Europa League 2005/2006 - 3. Runde - Do., 16.02.2006 - 18:30 Uhr
1:0
HZ - 1 : 0

Thun zappelte schon im Netz

Kannte viele Verwandte: Raphael Wicky

Kannte viele Verwandte: Raphael Wicky

Kannte viele Verwandte: Raphael Wicky

Hamburg verspielte leichtfertig eine bessere Ausgangsposition, weil die klare Feldüberlegenheit nicht ausgenutzt wurde. Das Tor des Tages bekam der FC Thun ausgerechnet von Raphael Wicky geschenkt, der sich vor dem Spiel im Berner Stade de Suisse noch mit vielen Freunden und Verwandten geherzt hatte.

"Gut, dass wir ein Rückspiel haben, da wird man einen anderen HSV sehen", sagte der stinkige Thomas Doll auf der Pressekonferenz. Trösten durfte er sich damit, dass ein HSV in Normalform keine Probleme haben dürfte, den Schweizer Vize-Meister in zwei Vergleichen auszuschalten. Auch im Hinspiel war das zu spüren. Der FC Thun, aktuell abgeschlagener Sechster in der Liga, zeigte unter seinem neuen Coach Heinz Peischl zwar eine kompakte Defensivleistung. Spielerisch aber waren die Hamburger, die eben nicht am oberen Limit spielten, trotzdem überlegen. Eine echte Torgefahr durch den Gastgeber war alles andere als abzusehen, als Raphael Wicky den Ball im Mittelfeld verschenkte. Plötzlich war Adriano frei durch und zielte aus 17 Meter perfekt unter die Latte (30.). Das 1:0 entsprach nicht dem Spielverlauf, aber Wickys Fehler war eben unverzeihlich. Thun zog sich nun noch weiter zurück, und obwohl der HSV im Sturm recht harmlos blieb, stand das Gefühl des sich anbahnenden Ausgleichs unvermindert im Raum. Abermals Benny Lauth vergab dann die beste Chance, als er Keeper Jakupovic schon umkurvt, aber nicht mehr genug Kraft für den Abschluss hatte. Aegerter konnte noch dazwischen springen (41.).

Im zweiten Abschnitt zeigte sich, dass schon ein Fingerhut mehr Druck genügte, um die Schweizer in Schwulitäten zu bringen. Das Meiste verpuffte allerdings, weil der HSV sich über Nacht weder einen spiritus rector noch einen echten Knipser hatte backen können. Auch fuhr Thun jetzt einige gefällige Konter, auch hier jedoch fehlte der letzte Biss im Abschluss. Großes Ungemach dann in der 73. Minute: Der Schweizer Keeper konnte einen Atouba-Schuss nur abklatschen, Barbarez spitzelte das Leder zu van Buyten und der rumste es ins Netz. Der Schiedsrichter aber entschied auf Abseits, was sich als Mär entpuppte. Zwei Minuten später hatte der HSV selbst großes Glück, als Ferreira von halbrechts an die Latte traf und der Ball ins Feld zurücksprang. Ein 2:0 aber wäre auch des Guten zuviel gewesen. Auch so landete der FC Thun einen glücklichen Sieg, der in erste Linie durch Hamburgs Sturmflaute ermöglicht wurde. Spielerisch aber hatte Hamburg die Schweizer klar im Sack, so dass man den Hanseaten von allen deutschen Vereinen, selbst gedenk des Schalker Heimerfolges, wohl die besten Aussichten für ein Weiterkommen attestieren darf.

Maik Großmann

Ohne solche Kinder wird die Liebe zum Fußball schnell erwachsen.

— Bayern Münchens Trainer Erich Ribbeck über Nachwuchsspieler Harald Cerny.