EM 2012 - Gruppenphase - Sa., 16.06.2012 - 20:45 Uhr
1:0
HZ - 1 : 0

Griechische Abwehrkunst wie 2004

Nutzte seine Chance eiskalt: Georgis Karagounis

Nutzte seine Chance eiskalt: Georgis Karagounis

Nutzte seine Chance eiskalt: Georgis Karagounis

Mit einer Defensivarbeit wie zu besten Zeiten beim sensationellen 2004-Triumph schaltete Griechenland den Favoriten aus Russland aus, der ideenlos anrannte. Das entscheidende Tor schoss der 35-jährige Kapitän Karagounis zudem nach einem Abwehrfehler der Advokaat-Elf.

Zwar kam Salpingidis bereits nach drei Minuten per Kopf im Fünfer an den Ball, doch das Runde ging ins Aus und der Grieche war im Abseits. Katsouranis verlängerte den ersten Eckball gefährlich vors Tor, doch es wurde durch Malafeev zur zweiten Ecke gerettet (6.). Griechenland war unter Zugzwang, musste gewinnen und übte auch Druck aus. Erneut drei Minuten später flog Gekas mit gestrecktem Bein nur knapp an einer Samaras-Flanke vorbei. Doch auch Arshavin war frei vorm Tor, scheiterte aber an Sifakis (10.), die Russen aber mischten nun auch mit. Der Schuss von Kerzhakov war noch gefährlicher, ging nur ganz knapp über den rechten Winkel (13.). Gegenüber leitete Gekas einen weiten Schlag aus der Abwehr weiter, doch auch Malafeev war zur Stelle (14.). Es ging weiter im Minutentakt: Durchbruch Zhirkov über links, doch zur Ecke gerettet (17.). Weitere Halbchancen für Gekas, Dzagoev und Arshavin folgten, weil beide Seiten das Mittelfeld schnell überbrückten. Die Russen kontrollierten die Partie ab der 20. Minute zwar deutlicher, doch dafür mangelte es nunmehr an Torszenen. Griechenlands Defensive stand nach einer halben Stunde sehr gut, die russischen Versuche versandeten regelmäßig, nach vorne lief für Hellas aber gar nichts mehr. Zehn Minuten vor der Pause hatten Tempo und Präzision erschreckend nachgelassen. Kerzhakov säbelte typischerweise nach 38 Minuten in guter Position über den Ball, schoss zwei Minuten später aber hauchdünn übers Tor wie auch Zhirkov, dessen Hammer die Latte streifte (39.). Nachdem zudem Shirokov abgeblockt wurde (45.), zwei weiteren wirkungslosen Eckbällen für die Russen, hatte Karagounis nach einem missglückten Zhirkov-Kopfball nach einem Einwurf plötzlich den Weg frei und schoss aus halbrechter Position trocken zum 1:0 für die Griechen ein, nur wenige Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit in Durchgang eins.

Mit Pavlyuchenko für Kerzhakov im Angriff liefen die Russen zur 2. Halbzeit auf, prallten aber genauso wie zuletzt vor der Pause an der sattelfesten Griechen-Deckung ab, spielten allerdings auch ohne den bereits im Turnier gezeigten Spielwitz. Erst mit einem Shirokov-Geschoss strahlte der Favorit wieder Gefahr aus (51., links hoch über den Kasten). Hellas zog zwar selbst kaum noch in die gegnerische Hälfte, stand aber hinten vielbeinig, kampfstark und kompakt. Denisov versuchte es aus der Distanz, schoss aber einen Meter vorbei (57.). Eine Minute später brach Torosidis durch, erreichte aber keinen Mitspieler (59.). Zwei Eckbälle der Griechen folgten, brachten weitere Brisanz. Kurz danach stürzte Karagounis im 16er, sah Gelb und bekam keinen Elfer: Grenzwertig. Den Russen gelang weiterhin wenig, das Team spielte fahrig. Trainer Santos wechselte zweimal defensiv für die Griechen ein, spielte nach einer guten Stunde auf Ergebnis. Tzavellas zirkelte nach 69 Minuten einen Freistoß gegen das rechte Lattendreieck, nun also die Griechen im Pech. Aus der Distanz scheiterte Denisov gegenüber (75.), zudem waren die Russen zu diesem Zeitpunkt ausgeschieden, weil Tschechien inzwischen gegen Polen führte. Das Spiel ging nur noch Richtung Sifakis-Gehäuse, ohne dass die Advokaat-Truppe jedoch besser spielte, zudem im Abschluss schlecht zielte. Auch Dzagoev hatte mit einem guten Kopfball kein Glück, knapp vorbei (84.). Russland belagerte weiter den griechischen Strafraum, fand aber kaum eine Lücke. Pogrebnyak scheiterte in der Nachspielzeit am Keeper, Dzagoev schoss übers Tor und nach 95 Minuten war Russland sensationell gegen die griechischen Abwehrkünstler ausgeschieden.

Ulrich Merk

Was man nicht sieht, kann man nicht halten.

— Claus Reitmaier