Kohfeldt macht sich Sorgen - «Werde nicht weglaufen»

von Marcel Breuer | dpa11:52 Uhr | 02.02.2020
Werders Trainer Florian Kohfeldt versucht trotz sportlicher Misserfolge souverän zu bleiben. Foto: Matthias Balk/dpa
Bremens neuer Hoffnungsträger Davie Selke konnte Trainer Florian Kohfeldt dieses Schlüsselspiel auch nicht retten. Der frühere U21-Europameister erlebte stattdessen nur einen Tag nach seiner Verpflichtung die prekäre Werder-Situation am eigenen Leib.


«Wir müssen das abhaken und in jedem Spiel alles raushauen, um die Klasse zu halten. Wir wissen, wie ernst die Lage ist, aber wir bleiben positiv», sagte der 25-Jährige nach seinem erfolglosen Kaltstart beim 1:2 (1:0) beim FC Augsburg.

Anfällig in der Defensive, harmlos im Angriff - so müssen die Hanseaten im Pokal-Achtelfinale am Dienstag gegen die Dortmunder Tormaschinerie um den neuen Liga-Liebling Erling Haaland ein Debakel fürchten. «Die sind in einem absoluten Flow, wir jetzt nicht so. Wir müssen versuchen, sie aus unserer Außenseiterrolle mit Nadelstichen zu nerven», sagte Kohfeldt. Zu verlieren hat der sechsmalige Cupsieger nichts, eine Klatsche würde die alarmierende Lage vor dem nächsten Anti-Abstiegsduell in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Union Berlin aber verschärfen.

Kohfeldt strahlte bei der sachlichen Analyse der sportlichen Tristesse demonstrativ Ruhe aus, lässig steckten seine Hände in den Hosentaschen. Aufgeben kommt für den 37-Jährigen nicht in Frage. «Wenn ich das Gefühl hätte, dass die Mannschaft nicht mehr das Gefühl hat, dass es die besten Lösungen sind, würde ich das Gespräch suchen und fragen, ob das so ist. Dieses Gefühl ist bislang nicht zu einer Sekunde bei mir aufgekommen», erklärte der Coach. «Zurücktreten ist Weglaufen. Ich werde nicht weglaufen, unter keinen Umständen.»



Dass sich Kritik von Fans und Umfeld auch gegen ihn richtet, kann der Coach «natürlich» verstehen. «Ich bin Werder-Trainer und Werder-Fan», sagte Kohfeldt. Als Trainer versuche er souverän zu bleiben, Mannschaft, Coach und Geschäftsführung stünden eng zusammen. «Als Werder-Fan mache ich mir Sorgen», gestand der 37-Jährige, der sich im Winter über die Zugänge von Stürmer Selke (Hertha) und Verteidiger Kevin Vogt (Hoffenheim) freuen durfte. Durch der Rückkehr verletzter Spieler in den kommenden Wochen soll in der Spielweise wieder mehr agiert statt reagiert werden - und dann sollen auch die Punkte her.

«Wir haben keine Zweifel an Florian», bekräftigte Sportchef Frank Baumann. Die Bremer sind für besonnenes Handeln bekannt, selbst wenn die Situation laut Baumann «dramatisch» ist. Seine Rückendeckung bleibt aber für den seit 2017 in der Verantwortung stehenden Coach.

Dass der FCA mit nun neun Punkten Vorsprung fast außer Reichweite ist, soll nicht beeinflussen. «Wir müssen unsere Leistung verbessern und Ergebnisse liefern», sagte der Sportchef. «Die Mannschaft will auf alle Fälle, aber wir sind nicht clever und mutig genug.»

Florian Kohfeldt
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Diese Elemente erhoffen sich die Bremer durch Selke, der enorm einsatzfreudig zur Sache ging. Am slapstickartigen Eigentor zur 1:0-Führung durch Tin Jedvaj war der Rückkehrer, der bereits von 2013 bis 2015 für Werder stürmte, maßgeblich beteiligt. Doch Florian Niederlechner und Ruben Vargas sorgten für den verdienten FCA-Sieg. «Werder ist ein besonderer Verein für mich», sagte Selke. «Ich freue mich, dass ich hier sein und in dieser Situation helfen darf.»

(dpa)

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