Bundesliga 2005/2006 - 7. Spieltag - Sa., 24.09.2005 - 15:30 Uhr
2:1
HZ - 0 : 0

Dünner Sieg per Traumtor

Rettete nicht nur einmal vor weiteren Gegentreffern: Andreas Reinke

Rettete nicht nur einmal vor weiteren Gegentreffern: Andreas Reinke

Rettete nicht nur einmal vor weiteren Gegentreffern: Andreas Reinke

Ein Spiel wie eine Darmspülung für Werder Bremen mit Kraft raubendem Verlauf, aber glücklichem Ende. Leverkusen mit einer kompakten Leistung und wenigen Fehlern, die allerdings knallhart bestraft wurden. Ein schmeichelhaftes Ergebnis, das ebenso gut andersherum hätte lauten können.

Da Bayer wegen des Fehlens von Schneider ohne Spielmacher auflief, hatte Werders Trainer Schaaf ein schlüssiges Alibi, seinen Kapitän Baumann nach zuletzt gruseligen Leistungen auf die Bank zu setzen. Für ihn spielte der Däne Jensen, der offiziell für mehr Druck im Bremer Mittelfeld sorgen sollte. Werder war schnell Herr im Hause, musste sich die Gunst des Publikums nach der Blamage in Mönchengladbach aber spürbar zurückerobern. Manche Kombination wollte noch nicht flutschen wie gewohnt, zumal sich nicht selten noch ein Bayer-Fuß im letzten Moment in den Weg stellte wie etwa in der sechsten Minute, als Micoud nach schönem Doppelpass mit Borowski nicht zum Abschluss kam. Die Gäste taten Werder nicht den Gefallen, das Mittelfeld frühzeitig preiszugeben. Vielmehr lauerten sie aus einer klugen Defensivstellung heraus auf Konter über die quirligen Voronin und Berbatov. Dieser schien nach einem weiten Ball von Athirson dann auch gut postiert, traf das Leder aber derart suboptimal, dass es mit etwa drei km/h gute sechs Meter am Bremer Tor vorbei kroch (8.). Trotzdem kaufte Bayer dem Gastgeber langsam den Schneid ab, ließ die Bremer nicht zur Entfaltung kommen und vereitelte aufmerksam so manche heraus gespielte Chance. Der verwöhnte Bremer Anhang wurde zunehmend maulig, konnte sich aber über mangelnde Unterhaltung nicht beklagen. Erst war es Naldo, der nach einem Querpass von Babic die Pille freistehend an den eigenen Pfosten setzte (28.), im Gegenzug köpfte dann Athirson einen schon im Aus geglaubten Ball ohne Not ebenfalls an das eigene Torgestänge (29.). Dem wiederum wollte van Damme nicht nachstehen und bugsierte das Leder nach einer scharfen Hereingabe um ein Haar an Reinke vorbei ins Netz (30.). Für die gefährlichsten Offensiv-Aktionen sorgten Ende der ersten Häfte also die Verteidiger beider Teams, und das Publikum hatte viel zu Raunen an diesem Frank-Baumann-Gedächtnis-Tag.

So ging es weiter. 30 Sekunden nach Wiederbeginn verwaltete Ramelow den Ball am eigenen Sechzehner. Sein Rückpass zu Butt ging aber derart in die Hose, dass Klose dazwischen hechten und einen Pressschlag mit dem Leverkusener Keeper produzieren konnte. Äußerst glücklich bekam die Kugel genau den Drall, dass sie langsam ins Tor rollte. Dankbar für das Geschenk ging Werder 1:0 in Führung, doch Bayer war keineswegs geschockt. Schon fünf Minuten später ein langer Ball auf Berbatov, den sowohl Naldo als auch Andreasen völlig missverstanden. Der Bulgare stand plötzlich allein vor Reinke, statt aber quer auf den freien Voronin zu legen, bolzte er blind aufs Tor und Reinke konnte parieren. Werder war gewarnt, hörte aber nicht. Nach einer Ecke für Leverkusen stocherten erneut viele Abwehrbeine in die Luft, wie eine Flipperkugel sprang der Ball wirr durch den Bremer Strafraum. Ausgerechnet Rolfes, vor zwei Jahren in Bremen aussortiert, konnte dann mühelos aus fünf Metern einnetzen (54.). Bayer hatte sich den Ausgleich verdient, hatte die Bremer mürbe gemacht und geduldig nach eigenen Räumen gesucht. Lethargisch dagegen das Bremer Spiel, dem es nicht gelang, die nötige Note an Raffinesse einfach beizumischen. So hätte das Spiel kippen können, wären etwa Voronin (63.) oder auch Castro (70.) ihren Schussmöglichkeiten mit mehr Konzentration begegnet. Stattdessen zauberte der Gastgeber eher unerwartet noch ein Kaninchen aus dem Hut. Micoud servierte dem eingewechselten Hunt den Ball auf dem linken Flügel, von wo der 18-Jährige unbedrängt in den Rücken der Abwehr flankte. Die Chance schien schon vertan, als Klasnic plötzlich noch den Stiefel rein hielt und das Leder artistisch über seinen eigenen Kopf vorbei am völlig verdutzten Butt ins Tor schaufelte (77.). Ein wahres Traumtor, das zum dünnen Sieg reichen sollte und das exemplarisch für den Unterschied beider Mannschaften stand. Leverkusen hatte 90 Minuten lang Gras gefressen, konnte aber nicht die individuelle Klasse aufbieten, seine wenigen Chancen zum Punktgewinn zu nutzen.

Maik Großmann

Da muss man aufpassen! Weil ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen, Freunde der Sonne!

— Stefan Effenberg in seiner legendären Pressekonferenz in München.