Europa League 2005/2006 - Finale - Mi., 10.05.2006 - 20:45 Uhr
0:4
HZ - 0 : 1

Sevilla ein verdienter Sieger

Ohne Tor, aber mit enormem Wirkungskreis: Daniel Alves vom FC Sevilla

Ohne Tor, aber mit enormem Wirkungskreis: Daniel Alves vom FC Sevilla

Ohne Tor, aber mit enormem Wirkungskreis: Daniel Alves vom FC Sevilla

Im Endresultat ein wenig zu hoch, aber hochverdient feierte der FC Sevilla seinen ersten großen internationalen Erfolg. Was Middlesbrough noch gegen Basel und Bukarest gelang, einen deutlichen Rückstand umzubiegen, klappte gegen die ballsicheren Spanier nicht.
Dass zwei ausgeruhte Trupps aufeinander trafen, wurde während der gesamten Spieldauer ersichtlich. Hohes Tempo und Lauffreudigkeit zeichnete sowohl die Kicker des künftigen englischen Nationaltrainers Steve McClaren, wie auch die Mannen von Sevilla-Coach Juan Ramos aus. Beide Übungsleiter hatten in den Pflichtspielen des vorangegangenen Wochenendes fast nur Reservespieler auflaufen lassen. Ein Freistoßkracher von Rochemback brachte Sevillas Keeper in der sechsten Minute in höchste Not. Der Schuss pfiff an der Mauer vorbei und Palop konnte gerade noch die Fäuste hochreißen um das Leder abprallen zu lassen. Dann aber schwappte die Torgefahr in die gegenüber liegende Spielhälfte. Boros Abwehr sah zweimal ziemlich alt aus, als Adriano und Saviola sich über die linke Seite durchfummelten und die durcheinander gewirbelten Briten fast Eigentore produzierten. Aber Boro fing sich wieder. Rochemback als Ballverteiler und der über links immer anspielbare Downing waren die auffälligsten Akteure im Aufbau. Da die Sturmspitzen Viduka und Hasselbaink bei Navarro und Escude jedoch gut aufgehoben waren, passierte im Strafraum der Spanier fast gar nichts mehr. Sevilla spielte klüger, versuchte, wenn irgend möglich, das Leder per Kurzpassspiel nach vorn zu tragen. Der omnipräsente Alves erfasste in der 27. Minute jedoch gedankenschnell, dass auch ein langer Ball seine Vorzüge haben könnte. Zumal, wenn sich ein Mitspieler frei geschlichen hat - wie Fabiano. So schlug Alves von halbrechts kommend kurz entschlossen eine 40-Meter-Flanke zentral in den Strafraum und Fabiano köpfte unbedrängt zur 1:0-Führung ein. Der mit einer Plexiglas-Gesichtsschutzmaske spielende Boro-Keeper Schwarzer war chancenlos. Eine Antwort der Engländer blieb bis zum Pausenpfiff aus. Sevilla hatte das Spiel sicher im Griff.

Das schon in den ersten 45 Minuten recht flotte Spiel wurde gleich nach Wiederbeginn zum packenden Schlagabtausch. Die taktischen Fesseln waren in der Kabine geblieben; Boro überbrückte das Mittelfeld zügig und Sevilla antwortete mit gefährlichen Kontern. Adriano hatte in der 50. Minute die Riesenchance zum 2:0, zwirbelte die Kugel von der Strafraumkante aber um Haaresbreite am rechten Pfosten vorbei. Im Gegenzug dann beinahe der Ausgleich, als Middlesbrough sich fein durchgespielt hatte, Viduka aus kurzer Distanz jedoch am optimal postierten Palop scheiterte. Nur Sekunden später musste Schwarzer Schlimmeres verhindern - hüben wie drüben brannte es lichterloh. Ganz allmählich setzte sich dann Sevillas Ballsicherheit wieder durch und Boro konnte nur noch durch Freistöße (68., Hasselbaink - knapp drüber) oder Distanzschüsse (75., Viduka) Gefahr herauf beschwören. In der zweiten Halbzeit hatte McClaren die in vorigen Spielen bewährte Taktik, in der Not vier Stürmer einzusetzen, wieder angewandt (Maccarone und Yakubu kamen). Mittelfeld und Abwehr waren dadurch ausgedünnt, was Sevilla in der Schlussphase böse bestrafte. Maresca hatte ausreichend Platz, in der 78. (per Abstauber) und 84. Minute (mit schönem Linksschuss) Boros K.o. zu besorgen. Die zwangsläufig viel zu offensiven Engländer liefen den Spaniern ein ums andere Mal ins offene Messer; nach einem Torwartfehler Schwarzers konnte Kanoute sogar noch auf 4:0 erhöhen (89.). Boros Mut der Verzweiflung hatte sich nicht ausgezahlt, da Sevilla seiner spielerischen Linie treu blieb und eiskalt abschloss.

André Schulin

Es wäre besser, wenn er geimpft wäre.

— Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge über den nicht geimpften Star Joshua Kimmich.