Spanien nicht überzeugend, aber siegreich

Machte den Halbfinaleinzug klar: Xabi Alonso

Ohne Glanz erreichte Spanien das Halbfinale. Den Franzosen mangelte es an Qualität, die keineswegs sicher wirkende Abwehr der Iberer zu überwinden. Benzema und Ribery waren vorne zu oft isoliert. Spaniens Matchwinner war der zweifache Torschütze Xabi Alonso.

Frankreichs Trainer Laurent Blanc bestrafte Undiszipliniertheiten: Ben Arfa, Nasri, Diarra - allesamt in Streitigkeiten nach der 0:2-Niederlage gegen Schweden verwickelt - mussten mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen. Ihren gegen Spanien angetretenen Mannschaftskollegen blieb auf dem Platz meistens nur die Zuschauerrolle. Allerdings gelang es ihnen in der ersten Halbzeit in hohem Maße, Torchancen des amtierenden Europameisters zu unterbinden. Ein einziger zwingender Angriff, eingeleitet von Iniesta, genügte den Iberern allerdings zur Führung. Alba übersprintete auf links seinen Gegenspieler und flankte ins Zentrum, wo der vollkommen frei stehende Xabi Alonso per Kopfball traf (19.). Frankreich kam nur vereinzelt an Spaniens 16er heran - herausgespielte Torchancen gab es nicht. Ein fein gesetzter Freistoß von Cabaye, aus etwa 25 Metern aufs obere linke Eck gezirkelt, stellte die härteste Prüfung für Casillas dar, die der Keeper jedoch meisterte (32.). Lloris, im Kasten der Equipe Tricolor, bekam jedoch auch nicht viel zu tun. Spaniens beste Chance auf einen weiteren Treffer vergab Pique, der bei einer Ecke freistehend einen Kopfball hoch über den Querbalken setzte (39.).

Mit weitaus mehr Agressivität als im ersten Abschnitt versuchten die Franzosen zum Ausgleich zu kommen. Dem Spiel tat das frühere Attackieren der Bleus gut, da die eindimensionale Ballzirkulation der Spanier nun doch ab und an unterbrochen wurde. Zu selten aber verstanden es die Spanier, aus ihrem Ballbesitz gefährliche Situationen zu entwickeln, und ohne zündende Ideen war ihr Tiki Taka nur brotlose Kunst. Frankreichs Manko: Ribery und Benzema fanden nach gelungenen Aktionen keine adäquaten Anspielpartner, die deren Vorarbeiten nutzen könnten. In der 60. Minute war es immerhin knapp, als Debuchys Kopfball nach einer Ribery-Flanke nur wenige Zentimeter über die Querlatte fegte. Spaniens Kontermöglichkeiten blieben aufgrund Frankreichs Aufrücken nicht aus, aber Lloris (62., vor Fabregas) und Koscielny (69., vor Pedro) klärten in den bedrohlichsten Situationen rechtzeitig. In den Schlussminuten ging Frankreich die Luft aus, man kam nicht mehr in Spaniens Strafraumnähe. Stattdessen fing sich Blancs Team in der 90. Minute den zweiten Gegentreffer. Reveillere rempelte Pedro im 16er und Schiedsrichter Rizzoli zeigte auf den Punkt. Xabi Alonso, in seinem 100. Länderspiel, verwandelte den Elfer sicher.

André Schulin