Europa League 2007/2008 - Viertelfinale - Do., 10.04.2008 - 18:30 Uhr
0:1
HZ - 0 : 1

Ehre gerettet

Siegtorschütze im Heimatland:
<br>Dmitri Bulykin

Siegtorschütze im Heimatland:
Dmitri Bulykin

Siegtorschütze im Heimatland:
Dmitri Bulykin

Nach dem Desaster im Hinspiel versuchte Bayer sein Glück mit einer B-Elf und zog sich erstaunlich gut aus der Affäre. Einem diesmal selbstgefälligen Zenit drückten die Gäste vor der Pause ihr Spiel sowie ein Gegentor auf und träumten für kurze Zeit sogar noch vom Wunder. Weil das nicht mehr möglich war, gelang aber immerhin ein ordentlicher Abschied.

Während Dick Advocaat exakt die Siegerelf des Hinspiels aufbot, stülpte Michael Skibbe seine Mannschaft einmal komplett um und legte damit im Grunde die Kapitulation auf den Tisch. Tatsächlich fand Bayer aber gar nicht schlecht ins Spiel. Nach kaum drei Minuten stand plötzlich Bulykin allein vor Malafeev, schloss aber so desolat ab, dass der Keeper den Ball locker fing. Dennoch: Die Werkself überraschte in den ersten Minuten und erwischte Zenit in einer nicht geahnten Tiefschlafphase; vor allem Bernd Schneider nutzte all seine Freiheiten und leitete immer wieder verheißungsvolle Angriffe ein. Nach 17 Minuten dann, als die Russen gerade ein erstes Mal mitgemischt hatten, fiel gemäß Bayers Ansage verdient das 0:1: Schneider und Freier spielten einen Konter bis zu Castro, dessen punktgenaue Flanke Bulykin mit einem Kopfball aus fünf Metern im Tor unterbrachte; Gegenspieler Shirokov hatte auf peinliche Weise dabei das Nachsehen. Zumindest guten Willen hatte die Skibbe-Elf damit schon bewiesen, wogegen die Russen nun zwar giftiger wurden, mit dem so furchteinflößenden Hinspiel-Team aber gar nichts gemein hatten. Angesichts der gewaltigen Fehler-Quote des Gegners musste Leverkusen sich sogar ärgern, zur Pause nicht deutlicher vorn zu liegen. Völlig abwegig schien ein Weiterkommen trotzdem nicht mehr.

Trotz der unverhofften Perspektive ließ Michael Skibbe seine Reserveelf zunächst unverändert. Der Gegner hingegen war nun ein anderer, nämlich erheblich engagierter und entschlossen, Bayers Spuk zu bald wie möglich zu stoppen. Allein in der ersten Viertelstunde sauste ein Eckball nach dem anderen vors Tor, wovon mancher Rene Adler auch Probleme machte. Leverkusens Antwort war ein hilfloser Wolkenschuss von Freier (57.). Mit Rolfes, Kießling und Gekas polierte Skibbe die Werkself dann doch allmählich auf und bremste zugleich den St. Petersburger Sturmlauf. Je mehr Zeit darüber verrann desto mehr jedoch schwanden auch die Chancen, die komplette Schmach des Hinspiels tatsächlich noch zu tilgen. Ein Fußballwunder war sehr bald vom Tisch. Statt dessen erspielte Zenit sich noch eine Großmöglichkeit, als es mit einem seiner berühmten Konter wie aus dem Nichts vor Rene Adler auftauchte. Statt den wartenden Kollegen zu bedienen, schaufelte Denisov das Spielgerät jedoch an den Pfosten (70.). Die letzten Meldungen der Werkself waren ein Außennetz-Schüsschen von Sinkiewicz (67.) sowie die einzige wirkliche Torchance der zweiten Halbzeit: ein abgefälschter Distanzversuch Bernd Schneiders (84.). Im Gegenzug war das 1:1 dann eigentlich fällig, weil mit Fayzulin plötzlich wieder ein Russe durchbrach und von Haggui umgerissen wurde. Auch mit zehn Meter Anlauf brachte Tymoshchuk den Ball aber so schwach aufs Tor, dass Rene Adler den Strafstoß parierte (87.). Doch eher glücklich am Ende brachte Bayer seine Führung so über die Zeit, holte gar noch Punkte für Deutschland und stellte seine Ehre wieder her. Ein Jammer nur, dass es nicht das Hinspiel war.

Maik Großmann

Ein deutscher Spieler hätte sich bei diesem Treffer wahrscheinlich einen Hüftschaden geholt.

— Matthias Sammer über ein Hacken-Tor von Bayerns Paulo Sergio gegen PSV Eindhoven.