Bundesliga 2006/2007 - 14. Spieltag - Sa., 25.11.2006 - 15:30 Uhr
1:2
HZ - 1 : 0

Bayern nicht schwach genug

Kam rein und drehte das Spiel: Sebastian Deisler

Kam rein und drehte das Spiel: Sebastian Deisler

Kam rein und drehte das Spiel: Sebastian Deisler

Hamburgs Tag der Wende war noch nicht gekommen, denn wie in London empfahlen sich die Hanseaten nur eine Halbzeit lang für einen Sieg und bauten danach rapide ab. Aber auch die Bayern blieben sich treu. Der ganz schwache Beginn wurde nicht einmal ausreichend bestraft, denn nach dem Wechsel drehte der Meister auf und nahm verdient noch alle Punkte mit.

Fast 20 Minuten lang lebte die Partie einzig von der Atmosphäre auf den Rängen. Passiv und vorsichtig standen sich die Mannschaften gegenüber und warteten auf den ersten Schritt des Anderen. Bevor es überhaupt eine Torchance gab, gelang dem HSV trotzdem die Führung. Atoubas Pass in den Strafraum war für Sanogo eigentlich kaum verwertbar, doch Demichelis holte ihn so ungeschickt von den Beinen, dass Schiedsrichter Kinhöfer auf Elfmeter entscheiden musste. Van der Vaart lief an und verwandelte sicher; wie in London schien der Kapitän den großen Aufschwung einzuläuten (18.). Der Rekordmeister kam nicht gut zurecht mit dem Rückstand und wirkte in dieser Phase allemal besiegbar. Hamburgs Selbstvertrauen endete aber wie so oft vor dem Strafraum, denn auch aus der erneut sicheren Abwehr wollte sich keine Torgefahr entwickeln lassen. Schon jetzt deutete sich an, dass höchstens ein Konter den Sieg auch wirklich dingfest machen könnte.

Die Konzentration des ersten Durchgangs kam den Hausherren aber bald abhanden. Bayern musste sich steigern und tat das auch in zunehmenden Maße. Kaum war Sebastian Deisler im Spiel, tat sich im Mittelfeld eine ordnende Hand hervor. Trotz achtmonatiger Verletzungspause konnte der neue Mann mühelos zwei Gegenspieler vernaschen und einen perfekt berechneten Pass spielen. Makaay nahm die Vorlage auf und traf aus sieben Metern zum 1:1. Gleich mit der ersten Großchance waren die Gäste zum Treffer gekommen, wobei Bastian Reinhardt keine sonderlich gute Figur abgab (57.). Anders als die Hamburger zog der Deutsche Meister konkreten Nutzen aus diesem Erfolgserlebnis, denn immer näher verlagerte sich das Spiel jetzt gen Stefan Wächter, während Olli Kahn keinen einzigen Ball mehr zu halten bekam. Nach einem Mordsschuss, den Hamburgs Keeper gekonnt zur Ecke faustete, wurde es richtig hektisch im Strafraum. Den Kopfball van Buytens boxte Wächter in die Mitte, wo es zu zwei Nachschüssen kam, die aber durch viel Zufall nicht im Tor landeten (67.). Den Würgegriff zu lösen schafften die Hausherren trotzdem nicht; weder konnten sie das Tempo verschleppen noch zu Entlastungsangriffen ansetzen. Als Schweinsteiger und Deisler sich den Ball hin und her legten, hatten sie genug Zeit um nach besser Postierten zu suchen. So bekam Pizarro dann den Ball und jagte ihn aus zwölf Metern unbedrängt ins Tor (79.). Dem eingewechselten Fillinger eröffnete sich tatsächlich noch eine Chance zum Ausgleich, verdient gewesen wäre er aber nicht (87.). Hamburgs Vorstellung war erneut viel zu unbeständig und auch zu abhängig von glücklichen Zufällen. Nur wenn die Bayern beide Halbzeiten verschlafen hätten, wäre so ein Sieg möglich gewesen. Das taten sie aber nicht.

Maik Großmann

Alle Gegner sind gleich. Nur die Trikots verschieden.

— Milovan Beljin