Der VfB steht unter Schock, das verdiente 1:0 ist plötzlich Nebensache

von Jean-Pascal Ostermeier | sid10:45 Uhr | 17.09.2017
Foul an Christian Gentner mit schweren Verletzungsfolgen
Die Bilder sind unerträglich. Christian Gentner, Kapitän des VfB Stuttgart, liegt mit blutverschmiertem Gesicht auf dem nassen Rasen, sein rechtes Auge ist zugeschwollen, die Nase verschoben. Koen Casteels, Torhüter des VfL Wolfsburg, hat den 32-Jährigen mit dem Knie so heftig im Gesicht getroffen, dass Gentner schwere Verletzungen erleidet: Oberkiefer, Nasenbein sowie unterer und seitlicher Augenhöhlenboden sind gebrochen.


Der VfB steht unter Schock, das verdiente 1:0 ist plötzlich Nebensache. "Das waren dramatische Momente, wir hatten Riesenangst, dass was passiert ist, was bleibende Schäden hinterlassen könnte", sagt Trainer Hannes Wolf. Das gedankenschnelle Eingreifen von Teamarzt Dr. Raymond Best, der dem zunächst bewusstlosen Gentner die verschluckte Zunge aus dem Hals holt, verhindert Schlimmeres. Gentner, teilt der VfB mit, werde wieder "vollständig gesund".

Bleibt die Frage nach der Beurteilung dieses Fouls. War es überhaupt eines? Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) ließ weiterlaufen. Er habe die Szene als "unglücklichen Zusammenprall bewertet", erklärt DFB-Schiedsrichterchef Hellmut Krug, Casteels habe Gentner nicht kommen sehen. Video-Assistent Deniz Aytekin habe diese Sichtweise auf Nachfrage bestätigt. "Regeltechnisch ist die Entscheidung zwar grenzwertig, aber vertretbar", sagt Krug.



Das sieht Casteels genau so. "Wenn das Foul ist, muss man die ganze Jugendausbildung umstellen, ab fünf, sechs Jahren", sagt er. Schon da werde Torhütern beigebracht, "dass du das linke Knie mitnimmst, wenn du mit rechts hochgehst, 99 Prozent der Torhüter machen das so". Kollege Ron-Robert Zieler unterstützt diese Argumentation.

Widerspruch kommt von Markus Merk. Der frühere Unparteiische sagt bei Sky, der bereits verwarnte Casteels hätte "mindestens Gelb" sehen müssen. Der Belgier habe sein Knie "als Waffe benutzt". Merks ehemaliger Kollege Thorsten Kinhöfer fordert via Bild am Sonntag "Rot und Elfer". Casteels habe bei seinem "brutalen Foul" Gentners schwere Verletzung "billigend in Kauf genommen".

(sid)

Lewandowski und Haaland in einer Mannschaft, das geht nicht. Das halte ich für Unfug.

— Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, in einem BILD am SONNTAG-Interview.