Bundesliga 2005/2006 - 2. Spieltag - Sa., 13.08.2005 - 15:30 Uhr
2:0
HZ - 0 : 0

Herthas Champions-League-Reife: Fehlanzeige

Überraschender Torschütze: Oliver Schröder

Überraschender Torschütze: Oliver Schröder

Überraschender Torschütze: Oliver Schröder

Mit einem 2:0 über Aufsteiger Eintracht Frankfurt erfüllt Hertha BSC in der Heimpreimiere die Pflicht – mehr aber auch nicht. Durch zwei unglückliche Gegentore brachte sich die Funkel-Elf um den Lohn der fleißig verrichteten Defensiv-Arbeit.

Das Spiel im Olympiastadion begann sehr zerfahren. Frankfurt staffelte sich geschickt zentral im Defensivbereich und nahm den wieder einmal auf den Außenpositionen schwachen Berlinern so den Raum. Der Aufsteiger versteckte sich in der ersten Halbzeit dennoch nicht, und versuchte immer wieder, über die schnellen Offensivleute Cha und Amanatidis zu kontern. Durchschlagskraft hatten sie gegen die Berliner Innenverteidigung jedoch nicht. Das sah auf der anderen Seite auch nicht besser aus. Eine ideenlose Berliner Mannschaft, die deutlich mehr Spielanteile besaß, suchte wie gewohnt Marcelinho, dem aber auch nichts einfiel. Einen der Frankfurter Entlastungsangriffe über den agilen Jermaine Jones stoppte Dick van Burik mit einem rüden Foul, das der Schiedsrichter zwar mit einem Freistoß, aber unverständlicherweise nicht mit einer Karte ahndete. Die erste halbwegs nennenswerte Torgelegenheit hatte dann Malik Fathi nach 25 Minuten: sein Kopfball nach Marcelinho-Freistoß verfehlte das Tor aber deutlich. Zehn Minuten später drang Cha in den Berliner Strafraum ein, seine viel zu offensichtliche Schwalbe im Zweikampf mit Niko Kovac wurde zu Recht mit Gelb bestraft. Kurz vor der Pause dann doch noch so etwas wie eine gute Torchance in einem vor allem für Hertha-Fans enttäuschenden Spiel: Gilberto kam zwei Meter vor dem Tor aus spitzem Winkel zum Schuss – und versäbelte das Leder dermaßen, dass es danach nur Einwurf für die Eintracht gab.

Frankfurt kam besser aus der Pause, die Konter-Ansätze waren durchaus sehenswert, vor allem Jones und Cha wussten zu gefallen. Bei Simunic und van Burik war allerdings kaum ein Durchkommen. In der 53. Minute erhielt Oliver Schröder auf der rechten Mittelfeldseite das Leder, zog unbehindert zehn Meter in die Mitte ziehen und hielt, da sich kein Mitspieler freilief und ihn kein Gegenspieler attackierte, aus 25 Metern einfach drauf. Der platzierte, aber keineswegs harte Außenristschuss ging durch vier Verteidiger zum 1:0 hindurch ins Torwart-Eck. Markus Pröll im Kasten der Frankfurter sah den Ball erst spät, unhaltbar wirkte der Schuss dennoch nicht. Dieses eher zufällige Tor lähmte die bis dato sehr diszipliniert verteidigenden Frankfurter, denn von dem Moment an war von den Gästen kaum noch etwas zu sehen. Dieser Eindruck verstärkte sich, als nach 65 Minuten der von den Fans ersehnte Yildiray Bastürk für den enttäuschenden Wichniarek eingewechselt wurde. Mit der Hereinnahme des kleinen Technikers waren Flanken und Ecken plötzlich gefährlich. Eine Viertelstunde vor dem Ende hatte Marcelinho dann seine erste richtig gute Offensiv-Szene: einen Freistoß vom rechten Flügel schlenzte der Brasilianer überraschend aufs Tor. Markus Pröll boxte das Leder aber mit beiden Fäusten aus dem Winkel. Kurz darauf machte der schwache Amanatidis auf Frankfurter Seite Platz für Kopfballspezialist Arie van Lent. Dass diese Einwechslung so schnell Wirkung zeigte, wird Eintracht-Coach Funkel nicht geschmeckt haben: eine Marcelinho-Ecke ließ der Oldie über seine Glatze hinweg ins eigene Tor rutschen. Frankfurt war nun geschlagen, versuchte aber noch was. Nach einer Unsicherheit von Tremmel schaffte es Jones nicht, den Ball im Tor unterzubringen. Und kurz vor dem Schlusspfiff köpfte van Lent aufs richtige Tor: der schönste Angriff des ganzen Spiels. Cha brachte nach einem Konter über die rechte Seite das Leder in die Mitte, van Lent köpfte ans Lattenkreuz. Nach dem Schlusspfiff konnte sich die Hertha über drei verdiente Punkte freuen. Frankfurt war in einem mäßigen Spiel nicht die schlechtere Mannschaft. Der Aufsteiger verteidigte geschickt, in der Offensive fehlte aber das Durchsetzungsvermögen. Berlin präsentierte sich in dieser Form sicher nicht als Anwärter auf die Champions League-Plätze, dafür war das Team auf den Außenpositionen zu schwach besetzt und in der Offensive mit Ausnahme von Marcelinho und Bastürk zu berechenbar.

Michael Lessenich (11FREUNDE-Redaktion)

Das macht uns so unberechenbar: Keiner weiß, wann er ausgewechselt wird.

— Thomas Helmer zu seiner Auswechselung im Pokalendspiel Bayern gegen Duisburg in Minute 34