Bundesliga 2006/2007 - 15. Spieltag - Sa., 02.12.2006 - 15:30 Uhr
2:1
HZ - 1 : 1

Nervlich schon abgestiegen

Der Kapitän verließ das sinkende Schiff:
<br>Rafael van der Vaart

Der Kapitän verließ das sinkende Schiff:
Rafael van der Vaart

Der Kapitän verließ das sinkende Schiff:
Rafael van der Vaart

Weil Bochum nichts anderes gewohnt war, stellte es sich dem Kellerduell mit der korrekten Einstellung. Nach früher Führung steckte der VfL den Ausgleich weg und behielt in einer kritischen Phase kühlen Kopf. Hamburg dagegen gewann wieder mal nichts und verlor am Ende alles: die Punkte, die Nerven und zwei weitere Spieler.

Wie schon oft schien der Tag der Wende für die Hamburger zunächst gekommen. Van der Vaart und Jarolim kamen in der druckvollen Anfangsphase gleich zu Schusschancen, blieben allerdings glücklos. Die Strafe folgte sofort und war unangemessen hart. Christoph Dabrowski, der nur durchs Butschers Rot-Sperre in den Kader gerückt war, bekam nach einem Einwurf dem Ball am Strafraum. Mit kurzem Zwischenspurt brachte er sich in Position und schoss aus sechs Metern über Wächters Kopf direkt ins Tor; Hamburgs Keeper sah dabei eher mäßig aus (5.). Rückschlage kannten die Hanseaten zur Genüge und reagierten daher fast wie nach Plan. Ballbesitz und Raumauslastung verlagerten sich zu Gunsten der Gäste, die aber aus dem Mittelfeld zu wenig Torgefahr produzierten. Bochum dagegen stand hinten sicher und konterte über Trojan (18.) und Misimovic (32.) noch zweimal brandgefährlich. Der Koller-Elf schadete es nicht, dass das Spiel nun härter wurde, denn auch darauf war sie gut trainiert. Vier Minuten vor dem Wechsel münzte Hamburg seine Überlegenheit dann doch noch um. Van der Vaart setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte klug in die Mitte. Aus vollem Lauf drückte Ljuboja seinen Kopf hinter den Ball und bugsierte ihn so ins obere Toreck. Damit ging es in die Halbzeit.

Erneut sprach nun vieles eher für den HSV, dem der Ausgleich noch immer kein patentes Angriffspiel hergezaubert hatte, der über mehrere Einzelaktionen seine Feldvorteile nun aber besser zu nutzen verstand. Trochowski verschenkte eine sehr viel versprechende Situation, als er schon an der Grundlinie angekommen den besser postierten van der Vaart übersah (51.). Ähnlich fahrlässig handelte Mahdavikia auf der rechten Seite, dessen Abspiel in die Mitte an mehreren Mitspielern vorbeilief (66.). Mit etwas Glück hätte es sogar Elfmeter geben können, als Trochowski im Strafraum an Lense hängen blieb und dankbar zu Boden ging. Glück aber hatte der HSV auch an diesem Tag nicht – ganz im Gegenteil. Einen schnellen Konter der Gastgeber konnte Reinhardt nur mit einem Foul unterbinden. Den fälligen Freistoß zirkelte Misimovic aus 18 Metern dann so gekonnt in den Winkel, dass kein Torwart der Welt ihn hätte halten können (70.). Erst recht nicht Stefan Wächter. Der erneute Rückstand war unbestritten unglücklich für den HSV, doch seine Reaktion verriet nicht nur nervliche, sondern auch charakterliche Schwächen. Gerade als das Team sich auf den Schlussspurt einstellte, holte van der Vaart im tiefen Mittelfeld zur Blutgrätsche aus. Opfer Bechmann blieb zwar unverletzt, doch vor der Roten Karte bewahrte das den Gäste-Kapitän nicht (80.). In Unterzahl hatte die Mannschaft erst Recht nicht mehr den Mumm, die Pleite noch abzuwenden. Guerrero köpfte zwar sechs Minuten vor Schluss noch knapp daneben, doch mehr ließ Bochum nicht zu. So siegte der VfL glücklich und dank einer prächtigen Chancenausbeute, während Hamburg nach dem Schlusspfiff noch eine weitere Hiobsbotschaft ereilte: Collin Benjamin hatte sich nach einer knappen Stunde den Arm gebrochen.

Maik Großmann

Schlechte Nachricht: Für das Spiel in Brügge reicht es leider nicht. Gute Nachricht: Für einen Muskelfaserriss bin ich zu langsam, am Samstag will ich wieder dabei sein.

— Christoph Kramer