Trotz Unterzahl zurückgekommen

Brachte nach seiner Hereinnahme Schwung ins Münchener Spiel:

Torschütze Tim Borowski

Die Zuschauer im rappelvollen Signal Iduna Park sahen zwei unterschiedliche Halbzeiten: Machte zunächst der BVB die Musik, bestimmten nach dem Wechsel die Bayern das Geschehen. Passend zum Spielverlauf hieß es am Ende 1:1.

Die Dortmunder strotzten nach ihrem Auftaktsieg über Leverkusen geradezu vor Selbstbewusstsein und nahmen vom Anpfiff weg das gegnerische Gehäuse ins Visier. Da die Gäste unterdessen noch nach ihrer Ordnung suchten und an die zuletzt schlechten Defensivleistungen anknüpften, kamen die Klopp-Schützlinge bereits in der neunten Minute durch einen traumhaften Außenristschuss von Jakub Blaszczykowski in den Winkel zum 1:0. Fünf Zeigerumdrehungen später hätte die Borussia beinahe den zweiten Treffer nachgelegt, doch Zidan, der vor einer Woche im Tausch mit Petric vom Hamburger SV gekommen war, säbelte aus günstiger Position am Ball vorbei. Die Münchener ließen ihrem Widersacher nicht nur zu viel Platz, sondern blieben auch ohne gute Offensivaktionen. Die einzige Ausnahme gab es in der elften Minute, als Tamas Hajnal einen Distanzschuss von Zé-Roberto-Vertreter Ottl zu einer Bogenlampe abfälschte, die Schlussmann Ziegler über den Querbalken lenken musste. FCB-Kapitän Mark van Bommel brannten in Anbetracht des schläfrigen Auftritts seiner Mannschaft ein weiteres Mal die Sicherungen durch. Der Leidtragende war Hajnal, dem der schon verwarnte Niederländer einen Schlag mit dem Arm versetzte. Schiedsrichter Fandel hielt Gelb für ausreichend und zeigte van Bommel folglich die Ampelkarte (23.). Dortmund konnte seine numerische Überlegenheit erst in den Schlussminuten des ersten Abschnitts nutzen, aber Hajnal scheiterte aus spitzem Winkel an Michael Rensing (39.) und Valdez’ Versuch wurde im letzten Moment von Lucio geblockt (45.).

In der Pause wechselte Bayerns Coach Jürgen Klinsmann Stürmer Klose, der genauso schwach war wie der nach auskurierter Verletzung wieder in der Startformation stehende Toni, gegen Mittelfeldakteur Tim Borowski. Der Ex-Bremer hatte in der 46. Minute mit einem etwas zu unplatzierten Schuss die erste Gelegenheit der zweiten Hälfte und war maßgebend dafür verantwortlich, dass die Gäste nun ein ganz anderes Gesicht zeigten. Sie spielten zielstrebig nach vorne und besaßen durch van Buyten, der gleich zweimal mit dem Kopf zum Abschluss kam, zwei weitere Chancen (55./59.). In der Abwehr war der amtierende Meister allerdings nach wie vor unsicher, so dass die passiven Borussen in Gestalt von Blaszczykowski, dessen Versuch Rensing gerade noch entschärfte, das 2:0 auf dem Fuß hatten (61.). Auch bei der anschließenden Ecke brannte es im Münchener Strafraum lichterloh: Sebastian Kehl verlängerte die Kugel mit dem Schädel zu Kringe, der jedoch nicht am auf der Linie stehenden Schweinsteiger vorbeifand. So durfte der FCB weiter auf den Ausgleich hoffen, der im Anschluss an einen zu hoch angesetzten Seitfallzieher Bastian Schweinsteigers (70.) auch verdientermaßen fiel: In der 75. Minute köpfte Lucio einen Eckball des neu in die Partie gekommenen Kroos zu Borowski, der aus kurzer Entfernung und durch die Hosenträger von Rukavina einschoss. Obwohl die Bayern durch das 1:1 erstmals seit neun Jahren an den ersten beiden Spieltagen sieglos blieben, konnten sie das Remis angesichts ihrer fast 70-minütigen Unterzahl als Erfolg betrachten.

Christian Brackhagen