Umfrage: Wo steht die Bundesliga im Vergleich?

von Marcel Breuer | dpa08:21 Uhr | 12.02.2020
Coach Hansi Flick steht mit dem FC Bayern München im Achtelfinale der Champions League. Foto: Matthias Balk/dpa
Jeweils drei Bundesligisten haben in dieser Saison die K.o.-Runden der Champions League und Europa League erreicht. In einer dpa-Umfrage äußern sich die Verantwortlichen der deutschen Clubs zum Stellenwert der Bundesliga im europäischen Vergleich.

Fragen: «Was trauen Sie den deutschen Clubs in Champions League und Europa League zu? Wo steht die Bundesliga im internationalen Vergleich? Wie bewerten Sie es, dass in diesem Jahr nur Clubs aus den Topligen aus England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich in der K.o.-Runde der Königsklasse vertreten sind?»

Hansi Flick (Trainer FC Bayern München): «Wir brauchen uns nicht groß zu verstecken. Ich glaube, die Bundesliga hat gezeigt, dass wir gerade im internationalen Bereich Mannschaften haben, die sehr gut Fußball spielen, die sehr dominant agieren können. International brauchen wir uns nicht zu verstecken und deswegen bin ich da guter Dinge, dass das auch in die richtige Richtung weiter geht.»

Oliver Kahn (Vorstandsmitglied FC Bayern München) über den FC Bayern: «Die Leistung in der Champions League war überragend. Es ist alles möglich.»

Markus Krösche (Sportdirektor RB Leipzig): «Ich finde es immer schwierig und wenig sinnvoll eine solche Aussage oder Einordnung der Bundesliga im internationalen Vergleich zu machen, wenn man den Zeitraum von einer Saison zugrunde legt. Ich denke aber, dass wir uns mit den deutschen Teams im internationalen Vergleich keinesfalls verstecken müssen. Die Bundesliga ist nicht nur für junge Top-Spieler nach wie vor eine attraktive Adresse. Zudem spricht es für die deutsche Liga, dass sie ausgeglichener ist als die anderen genannten Ligen. Auch das ist eine Stärke unserer Liga und zeigt, wie gut das Produkt Bundesliga ist.»

Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund): «Das kann eine Momentaufnahme sein. Aber es war ja auch in der Vergangenheit so, dass nur ein oder zwei Teams aus einer kleineren Liga noch unter den letzten 16 waren. Auf dem Spitzenniveau muss sich die Bundesliga nicht verstecken. Ob am Ende wieder mal ein Team im Halbfinale oder Finale steht, muss man sehen. Das hängt oft auch ein Stück weit vom Losglück ab.»

Max Eberl (Sportchef Borussia Mönchengladbach): «Die Bundesliga muss sich international wahrlich nicht verstecken und ist ein herausragender Wettbewerb.»

Max Eberl
AbwehrDeutschland
Zum Profil

Person
Alter
50
Größe
1,74
Gewicht
74
Daten

Bundesliga

Spiele
104
Tore
-
Vorlagen
2
Karten
32-1


Simon Rolfes (Sportdirektor Bayer Leverkusen): «Ich bin überzeugt davon, dass die Bundesliga auch in den nächsten Runden in Europa vertreten sein wird. Wir haben die Qualität, in der Champions League und in der Europa League bis zum Schluss ein Wörtchen mitzureden. Die Bundesliga gehört zu den besten Ligen, das sagt schon allein die Fünfjahreswertung der UEFA aus. Mit Gladbach ist in der laufenden Saison nur ein Verein in der Gruppenphase ausgeschieden. Wir gehören zur Spitze in Europa, es gibt keinen Grund, uns klein zu machen.»

Jochen Schneider
(Sportvorstand Schalke 04): «Ich traue allen drei verbliebenen deutschen Champions League-Teilnehmern zu, das Viertelfinale zu erreichen. Danach entscheiden Losglück und Tagesform. Es wäre vermessen, heute eine Prognose abzugeben, wer wie weit kommt. Aber es wäre natürlich schön, mal wieder zwei deutsche Vereine im Halbfinale der Königsklasse zu sehen. In der Europa League traue ich allen deutschen Vereinen zu, sehr weit zu kommen. Gerade Eintracht Frankfurt hat in der vergangenen Saison gezeigt, wie großartig die Europa League sein kann. So muss man diesen Wettbewerb annehmen. Das war beispielhaft. Insgesamt spielen die deutschen Vereine eine sehr starke Europapokalsaison. Auch Gladbach ist in letzter Minute nur mit sehr viel Pech ausgeschieden. Dass nur Vereine aus den fünf Topligen im Achtelfinale der Champions League vertreten sind, ist keine Überraschung, sondern der Lauf der Dinge. Das mag man gut finden oder nicht, aber die entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen sind elementare Voraussetzung für nachhaltigen sportlichen Erfolg.»

Alexander Rosen (Sportchef TSG 1899 Hoffenheim): «Ich bleibe dabei, die Bundesliga gehört zu den stärksten Ligen der Welt und zeichnet sich im Vergleich zu anderen durch ihre enorme Leistungsdichte aus. Dass die deutschen Teams auch international eine gute Rolle spielen, ist ein Beleg für die hervorragende Arbeit in den Clubs. Zumal die internationale Konkurrenz unbestritten teils über weitaus größere finanzielle Mittel verfolgt.»

Jochen Saie
r (Sportvorstand SC Freiburg): «Bayern, Dortmund und Leipzig sind international absolut konkurrenzfähig und ihnen ist viel zuzutrauen, wenn auch alle drei im Achtelfinale direkt auf echte Top-Gegner treffen. Dieser Trend wird sich weiter fortführen und festigen - echte Überraschungen wird es in der K.o.-Runde nur noch äußerst selten geben.»

Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg): «Ich traue es den deutschen Clubs zu, dass einer zumindest das Halbfinale in der Champions League erreichen kann. In der Europa League kann ähnlich wie letztes Jahr Eintracht Frankfurt wieder ein deutscher Club für Furore sorgen. Allerdings sind auch namhafte Clubs aus der Champions League jetzt in der K.o.-Runde dabei. Zur zweiten Frage: Das ist ein Beleg dafür, dass die Schere im internationalen Fußball immer weiter auseinandergeht. In diesen Ligen gibt es die größten finanziellen Möglichkeiten und somit auch die besten Spieler.»

Stefan Reuter (Manager FC Augsburg): «Es ist eine gute Leistung, wenn sechs von sieben deutschen Mannschaften im Europapokal überwintert haben. Das zeugt von enormer sportlicher Qualität. Schade, dass Mönchengladbach durch ein Tor kurz vor Schluss ganz knapp ausgeschieden ist, sonst wären alle Teams weiter gekommen. Ich traue den Teams trotz starker Gegner in den K.o.-Spielen dennoch zu, weit zukommen und auch einen Titel zu holen.»

Bruno Hübner (Sportdirektor Eintracht Frankfurt): «Die Bundesliga muss sich im internationalen Vergleich überhaupt nicht verstecken. Unter den aktuellen Bedingungen wird in Deutschland sehr gute Arbeit geleistet.»

Oliver Ruhnert (Profifußball-Geschäftsführer 1. FC Union Berlin): «Im internationalen Vergleich sind wir seit Jahren der Auffassung, dass wir nicht mithalten können. Trotzdem ist die Champions League schon nach Deutschland gegangen - oder deutsche Vereine standen im Finale. Auch in der Europa League gab es immer wieder mal Erfolge. Der englische Fußball hat im Moment einfach viel mehr Geld zur Verfügung. Das spiegelt sich wieder. Aber auch deutsche Mannschaften sind immer wieder in der Lage, auch dort einen Titel zu holen.» (zur dritten Frage in dem Komplex): «Das ist in dieser Saison so. Im letzten Jahr war Ajax Amsterdam eine Ausnahme. Die Ausnahmen werden insgesamt weniger. Das spricht für die Nationen, die viel Geld zur Verfügung haben.»



Michael Preetz (Geschäftsführer Hertha BSC): «Zunächst einmal finde ich die Anzahl der deutschen Clubs in der K.O.-Runde sehr erfreulich. Sechs von acht gestarteten Clubs haben in den internationalen Wettbewerben überwintert, das ist top. Die Duelle in der Champions League gegen Chelsea, Paris und Tottenham werden sicher Gradmesser, aber grundsätzlich traue ich allen drei deutschen Clubs auch die nächste Runde zu. Und genauso denke ich, dass sich auch Frankfurt, Leverkusen und Wolfsburg durchsetzen können. Aber meiner Meinung nach wird sich mit jeder weiteren Runde wieder herauskristallisieren, dass nur die Weltclubs beim Einzug in das Finale das letzte Wort sprechen werden. Zu diesen zählt aber natürlich immer auch Bayern München, die mit den gleichen «Waffen» in dieser Liga mitspielen: unter anderem eben auch mit sehr viel Geld!»

Achim Beierlorzer
(Trainer Mainz 05): «Die Bundesliga gehört zu den Top-Ligen weltweit. Ich wünsche mir, dass die deutschen Mannschaften in der Champions League und in der Europa League in der K.o.-Phase genauso erfolgreich spielen wie in der Gruppenphase und hoffe, dass sie so weit wie möglich kommen.»

Lutz Pfannenstiel (Vorstand Sport Fortuna Düsseldorf): «In der Champions League haben die deutschen Teams sehr schwere Teams zugelost bekommen. Aber alle drei haben die Qualität auch gegen diese Mannschaften eine Runde weiter zu kommen und danach ist alles möglich. In der Europa League sehe ich, dass zwei von drei Teams weiterkommen. Dass nur Teams aus den finanzkräftigsten Ligen in der K.o.-Runde dabei sind, ist eine ganz normale Entwicklung. Das zeigt auch, dass die Schere immer weiter auseinander geht. Die Bundesliga ist nach der Premier League, die beste Liga der Welt.»

Steffen Baumgart
(Trainer SC Paderborn): «Ich traue den deutschen Mannschaften in den internationalen Wettbewerben alles zu. Natürlich hat sich England bei den TV-Geldern mittlerweile abgesetzt, aber die Qualität der deutschen Teams ist nach wie vor hoch.»

Joachim Löw (Bundestrainer): «Man zum ersten Mal seit ein paar Jahren das Gefühl, dass die deutschen Mannschaften international etwas bewegen können, also mehrere Mannschaften. Leipzig, Dortmund oder Bayern sind der Champions League sicher in der Lage noch weiterzukommen, die nächsten Schritte zu machen, das ist gut. In der Europa League sind wir 20 Jahre nicht mehr in die Nähe vom Finale gekommen. Von dem höchsten Niveau in der Champions League profitieren die Spieler dann auch bei uns, bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. Deswegen ist es gut, wenn unserer Spieler da möglichst lange vertreten sind.»

Christian Seifert (DFL-Boss): «In den internationalen Clubwettbewerben sind wir besser geworden und diesen Weg gilt es fortzusetzen. Es muss unser Anspruch sein, dass in den Viertelfinals der Champions League und Europa League mehr als ein deutscher Club regelmäßig auftaucht. Die besten 16 Mannschaften Europas sind ein legitimes Ziel für die Liga mit dem zweithöchsten Umsatz der Welt.»

(dpa)

Für Streicheleinheiten müssen wir uns eine Katze kaufen.

— Bayern Münchens Torjäger Miroslav Klose auf die Frage, ob sein Sturmpartner Lukas Podolski eine größere Fürsorge des Klubs benötige.