Bundesliga 2005/2006 - 6. Spieltag - Di., 20.09.2005 - 20:00 Uhr
2:1
HZ - 0 : 1

Werder vergab leichtfertig den Dreier

Sein Tor leitete die Wende ein: Thomas Broich

Sein Tor leitete die Wende ein: Thomas Broich

Sein Tor leitete die Wende ein: Thomas Broich

In einem Spiel mit zwei vollkommen unterschiedlichen Halbzeiten konnte Mönchengladbach dank eines Kraftaktes die desaströsen ersten 45 Minuten vergessen machen und Werder Bremen 2:1 niederringen.

Dabei fing es für die Schaaf-Elf noch mehr als viel versprechend an. Im Minutentakt erarbeitete sich der Gast hochkarätige Chancen. Zunächst tauchte Micoud nach tollem Klasnic-Pass frei vor Kasey Keller auf, lupfte den Ball aber über das Tor (7.). Nur eine Minute später war Micoud wieder nach Klasnic-Pass allein vor dem Gladbacher Keeper, wurde aber wegen einer angeblichen Abseitssituation zurückgepfiffen (8.). Und nur eine Zeigerumdrehung später lief Miroslav Klose, ebenfalls sträflich ungedeckt, auf Keller zu, schoss den Torwart allerdings an (9.). Es war schon erstaunlich, wie problemlos und ungestört die Bremer gegen hilflose Gladbacher kombinieren konnten. Nach 17 Minuten hatte der in der Defensive vollkommen überforderte Gastgeber die erste Torchance und somit auch die erste wirkliche Entlastung: Kahé köpfte aber nach feiner Lisztes-Flanke einen guten Meter neben das Tor. Diese Torchance für Mönchengladbach sollte in der ersten Halbzeit jedoch die Ausnahme bleiben, denn nur wenig später vergaben Andreasen und Klasnic in aussichtsreichen Positionen. Nach 20 Minuten wurde die Passivität der Borussen bestraft: Frings konnte auf der rechten Seite, von El Fakiri unbehindert, flanken, Van Damme sich gleich gegen Fukal und Ze Antonio durchsetzen und den Ball per Kopf zum 1:0 in die Maschen wuchten. Dieses Tor lähmte die Fohlen nun vollends. Die Bremer hatten vor allem in Person vom schießwütigen Ivan Klasnic immer wieder die Gelegenheit, ins Gladbacher Tor zu treffen. Nutzen konnten sie jedoch bis zum Halbzeitpfiff keine davon. Kurz vor dem Pausenpfiff wäre den Gladbachern noch fast der Ausgleich geglückt. Doch Kahé war zu überrascht und schob Reinke den Ball in die Arme, als er einen Querschläger von Lisztes zehn Meter vor dem Tor auf den Schlappen bekam. Nach 45 Minuten war aus Gladbacher Sicht das knappe Ergebnis das einzig Positive gegen starke Bremer.

Irgendetwas muss in der Halbzeitpause passiert sein, denn nun änderte sich die Rollenverteilung: Mönchengladbach kämpfte beherzt, die Bremer leisteten sich leichtfertige Fehler und ließen plötzlich enthemmt stürmende Fohlen gewähren. So durfte Oliver Neuville in seiner ersten guten Szene in den Strafraum dribbeln, sein Querpass vor dem Tor fand allerdings keinen Abnehmer (52.). Die plötzliche Lethargie der Bremer wurde schnell bestraft: Eine Kluge-Flanke landete genau bei Thomas Broich, der sich das Leder in aller Ruhe zurechtlegen, sich um die eigene Achse drehen und zum 1:1 ins Tor schießen konnte. Sein Gegenspieler Johan Micoud machte dabei nicht die allerglücklichste Figur. (53.) Nur sechs Minuten später unterlag Owomoyela im Zweikampf gegen Marcell Jansen, dieser erkämpfte sich den Ball noch vor der Grundlinie und brachte ihn mit letzter Kraft in den Strafraum. Und obwohl kein Abnehmer in Weiß bereit stand: Seine Mühe wurde belohnt. Frank Baumann schob wie von allen guten Geistern verlassen den Ball vollkommen ohne Not platziert ins eigene Tor. Nach dieser grandiosen Vorarbeit wurde Jansen immer stärker; Reinke musste seinen Schuss aus spitzem Winkel klären (69.). Gladbach nutzte die Verunsicherung der Bremer und zwang den eben noch turmhoch überlegenen Gegner zu Fehlern. Van Damme (70.) und Naldo (71.) hätten es mit verunglückten Kopfbällen aufs eigene Tor beinahe Frank Baumann gleich getan. Nach einem Broich-Schuss aus gut 20 Metern (75.) war es dann aber vorbei mit dem Gladbacher Angriffsfußball. In der letzten Viertelstunde drängte Bremen, mittlerweile mit Aaron Hunt als dritten Stürmer ausgestattet, auf den Ausgleich, doch Kasey Keller, Gladbachs Bester an diesem Abend, riskierte mehrfach Kopf und Kragen. Und so brachte Gladbach den Sieg, trotz einer unwahrscheinlich hohen Fehlpassquote, über die Zeit. Die Bremer, die im ersten Durchgang eine Klasse besser waren, gingen leichtfertig, teilweise arrogant mit ihren Möglichkeiten um und brachten sich so selbst um drei sichere Punkte.

Michael Lesserich

Mir ist das scheißegal, was draußen gesagt wird.

— Michael Gregoritsch