Europa League 2007/2008 - Gruppenphase - Do., 06.12.2007 - 18:15 Uhr
1:0
HZ - 0 : 0

Schmucklos in die nächste Runde

War der gewohnt sichere Rückhalt: 
<br>Bayer-Keeper René Adler

War der gewohnt sichere Rückhalt:
Bayer-Keeper René Adler

War der gewohnt sichere Rückhalt:
Bayer-Keeper René Adler

In ihrem vorletzten Gruppenspiel verbreiteten die Werkskicker zwar nicht den Glanz der vergangenen Bundesligapartien. Dennoch bestimmten sie gegen kompakte Prager mehrheitlich das Geschehen und zogen als verdienter Sieger, zusammen mit Spartak Moskau und dem FC Zürich, vorzeitig in die Zwischenrunde ein.

Auch die Gäste, für die es bereits die vierte und letzte Begegnung war, hätten bei einem Dreier im UEFA-Cup überwintert. Von Angriffslust war bei den passiven Osteuropäern, die von der Spielstärke ihres Kontrahenten offensichtlich Wind bekommen hatten, in der gesamten ersten Halbzeit allerdings nicht viel zu spüren. Da passte es ins Bild, dass in der achten Minute nicht Sparta selbst, sondern die Leverkusener um ein Haar für das 0:1 gesorgt hätten. Bayers Schlussmann René Adler kam aber noch einmal mit dem Schrecken davon, als Castro eine Hereingabe Pospechs von der rechten Seite nicht wie geplant ins Toraus, sondern an den Pfosten köpfte. Mit dieser Gelegenheit war endlich Pfeffer in der bis dahin einschläfernden Auseinandersetzung. Das Skibbe-Team konnte die robuste Prager Hintermannschaft nun einige Male beschäftigen und kam durch Freier, der innerhalb des Strafraums aus spitzem Winkel abzog (10.), und einen Distanzversuch Castros (11.) zu beachtenswerten Chancen. Beiden machte jedoch der aufmerksame Sparta-Keeper Tomas Grigar einen Strich durch die Rechnung. Auch in der 13. Minute war der 24-Jährige auf dem Posten, als Rolfes einen Anlauf aus 18 Metern nahm. Dass es vorerst bei diesen Möglichkeiten blieb, war auf die fehlende Bewegung im Leverkusener Aufbauspiel, zu der sich auch noch Ideenarmut gesellte, zurückzuführen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre dies anders gewesen, wenn die Routiniers Sergej Barbarez, der sich beim Warmmachen mit Wadenproblemen abmeldete, und der für einen 90-Minuten-Einsatz noch zu kraftlose Bernd Schneider zur Verfügung gestanden hätten. So musste die junge, unerfahrene Bayer-Elf vor dem Wechsel sogar noch zweimal zittern. Doch weder Rezek im Anschluss an eine Flanke von Dosek (36.) noch der Passgeber mit einem Linksschuss aus 18 Metern, den Adler stark parierte (45.), brachten die Kugel über die Linie.

Nachdem die Tschechen den Schwung der Hausherren in den Anfangsminuten des zweiten Durchgangs überstanden hatten, entdeckten sie endlich selbst ihren Offensivgeist und machten sich zunehmend in der Leverkusener Hälfte breit. Bestärkt wurde Sparta in seinem Verhalten nach exakt einer Stunde, als Carsten Ramelow von Rezek harmlos gefoult wurde und dem Bösewicht beim anschließenden Gerangel mit der Hand ins Gesicht fuhr. Der Bayer-Kapitän sah zu Recht die Rote Karte und ließ seine Kameraden in Unterzahl auf dem regendurchtränkten Geläuf zurück. Wenig später hätte der agile Pospech den Rheinländern mit einem knapp am langen Pfosten vorbeirauschenden Schuss fast den nächsten Schlag versetzt (64.). Michael Skibbe reagierte und brachte mit Bernd Schneider seinen wichtigsten Mann für Freier (66.). Auch wenn der Nationalspieler sieben Minuten vor dem Ende schon wieder ausgewechselt werden musste, hatte sich der Kurzauftritt – zumindest aus psychologischen Gründen – gelohnt. Denn während Schneiders Anwesenheit scheiterte zunächst Barbarez-Ersatz Gekas nach Vorarbeit von Castro aus Nahdistanz an Grigar (69.) und kurz darauf gelang Leverkusen der entscheidende Treffer. Innenverteidiger Manuel Friedrich stürzte sich in eine Ecke Barnettas von der linken Seite und vollstreckte im Flug mit der Schulter (71.). Die Werkself spielte nun so wie die Prager im ersten Durchgang, was Skibbe mit der Einwechslung des defensiven Sinkiewicz für Angreifer Gekas unterstrich (78.). Sparta fehlten allerdings die spielerischen Mittel, um dauerhaft Druck auf die gegnerische Abwehrreihe auszuüben. Wirklich bedrohlich wurde es lediglich, als Adler einen 25-Meter-Freistoß von Horvath entschärfen musste (83.) und der neu in die Partie gekommene Matusovic die folgende Ecke volley über den Kasten knallte. 120 Sekunden vor Schluss standen auch die Gastgeber nochmals kurz vor einem Torerfolg, doch Sinkiewicz schloss einen Konter über Kießling aus bester Position schwach ab. Für den tschechischen Meister und Pokalsieger bedeutete die Niederlage das internationale Aus.

Christian Brackhagen

Es war die Hand Gottes.

— Diego Maradona