Europa League 2007/2008 - Achtelfinale - Do., 06.03.2008 - 19:00 Uhr
0:5
HZ - 0 : 2

Spaziergang durch Brüssel

Sein Führungstor war nur ein Vorgeschmack:
<br>Hamit Altintop

Sein Führungstor war nur ein Vorgeschmack:
Hamit Altintop

Sein Führungstor war nur ein Vorgeschmack:
Hamit Altintop

In einer erstaunlich einseitigen Partie deklassierte der FC Bayern Belgiens Rekordmeister auf eigenem Platz und machte mit einem 5:0-Kantersieg das Rückspiel völlig überflüssig. Anderlecht spielte anfangs noch auf Augenhöhe, erhielt kurz vor der Pause aber einen doppelten Tiefschlag und fiel anschließend völlig auseinander. Für die Münchener war es der höchste Auswärtssieg der Europapokalgeschichte.

Ohne Rücksicht auf Namen und ohne Angst vor Karl-Heinz Rummenigge hatte Ottmar Hitzfeld sein Team komplett umgekrempelt und unter anderem Klose, Ribery und Olli Kahn aus der Startelf gekegelt; das Kapitänsamt übernahm Willy Sagnol. Präsenter in den ersten Minuten war nicht überraschend daher der RSC Anderlecht, der mit Polak (Nürnberg), van Damme (Bremen) und Bart Goor (Hertha BSC) drei Ex-Bundesligaprofis beschäftigte. Ehe sich aus einem Übergewicht aber Torchancen ergaben, liefen die Gastgeber plötzlich einem Rückstand hinterher. Irgendwo im Mittelfeld legte Toni den Ball zu Hamit Altintop, der das Leder sekundenlang ungestört vor der hertrieb und aus 30 Metern einfach ins Tor knallte; Anderlechts Schlussmann hatte damit als letztes gerechnet (9.). Mit der Führung im Rücken hatten die Bayern schon sehr viel erreicht und wollten das Spiel nun kontrollieren. Die Heimelf allerdings, noch etwas ungläubig ob der Kälte des Gegners, reagierte mit mehr Biss und erkämpfte sich Räume im Mittelfeld. So brachte ein Blitzangriff über Gillet plötzlich Chatelle frei vors Tor, der aus spitzem Winkel an den Pfosten traf und Bayerns Abwehr als durchaus verwundbar entlarvte (21.). Eine ganze Zeit lang schien der Ausgleich zumindest nicht ausgeschlossen, zuletzt vier Minuten vor der Pause, als Demichelis ein gefährliches Zuspiel auf Bousouffa unterband. Kurz vor dem Abpfiff allerdings fiel Anderlechts Kartenhaus in sich zusammen. Für ein Revanchefoul an Schweinsteiger sah Wasilewski zunächst Gelb, um sich keine Minute später dann in eine Hakelei mit Luca Toni verwickeln zu lassen. Die harte Strafe: Gelb für beide, also Gelb-Rot für den Polen (43.) und zwei Minuten später dann auch noch das 0:2 durch den Italiener, der ohne Gegenspieler eine Lahm-Hereingabe aufs Tor abfeuern konnte – den Schuss aufs kurze Eck hätte Keeper Zitka allerdings halten müssen.

In Überzahl hatten die Münchener nun auch wirklich leichtes Spiel, zumal Anderlecht noch immer an seine Chance glaubte und dadurch bald ein Debakel heraufbeschwor. Allein Klose und Ribery, mit Wiederbeginn für Toni und Schweinsteiger auf dem Platz, tobten sich in der Abwehr der Violetten richtig aus und ließen kaum eine Torchance liegen. Per Konter brachte der Franzose zunächst Podolski in Position, dessen Schrägschuss ins lange Eck das 0:3 markierte (57.). Als nächsten bediente Ribery dann Klose, der den Ball fünf Meter vor dem Tor nur noch kurz ins Eck drücken musste (67.) und der genau wie Podolski im Anschluss noch Chancen auf weitere Treffer vergab. Die Belgier, die anders als der FC Bayern noch in der Champions-League-Qualifikation gestartet waren, hatten nun endlich genug und versuchten, die Blamage im Rahmen zu halten. Noch aber hatte Ribery kein Tor erzielt und holte dies dann vier Minuten vor dem Abpfiff nach, als er einen direkten Freistoßball wie mit dem Computer berechnet haargenau in den äußersten Winkel hob. Das 0:5-Debakel, an das Mitte des ersten Abschnitts überhaupt nicht zu denken war, trug damit vor allem die Handschrift Riberys, der an allen Toren nach seiner Einwechslung beteiligt war und der dem Rückspiel in München damit jedwede Restspannung nahm.

Maik Großmann

Was der Delling sagt, ist fast schon eine Sauerei, ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Da stelle ich mich vor die Mannschaft.

— Rudi Völler, DFB-Teamchef, vor seiner legendären Wut-Rede 2002 auf Island.