Überall Zweitbester: Das Schicksal von Bayers Alario

von Marcel Breuer | dpa13:46 Uhr | 28.10.2020
Leverkusens Trainer Peter Bosz (l) hat in Lucas Alario derzeit nur einen Mittelstürmer. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa-Pool/dpa
Argentiniens Fußball-Weiser Cesar Luis Menotti sprach einmal ein großes Lob für Lucas Alario aus.

«Er ist nach Lionel Messi der beste Stürmer Argentiniens», sagte der Weltmeister-Trainer von 1978. Angesichts von einer Konkurrenz, die zu diesem Zeitpunkt Sergio Agüero (Manchester City), Paulo Dybala (Juventus Turin), Angel Di Maria (Paris Saint-Germain) und den inzwischen zurückgetretenen Gonzalo Higuaín (Inter Miami) umfasste, ein Ritterschlag.

Alarios Problem: Auch bei Bayer Leverkusen, wo er die Rückennummer 13 von Rudi Völler und Michael Ballack trägt, sehen sie in ihm den zweitbesten Stürmer - in ihrem Kader. An seinem Status als Edeljoker änderte sich weder nach dem Trainer-Wechsel von Heiko Herrlich zu Peter Bosz etwas, noch nach dem Abgang des über Jahre vor ihm stehenden Kevin Volland.

Für kurze Zeit ruhen Bayers Hoffnungen auf Alario. Doch wenn der auch in seiner Heimat bei Slavia Prag (21.00/RTL und DAZN) fehlende Tscheche Patrik Schick zurückkehrt, wird er wohl wieder ins zweite Glied rücken.

Ohne seinen Top-Stürmer wird am Donnerstag auch der zweite deutsche Europa-League-Vetreter auskommen müssen. Doch bei der TSG 1899 Hoffenheim, die bei KAA Gent in Belgien antritt (18.55/DAZN), wird das Ersetzen des nach einer Corona-Infektion noch fehlenden Andrej Kramaric auf mehrere Schultern verteilt: Munas Dabbur, Ishak Belfodil, Ihlas Bebou, Sargis Adamyan und Klauss versuchten, den Verlust aufzufangen. Aber keiner konnte bisher die Klasse von Kramaric zeigen, der in den ersten drei Bundesliga-Spielen sechs Mal getroffen hatte. Für Trainer Sebastian Hoeneß ist der 29-Jährige «ein enorm wichtiger Spieler, der immer in der Lage ist, den Unterschied auszumachen».

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Lucas Alario
AngriffArgentinien
Zum Profil

Person
Alter
31
Größe
1,84
Gewicht
78
Fuß
R
Saison 2020/2021

Bundesliga

Spiele
25
Tore
11
Vorlagen
1
Karten
2--


Die Breite Hoffenheims hat Bayer in vorderster Front nicht. «Lucas ist mein einziger Mittelstürmer», klagte Bosz am Montag nach dem 3:1 gegen den FC Augsburg, bei dem Alario, den sie in seiner Heimat wegen der markanten Nase «Die Pfeife» nennen, mit zwei Treffern wie zuvor beim 1:0 in Mainz zum Matchwinner wurde. Weshalb ihm sein Trainer schon im Vorfeld «ein großes Kompliment» zollte: «Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat keine einfache Rolle. Er spielt regelmäßig, aber er ist kein Stammspieler. Doch wenn er da sein muss, ist er da.»

Doch mit seiner Rolle als Edeljoker schon im vierten Jahr ist der 28-Jährige nicht zufrieden. Nahezu in jeder Transferperiode kokettierte er mit einem Wechsel, aber Bayer ließ ihn nie gehen. Doch sein Status sorgte auch dafür, dass er in der Nationalmannschaft nie den Durchbruch schaffte. Auf ganze acht Einsätze kommt er seit seinem Debüt 2016, die meisten als Joker. Und das, obwohl er mit drei Toren mehr geschossen hat als Dybala bei 29 Einsätzen. Zuletzt wurde Alario auch nominiert, der erzürnte PSG-Star Di Maria aber nicht. Ihn in der Hinterhand zu wissen, ist eben ein gutes Gefühl.

Und seine Quote für Bayer ist beeindruckend. Alle 108 Minuten war er an einem Tor beteiligt. Volland lag bei 139, Schick kommt seit seinem Wechsel in die Bundesliga zu Leipzig im Vorjahr auf 120. Augsburgs Torhüter Rafal Gikiewicz zeigte sich schwer beeindruckt vom Doppel-Torschützen. Der Elfmeter sei unhaltbar gewesen, den Kopfball «kann ich vielleicht halten, wenn ich Manuel Neuer bin».

Wie in jeder Zwischenphase als Stammspieler hofft Alario auch diesmal, sich dauerhaft durchsetzen. Was er tue, wenn Schick wieder fit ist, «werde ich zuerst mit den Spieler besprechen», sagte Bosz. «Der Trainer muss es entscheiden und wir werden das akzeptieren», versprach Alario. Sein Blick verriet, dass er ahnt, wie die Entscheidung ausfallen wird.



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(dpa)

Wir haben uns vorgenommen, aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte zu holen. Das ist natürlich scheiße heute, ein Punkt zu wenig.

— Lukas Podolski, 1. FC Köln, nach seinem Bundesliga-Debüt gegen Hansa Rostock (1:1).