Bundesliga 2006/2007 - 17. Spieltag - So., 17.12.2006 - 17:00 Uhr
1:2
HZ - 0 : 1

Lange Zeit verschüchterter BVB

War der Cleverste unter den Cleveren: Paul Freier

War der Cleverste unter den Cleveren: Paul Freier

War der Cleverste unter den Cleveren: Paul Freier

Mit viel Selbstvertrauen aus dem Sieg gegen Besiktas Instanbul trat Bayer Leverkusen in Dortmund an. „Wenn wir unser Spiel so finden wie in den letzten Begegnungen“, vermutete Coach Michael Skibbe, „dann ist auch gegen die Borussia was drin.“

Hinzu kam, dass der Signal-Iduna-Park längst nicht mehr die Bastion vergangener Tage war: Erst 18 Heimsiege konnten in der zweieinhalbjährigen Amtszeit des Bert van Marwijk eingefahren werden. Dieser pfiff indes im Walde: „Dass UEFA-Cup-Spiel kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Wenn wir führen, muss der Gegner kommen, und dann könnte es für uns wirklich ein bisschen leichter sein.“ Ein listiger Plan. Doch kam es genau anders herum. Nach einigen guten Chancen auf beiden Seiten, die von den glänzend aufgelegten Torleuten Jörg Butt und Roman Weidenfeller vereitelt worden waren, schlug die Stunde des Paul Freier. Er tankte sich auf rechts durch und ließ BVB-Methusalem Christian Wörns alt aussehen. Weidenfeller versuchte zu verhindern, was zu verhindern war, doch Freier bewies Übersicht und schob den Ball quer auf Voronin. Der brauchte ihn aus drei Metern nur noch ins leere Tor zu drücken. „Wir haben die Schnauze voll“, schallte es von den Rängen. Verständlich bei dieser Darbietung, verständlich aber auch, dass sich die junge Dortmunder Mannschaft vor einer solch wutschnaubenden Kulisse nicht gerade verbesserte. Nur vier Minuten nach dem 0:1 hatte wiederum Voronin die Chance auf ein Tor. Doch kläglich setzte er den Ball aus nur sieben Metern über das verwaiste Gehäuse. Zwar kam auch Dortmund von Zeit zu Zeit zu etwas Ähnlichem wie Torgelegenheiten - z. B. Steven Pienaar, der einen Volley gute vier Meter neben das Tor schoss (35.) - doch war diesen Spielzügen die Panik stets anzumerken. Anders die Leverkusener: Chirurgisch präzise nahmen vor allem Freier auf rechts und Athirson auf links die bemitleidenswerte BVB-Defensive auseinander. Allein, das führte nicht zu weiteren Toren. Hätte ihnen an diesem Tag eine andere Mannschaft gegenüber gestanden als diese verschüchterten Dortmunder, es hätte nahe gelegen zu sagen: „Das wird sich rächen.“

Doch eben diesen Dortmundern fiel nichts ein, um den Spieß noch umzudrehen. Erst ab der 60. Minute begannen sie merklich zu drücken und kamen zu einigen Chancen, als Gonzalo Castro einen Kopfball von Christian Wörns vor der Linie abwehren konnte oder Pienaar sich wiederum per Fernschuss versuchte. So erhöhte sich die Torschussbilanz der zweiten Halbzeit auf 8:0 für die Dortmunder. Doch gleichzeitig stieg die Gefahr von Kontern. Und einen davon verwandelte Stefan Kießling in der 74. Minute nach schönem Pass von Freier mit einem satten Schuss ins rechte untere Eck zum 2:0. Die Dortmunder, von den eigenen Fans mittlerweile aufgegeben, packte nun der Mut der Verzweiflung. Stefan Kringe köpfte den Ball zunächst an die Latte, bevor Martin Amedick das Ziel mit einem schönen Kopfball fand (85.). Sekunden vor Schluss wäre ihm sogar beinah der Ausgleich gelungen, doch der Ball klatschte erneut nur an den Pfosten. Es war die letzte Chance eines Spiels, das die cleveren Leverkusener mit ein wenig Glück über die Zeit gerettet hatten.

Dirk Gieselmann

Wenn ich rede, dann gebe ich Druck auf andere. Gleichzeitig habe ich aber auch einen riesigen Druck auf mir selbst.

— Jens Lehmann