Europa League 2007/2008 - Viertelfinale - Do., 03.04.2008 - 18:30 Uhr
1:4
HZ - 1 : 1

Konter wie Peitschenhiebe

Ihm war Bayer hilflos ausgeliefert:
<br>Andrey Arshavin

Ihm war Bayer hilflos ausgeliefert:
Andrey Arshavin

Ihm war Bayer hilflos ausgeliefert:
Andrey Arshavin

Gegen den unscheinbaren russischen Meister erlebte Bayer Leverkusen eine böse Überraschung. Schon im ersten Abschnitt zeigte die Werkself zu wenig Mumm und kassierte das erste Gegentor, um gleich nach Wiederbeginn binnen zwölf Minuten sogar richtig unter die Räder zu kommen. Mit drei brutalen Gegenstößen marschierte Zenit auf 1:4 davon und buchte schon vorab das Halbfinale.

Eine gute Viertelstunde fühlte Bayer sich noch ernstgenommen. Ehe die Gastgeber, wieder mit Gekas und Bernd Schneider von Anfang an, selbst aber überhaupt in Tornähe kamen, feuerten die strengen Russen auch schon los. Eine Doppelchance durch Pogrebnyak (14./17.) war wie eine erste Warnung, ehe wenig später Adler gegen Zyrianov retten musste (19.). Die Skibbe-Elf war nicht nur beeindruckt, sondern darüber hinaus auch nicht ganz bei der Sache und spielte den Gästen mit etlichen einfachen Abspielfehlern gehörig ins Blatt. Nicht mehr überraschend fiel auf diese Weise dann das 0:1; Schuld war vor allem Barnetta, der sich auf der linken Seite verhaspelte und unweit vor dem eigenen Tor den Ball einfach abtrat. Bis zu Rene Adler durfte Arshavin, dem Haggui überhaupt nicht gewachsen war, seinen beeindruckenden Sprint danach vortragen und schloss aus kurzer Distanz eiskalt ab (20.). Was folgte, war Bayers beste Phase des Spiels, denn nachdem Barnetta seinen Schnitzer fast wieder wettgemacht hätte, köpfte Gekas den anschließenden Eckball nur haarscharf über die Latte (22.). Unter gewaltigen Mühen spielte die Skibbe-Elf weiter offensiv, musste aber ständig auf der Hut vor Zenits Kontern sein. Zehn Minuten später reichte es trotzdem dann zum Ausgleich, da Schneider eine Gekas-Flanke köpfte und Kießling den Abpraller im Tor unterbrachte (33.). Mit dem 1:1 fühlte Bayer sich nun ebenbürtig und ahnte nicht, wie sehr es sich damit täuschte.

Den zweiten Abschnitt begannen die Gastgeber mit der Absicht eines Führungstors – und beendeten ihn wie geprügelte Hunde. Gleich der erste lässige Ballverlust, diesmal durch Manuel Friedrich, wog so schwer, dass die Begegnung völlig den Bach runter ging. Wieder war es Arshavin, der diesmal über den linken Flügel losgeschickt wurde und unter unglaublicher Geschwindigkeit in den Strafraum eindrang. In der Mitte wartete Pogrebnyak und vollendete einen Lehrbuchkonter zum 1:2 (52.). Nun ging es ganz schnell. Bayer wand und quälte sich, musste das Leder aber nur einmal verlieren, um sofort das nächste Tor zu kassieren. Mit einem Mal stand so Anyukov frei, wurde von keinem Verteidiger angegriffen und düpierte Rene Adler mit einem Weitschuss (61.). Klassisch dann wieder das 1:4: Über drei Stationen hebelte Zenit die ganze Abwehr aus, so dass Denisov allein vor dem Tor stand und sich nur noch für eine Ecke entschied (64.). Michael Skibbe hatte kurz zuvor noch Barbarez gebracht (und den völlig überforderten Schneider dadurch erlöst), nun warf er lieber das Handtuch und versuchte mit Sarpei und Sinkiewicz ein schlimmeres Debakel zu vermeiden. Sechs Minuten vor Schluss konnte Kießling noch einmal verkürzen. Auch ein 2:4 aber hätte die Hoffnung auf das Halbfinale auf dem Nullpunkt belassen, so bitter und brutal war die Lektion dieses Abends. Von einer Reise zum Rückspiel nach St. Petersburg wollte man Bayer in dieser Form am liebsten abraten.

Maik Großmann

Ich brauche das Spiel, sonst kriege ich einen Herzinfarkt.

— Winfried Schäfer