Bundesliga 2005/2006 - 27. Spieltag - Sa., 25.03.2006 - 15:30 Uhr
5:0
HZ - 2 : 0

Hannover weckte die Furie

Mit besserer Bewerbungsmappe als Mertesacker: Nelson Valdez

Mit besserer Bewerbungsmappe als Mertesacker: Nelson Valdez

Mit besserer Bewerbungsmappe als Mertesacker: Nelson Valdez

Werder war auf Wiedergutmachung erpicht und startete genauso desolat wie in den Spielen zuvor. Als Hannover längst haushoch hätte führen müssen, kamen die Bremer glücklich und unverdient zu zwei Toren. Plötzlich wirkte die Medizin, und Hannover fiel völlig auseinander.

Für seine Verhältnisse scherzhaft hatte Thomas Schaaf angekündigt, keinen Stein auf dem anderen zu lassen, um das Ungemach der letzten Wochen zu verarbeiten. Tatsächlich wirbelte er seine Mannschaft dann etwas durch und verpasste sowohl Klasnic als auch Owomoyela einen Denkzettel - Pasanen und Valdez standen in der Startelf. Peter Neururer hatte solchen Kummer nicht; zum dritten Mal in Folge begann Hannover 96 in der gleichen Formation. Das Spiel begann langweilig und unaufgeregt. Bremen hatte Probleme, eine spielerische Linie zu finden. Dann kam Hannover und vergab in Person von Dabrowski gleich eine Riesenchance, als er allein vor Wiese stand, aber einen Moment zu lang zögerte. Werders Keeper schnellte heraus und pflückte ihm die Kugel vom Fuß (11.). Plötzlich merkte man, wie gut die Niedersachsen eigentlich spielten und wie schlau sie gestaffelt waren. Die Gäste waren jetzt klar die bessere Mannschaft und deckten die ganze Verunsicherung der Werder-Elf auf. Eine Doppelchance von Hashemian und Dabrowski (17.) hätte genauso gut die Führung bedeuten können wie ein Distanzschuss von Brdaric (21.). Das lauteste Raunen ging durchs Stadion, als Wiese einen Mertesacker-Kopfball gerade noch an die Latte lenken konnte (22.). Bei Werder lief überhaupt nichts zusammen; kurioserweise passte es besser, als Frings alte Verletzung wieder aufbrach und Jurica Vranjes eine Bewährungschance bekam. Am Kroaten lag es allerdings nicht, dass Werder plötzlich in Führung ging; da hatte eher Fortuna ihre Finger im Spiel. Micoud passte vom linken Flügel in den Strafraum, wo der Ball an Freund und Feind vorbei zu Valdez kam. Völlig frei stehend, musste der Paraguayer nur noch den Fuß reinhalten (43.). Das war schon lächerlich, aber als Micoud gleich danach Mertesacker anschoss und dieser den Ball unhaltbar ins Tor abfälschte, war die Partie völlig auf den Kopf gestellt.

Genau solcher glücklicher Umstände schien es im Bremer Spiel bedurft zu haben. Plötzlich lief die Kugel wieder wie geschmiert, und Charme uns Biss kehrten ins Weserstadion zurück. Innerhalb von drei Minuten machten die Grün-Weißen alles klar. Erst schloss Valdez einen Konter über Klose mit dem 3:0 ab (51.); zwei Minuten später besorgte der deutsche Nationalspieler selbst das 4:0, als er von Micoud bestens in Szene gesetzt wurde. Hannover war nun völlig desillusioniert. Eine Halbzeit lang hatten sie Bremen an die Wand gespielt und lagen nun uneinholbar zurück, weil sie durch Pech und Ungeschick den eingeschüchterten Gegner aufgebaut hatten. Und ausgerechtet Mertesacker war Hannovers schimmligster Apfel. Fast an allen Gegentoren war er beteiligt und gab ein miserables Bewerbungsschreiben in Bremen ab. Mann des Tages war der Bremer Nelson Valdez, der neun Minuten vor Schluss noch das 5:0 folgen ließ und die Demütigung für Hannover perfekt machte. So endete das Spiel mit einem Ergebnis, das nach 40 Minuten eher andersherum hätte lauten müssen. Verdient hatte das Resultat keines der beiden Teams.

Maik Großmann

Wenn ich froh bin, ausgewechselt zu werden, höre ich auf mit Fußball.

— Matthias Sammer, BVB, nach einem 2:2 beim MSV Duisburg.