Bundesliga 2006/2007 - 2. Spieltag - So., 20.08.2006 - 17:00 Uhr
2:3
HZ - 0 : 1

Stuttgart siegte zu neunt

Mit ihm kehrten Wille und Ordnung zurück: 
<br>VfB-Kapitän Fernando 
<br>Meira

Mit ihm kehrten Wille und Ordnung zurück:
VfB-Kapitän Fernando
Meira

Mit ihm kehrten Wille und Ordnung zurück:
VfB-Kapitän Fernando
Meira

Bielefeld empfing Stuttgart - zum Schicksalsspiel. Während die Arminen, sich gewohnheitsgemäß wie ein Eichhörnchen ernährend, mit einem Unentschieden in die Saison gestartet waren (1:1 in Hamburg), brannte beim VfB nach der Heimklatsche (0:3 gegen Nürnberg) schon der Baum, ja ein ganzer Wald. Trainer Armin Veh stand mittendrin und versuchte, die Flammen auszupusten.

„Bei uns wird vom ersten Spieltag an alles in Frage gestellt. Da mache ich nicht mit“, hatte er vor dem Anpfiff trotzig gesagt. Immerhin konnte der Bedauernswerte auf seinen Kapitän Fernando Meira zurückgreifen. An dessen Seite verteidigte Delpierre, während die beiden Mexikaner Ricardo Osorio und Pavel Pardo die rechte Seite beackerten. Besonders Pardo war es, der heute einen unbedingten Kampfeswillen an den Tag legte, der seine Nebenleute Hilbert, Magin und da Silva ansteckte. Von Anfang an waren sie ihren Bielefelder Konkurrenten im Mittelfeld überlegen. Kamper, Kauf, Marx und Masmanidis waren fast immer den entscheidenden Schritt später zur Stelle. So kam Stuttgart zu einigen Torchancen, doch dann fehlte es Cacau und Jon Dahl Tomasson wohl am für Torjäger unverzichtbaren Selbstvertrauen, und sie vergaben oder scheiterten am guten Matthias Hain. Die Bielefelder brachten wenig zu Stande, abgesehen von vereinzelten Entlastungsangriffen, die zumeist in Verzweiflungstaten wie etwa 30-Meter-Schüssen von Thorben Marx endeten. So bekam VfB-Abwehrchef Meira immer wieder die Gelegenheit, sich in die Offensive einzuschalten. Auch in der 40. Minute eilte er zu einer Ecke von da Silva mit nach vorn, gewann das Kopfballduell gegen Christian Eigler und erzielte die Führung.

Dabei blieb es zur Pause, doch Stuttgarts Sportchef Horst Heldt dräute: „Das kann noch schiefgehen. Wir müssen so weiterspielen und alles geben.“ Und das taten sie, ebenso wie die Bielefelder, denen Trainer Thomas von Heesen augenscheinlich die Leviten gelesen hatte. Abdelaziz Ahanfouf war für den glücklosen Artur Wichniarek gekommen, und setzte im Angriffsspiel neue, wenn auch zunächst noch recht diffuse Impulse. Spätestens aber, als Jonas Kamper nach einer schönen Flanke von Bernd Korzynietz nur knapp das Tor verpasste, lag der Ausgleich näher als das 2:0 für den VfB. Er gelang zwar nicht aus dem Spiel heraus, doch Schiedsrichter Manuel Gräfe half unabsichtlich nach: In der 65. Minute traf der Ball Stuttgarts Abwehrmann Osorio an der Schulter, Gräfe erkannte auf Handspiel, pfiff Elfmeter und schickte Osorio vom Feld. Eine Fehlentscheidung. Doch was kümmerte es Ahanfouf? Der verwandelte den Strafstoß zum 1:1. Armin Veh reagierte sofort, brachte Abwehrspieler Serdar Tasci für Stürmer Tomasson und ließ auf Ergebnissicherung spielen. Doch aus dem Stuttgarter Schock wurde plötzlich in der 74. Minute ein Bielefelder: Bierofka flankte von links, Hain schlief, und Cacau konnte vollkommen freistehend einschieben. Auch dabei blieb es jedoch nicht lang, denn nur zwei Minuten später zeigte Altmeister Jörg Böhme, der für Kamper gekommen war, noch einmal seine individuelle Klasse: Er nahm eine Hereingabe von David Kobylik mit der Brust an und drosch den Ball aus zehn Metern ins Tor. Timo Hildebrand im Tor war chancenlos. Das war nicht der letzte Drops, den die Stuttgarter zu lutschen hatten: In der 82. Minute sah da Silva nach einem taktischen Foul auf Höhe der Mittellinie die gelb-rote Karte - eine regelkonforme, aber überharte Entscheidung von Schiri Gräfe. Stuttgart war nun nur noch zu neunt. Und doch gelang der Siegtreffer: Cacau kloppte aus 30 Metern einfach drauf, der Ball flatterte, Hain flog in Leere. Eine Heldentat des brasilianischen Stürmers, die dieses Schicksalsspiel schließlich entschied. Es blieb beim 2:3 und den drei Punkten für Stuttgart, die so bitter nötig waren. Maßgeblich dafür war auch die Rückkehr Fernando Meiras. Armin Veh durfte also vorerst Ruhe haben. Er hatte die höchsten Flammen tatsächlich ausgepustet, nur einige Zweige brannten noch. Noch vor dem Spiel war ihm sein Bielefelder Kollege Thomas von Heesen zur Seite gesprungen: „Es geht mir auf den Geist, wenn jetzt schon ein Trainer in Frage gestellt wird.“ Welch ein Einfühlungsvermögen! Man konnte sich ganz gut vorstellen, wie ihn erst die Diskussionen um die eigene Person nerven würden.

Dirk Gieselmann

Von der ganzen Reaktion her, die mir entgegengekommen ist, bin ich der Meinung: Ganz Deutschland wartet darauf!

— Hans Meyer über seine Rückkehr als Coach zu Borussia Mönchengladbach.