Bundesliga 2007/2008 - 21. Spieltag - Sa., 23.02.2008 - 15:30 Uhr
0:0
HZ - 0 : 0

Ein 0:0 der besseren Art

Traf per Kopfball nur den Pfosten: Ricardo Costa

Traf per Kopfball nur den Pfosten: Ricardo Costa

Traf per Kopfball nur den Pfosten: Ricardo Costa

Manch einem konnte der VfL Wolfsburg ja schon unheimlich werden. Doch nach zuletzt vier VfL-Pflichtspielsiegen in Folge, machte Hertha BSC mit einem Unentschieden dem 3-Punkte-Spuk der Niedersachsen nun ein Ende. Der 0:0-Endstand bedeutete für die Wolfsburger jedoch nicht nur das Ende einer Siegesserie.

Als hätte Hertha die Wölfe nicht schon mit dem ersten Punktverlust im Jahr 2008 genug geärgert - auch Wolfsburgs bemerkenswerte Trefferbilanz wurde von den kampfstarken Hauptstädtern rigoros beendet. So fanden die Berliner als erstes Team in der laufenden Saison ein wirksames Mittel gegen die Grün-Weiße Torgarantie. Denn Wolfsburg konnte bislang an allen 20 Spieltagen mindestens einen Treffer pro Partie erzielen – gegen Hertha riss diese Serie ebenfalls. Auch wenn in der Volkswagen-Arena Tore diesmal Mangelware waren - die knapp 23.700 Zuschauer sahen dennoch eine turbulente Fußballbegegnung mit einer Extraportion Strafraumszenen. Wolfsburgs Trainer Felix Magath setzte dabei im Heimspiel auf eine offensivere Variante als am vergangenen Spieltag gegen Schalke 04. Neben Dzeko, der für den am vergangenen Spieltag blass gebliebenen Dejagah in die Startelf rutschte, sollte als zweiter bulliger Stoß-Stürmer Grafite vor dem Berliner Tor für Gefahr sorgen. Im defensiven Mittelfeld wurde Santana vom japanischen Wintereinkauf Hasebe ersetzt. Hertha-Coach Lucien Favre vertraute seinerseits der erfolgreichen Start-Elf des letzten Wochenendes. Die Begegnung nahm erfreulicherweise gleich zu Beginn Fahrt auf. Zunächst waren es die Herthaner, die das runde Leder überwiegend in ihren Reihen behaupten konnten und sich mit 75% Ballkontakten einen kleinen Feldvorteil herausspielten. Tief stehend, lauerte Wolfsburg anfangs auf Kontermöglichkeiten und überließ den Berlinern zusehends das Mittelfeld. Doch nachdem Gentner in der 7. Minute mit einem strammen Schuss Wolfsburgs erste Torchance verbuchen konnte, nahmen die Hausherren das Heft allmählich in die Hand. Nachdem der Ex-Herthaner Madlung nur drei Minuten später einen Freistoß knapp über die Latte hämmerte, schoss VfL-Angreifer Dzeko ebenfalls aus aussichtsreicher Position links am Gehäuse vorbei. Nach 20 Minuten spannte die Hertha nun auch Wolfsburgs neue Nummer Eins Benaglio immer mehr ins Spielgeschehen mit ein. Zwar konnte dieser zunächst einen kräftigen Schuss von Skacel nur mit Mühe entschärfen, doch bei Eberts listig angeschnittenen Freistoß, der aus dem linken Halbfeld in den Strafraum geflogen kam, glänzte der Schweizer wiederum mit einem blitzschnellen Reflex auf der Linie (23.). Es entwickelte sich eine intensive, rasante Partie zwischen zwei gleichwertigen Mannschaften. In der Schluss-Viertelstunde der ersten Halbzeit war es erneut der VfL, der noch zweimal in Führung hätte gehen können. Erst köpfte Wolfsburgs Abwehrstratege Costa eine auf den zweiten Pfosten platzierte Marcelinho-Ecke unglücklich an den Pfosten (30.), dann landete eine Flanke von Gentner nicht genau genug auf Dzekos Stirn – auch die letzte Tor-Chance des VfL vor der Pause ging über das Berliner Tor.

In der zweiten Hälfte kamen beide Teams weniger mit schön heraus gespieltem Angriffsfußball zu Tormöglichkeiten - viel mehr resultierten weitere Schuss-Gelegenheiten aus der üppigen Fehlpassquote beider Mannschaften. Berlin nutzte Wolfsburgs Patzer im Spielaufbau jedoch besser aus und konnte den VfL in Halbzeit zwei immer mehr hinten einschnüren. So musste abermals der starke VfL-Keeper Benaglio sein Team vor dem Rückstand bewahren, als dieser in der 54. Minute zwar erst eine Flanke nur abprallen lassen konnte und erst im Nachfassen den Ball aus einem Gewühl wegstibitzte. Als VfL-Verteidiger Simunek zehn Minuten später das Spielgerät mit nicht genug Schmackes zurück zu seinem Torhüter zu köpfen versuchte, kam der herausstürmende Benaglio mit waghalsigem Spiel eine zehntel Sekunde schneller an den Ball als Herthas Schlitzohr Pantelic (64.). Dass Berlin auch in der Schlussphase der Begegnung den ersehnten Siegtreffer nicht erzielen konnte, hatte zweierlei Gründe. Zum einen standen sich die Herthaner Pantelic und Chahed in der 82. Minute beim Abschluss regelrecht gegenseitig auf den Füßen und behinderten sich einander somit beim Torschuss. Zum anderen konnte auch Berlins so erfolgreicher Joker Okoronkwo, der für die letzten fünf Minuten für Ebert in die Partie kam, diesmal nicht für ein Last-Minute Tor sorgen. Wie aus dem Nichts tauchte dieser in der 86. Minute allein stehend vor dem Wolfsburger Kasten auf, kam aber nicht am schnell herauseilenden Benaglio vorbei. So blieb es bei einem gerechten Unentschieden - ohne brasilianische Sambaeinlagen beim Torjubel. Das lag vor allem vielleicht auch daran, dass sowohl Wolfsburgs Regisseur Marcelinho, als auch sein Landsmann, der Berliner Raffael, dem Spiel in keiner Weise ihren Stempel aufdrücken konnten. Auch wenn es somit ein Spiel ohne Tore war – dieses Null zu Null war zumindest eines der besseren Art.

Tiny Peter

Letchkov, der die Deutschen bei der WM über den Jordan brachte.

— Wolfgang Ley