Cup-Coup auf dem Zahnfleisch? Kiel will dem Stress trotzen

von Marcel Breuer | dpa15:43 Uhr | 29.04.2021
Außenseiter Holstein Kiel will trotz Dauerbelastung in das DFB-Pokalfinale. Foto: Daniel Karmann/dpa
Mit dem Motto «Wer die großen Bayern eliminiert, der kann auch den BVB bezwingen» geht Favoritenschreck Holstein Kiel in die nächste Pokal-Herausforderung.

«Es ist herausragend, ein Pflichtspiel gegen Borussia Dortmund zu haben. Und das nicht, weil sich die Losfee verirrt hat», sagte Coach Ole Werner mit Blick auf die Halbfinalpartie des ambitionierten Zweitliga-Vierten am Samstag (20.30 Uhr/ARD und Sky) beim haushohen Favoriten aus Westfalen.

Nach 28 Tagen Quarantäne in den vorherigen sechs Wochen sind die Störche seit gut einer Woche wieder voll im Training und mit vier Punkten aus den Spielen in Osnabrück (3:1) und Nürnberg (1:1) gut aus den Startlöchern gekommen. Deshalb trauen sich die in der Liga gerade besonders auswärtsstarken Norddeutschen (drittbester Zweitligist/nur 3 Niederlagen in 16 Spielen) auch den Einzug ins Endspiel in Berlin zu. Den Fitnesszustand seines Teams bezeichnete Werner zwei Tage vor dem Pokal-Highlight als «nicht optimal, aber bestmöglich».

Im laufenden Cupwettbewerb haben die «Störche» ihre Gastspiele in Rielasingen (7:1) und zuletzt beim anderen Favoritenschreck RW Essen (3:0) souverän gewonnen. Höhepunkt des Durchmarschs ins Halbfinale war aber der Zweitrunden-Erfolg über Pokalverteidiger Bayern München am 13. Januar: Zweimal lagen die Kieler hinten, zweimal kamen sie zurück und behielten letztlich im Elfmeterschießen 6:5 die Oberhand.



So lief es auch danach im Viertelfinale gegen Darmstadt 98 (1:1/7:6) und so ähnlich könnte es auch am Samstag beim mitunter in Heimspielen anfälligen BVB (15 Spiele/4 Pleiten) laufen, hoffen die Kieler zumindest. Ole Werner: «Wenn wir das Elfmeterschießen erreichen, haben wir viel richtig gemacht. Unser Plan ist das aber nicht.» Zur Stratege gehört es dagegen, Dortmunds Toptorjäger Erling Haaland zu stoppen. Das könne nur im Verbund und mit gegenseitiger Unterstützung gelingen, betonte der 32 Jahre alte Coach.

Nicht mithelfen können Stefan Thesker, Mikkel Kirkeskov und Alexander Ignjovski, die wegen Verletzungen oder aufgrund von Corona-Nachwirkungen fehlen. Die Stammkräfte Alexander Mühling und Ioannis Gelios sind mittlerweile zwar aus der Quarantäne zurück. Mittelfeldmann Mühling hat aber großen Trainingsrückstand und Torhüter Gelios plagten zuletzt Rückenprobleme.

Trotz der sechs noch ausstehenden Punkt- und der zwei möglichen Pokalspiele bis zum Saisonende am 23. Mai werde man in Dortmund «alle Kräfte mobilisieren, um die bestmögliche Leistung auf den Platz zu bringen», versprach Werner. Das wird auch nötig sein, denn Torschütze Janni Serra beschrieb nach dem jüngsten 1:1 in Nürnberg drastisch, er sei «im Arsch» gewesen. Und die «Kieler Nachrichten» (Donnerstag) kommentierten die Lage trefflich so: «Die Tankanzeige blinkt, Zeit zum Auffüllen der Reserven bleibt praktisch nicht. Aber (Pokal-)Geschichte kann auch auf dem Zahnfleisch geschrieben werden.»


An das letzte Pokalduell mit dem BVB kann sich Werner nicht erinnern. Als der damalige Regionalligist aus Kiel am 7. Februar 2012 mit 0:4 gegen den späteren Pokalsieger verlor, war er gerade auf Weltreise.

Es fehlt immer ein bisschen. Und dadurch fehlt am Ende ziemlich viel.

— Peter Stöger zur Ausbeute von 2 Punkten nach 10 Spielen