das letzte Mal, dass die schnellen Okkas und Aloneftis die deutsche Abwehr in Verlegenheit brachten. Zunächst befreite sich das DFB-Team zwar ein wenig, kam durch Schweinsteiger und Ballack jeweils fast zu Chancen, gefährlicher aber blieben die Gastgeber. Vor allem auf den Flügeln herrschte nun mehrmals höchste Not, obgleich die Zyprer das Flanken zumindest nicht erfunden hatten. Dennoch: Deutschland hatte den Faden längst verloren und schwamm in der Abwehr zeitweilig hilflos umher. Eher versehentlich hätte Schweinsteiger dann trotzdem die erneute Führung erzielt, Lambrou kratzte den Ball noch von der Linie (67.). Ballacks Doppelkopfballchance riss das Ruder scheinbar wieder herum (71.), doch ein erhöhtes Schlussrisiko war die deutsche Mannschaft nicht bereit zu gehen. So musste es dann beim Remis bleiben, das eher den Makel hatte, gegen einen namenlosen Gegner zustande gekommen zu sein. Unterirdisch schwach hatte Deutschland nicht gespielt, im Gegensatz zu Zypern aber niemals am Limit.

Maik Großmann

Wenn das Ding nicht zählt, dann wars das und wenn es zählt, dann wars das auch...

— Die Fanradio-Reporter des 1. FC Nürnberg beim Video-Beweis im Relegations-Rückspiel in Ingolstadt.