Bundesliga 2006/2007 - 9. Spieltag - So., 29.10.2006 - 17:00 Uhr
3:0
HZ - 1 : 0

Moralisch bedenklich

Wieder einer aus Stuttgarts Talentschmiede: 
<br>Sami Khedira

Wieder einer aus Stuttgarts Talentschmiede:
Sami Khedira

Wieder einer aus Stuttgarts Talentschmiede:
Sami Khedira

Schalke gab sich als Abziehbild seiner Vorstellung in Leverkusen. Nach starkem Beginn reichte schon ein Gegentor, um die Knappen aus der Fassung zu bringen und etliche Strukturfehler im Mannschaftsgefüge aufzudecken. Stuttgart musste nicht einmal großen Aufwand betreiben, um einen deutlichen Sieg aus dem Ärmel zu schütteln.

Ausgerechnet an dessen alter Wirkungsstätte verzichtete Mirko Slomka auf den zuletzt glücklosen Kevin Kuranyi und gab dem Dänen Peter Lövenkrands eine Chance. Obwohl mit Lincoln auch das Hirn der Mannschaft nicht an Bord war, erwischte Schalke den erheblich besseren Start. Hamit Altintop (4.) und der junge Boenisch (11.) kamen aus der Distanz zu gefährlichen Schussversuchen; ohnehin stellten die Gäste das entschlossenere und laufstärkere Team in dieser Phase. Gleich die ersten VfB-Angriffe deckten allerdings auf, dass die Knappen vor allem in der Abwehr große Defizite hatten. Einen Schuss von da Silva konnte Rost nicht festhalten, Cacaus Folgeversuch kratzte Krstajic noch so eben von der Linie. Völlig ohne Not stellte Schalke seine Offensivbemühungen ein, überließ Stuttgart das Feld und machte die Platzelf dadurch stark. Als Rodriguez einen langen Pass klären wollte, spitzelte er unfreiwillig zu Khedira, der sofort abzog und aus 20 Metern flach ins linke Eck traf (32.). Erst jetzt griffen die Gäste auch selbst wieder an, Bajramovic schoss aber nach einem tauglichen Angriff freistehend drüber (34.). Dennoch war Stuttgart längst das bessere Team und hätte durch Gomez fast noch vor der Pause das zweite Tor vorgelegt (41.).

Als wäre das die letzte Warnung gewesen, begann der zweite Durchgang direkt mit einer kalten Dusche für Schalke. Pardo brachte das Leder zügig noch vorn, wo sich noch niemand des jungen Khediras angenommen hatte. Mit einem Lupfer traf der 19-Jährige zum zweiten Tor im vierten Ligaspiel (46.). Wenn Königsblau im zweiten Durchgang überhaupt noch mal Gas geben wollte, dann war es damit nun endgültig vorbei. Die beiden Nadelstiche genügten dem VfB schon, um Schalke sicher zu beherrschen, zumal die Defensive Räume und Männer kompromisslos zustellte. Erst als Kuranyi nach einer Stunde doch noch ins Spiel kam, brach das die Langeweile etwas auf. Die VfB-Fans waren ihm nicht gerade gewogen. Das Ungleichgewicht konnte das indes nicht mehr kippen; die Slomka-Elf ließ nicht nur Eifer und Gegenwehr vermissen, sie wirkte in sich auch völlig unharmonisch und zum Teil leblos. So stand Krstajic etwa teilnahmslos in der Gegend herum, als Tasci Bokas Flanke per Volleyschuss zum 3:0 in die Maschen setzte (76.). Entschieden war das Spiel schon vorher gewesen, erst jetzt las sich das Ergebnis aber auch deutlich genug. Schalke hatte stark begonnen und noch stärker nachgelassen. Stuttgarts Dominanz hingegen ergab sich erst aus dem Moraldefizit der Gäste.

Maik Großmann

Was ist denn mehr?

— Klaus-Dieter Wollitz auf die Frage, ob er sein Gehalt brutto oder netto haben wolle