Heute vor 49 Jahren: Der Pfostenbruch am Bökelberg

von Jean-Pascal Ostermeier | sid08:08 Uhr | 03.04.2020
Der Bökelberg ist Gladbachs alte Heimspielstätte
Als am 3. April 1971 der Pfosten zu krachen beginnt, sucht Herbert Laumen Schutz in der Embryohaltung. Hilflos wie ein Baby liegt der Stürmer von Borussia Mönchengladbach auf dem Rasen, als über ihm ein ganzes Tor zusammenbricht. "Ich bin sofort in Deckung gegangen. Zum Glück hat die Latte mich nicht erwischt", sagt Laumen später in Erinnerung an den legendären Pfostenbruch vom Bökelberg.


Es ist ein morsches Stück Holz, das für den kuriosesten Spielabbruch der Bundesliga-Geschichte sorgt. Mit voller Wucht läuft Laumen nach einem Angriff in das Tor. Als er sich am Netz hochzieht, knickt der linke Pfosten kurz über der Grasnarbe ein. "Wenig später lag ich schon wie ein Fisch im Netz", sagt Laumen.

Die Fans lachen, Schiedsrichter Gerd Meuser ist verzweifelt. Zwei Minuten sind beim Stand von 1:1 noch zu spielen, Tabellenführer Gladbach spekuliert auf ein Wiederholungsspiel. "Da ist nichts zu machen, brechen Sie ab!", fordert Spielmacher Günter Netzer. Zwölf Minuten später bricht Meuser ab, die Gladbacher sind zufrieden.



Drei Wochen später folgt das böse Erwachen. Der DFB wertet das Spiel mit 2:0 für Werder, Borussia bekommt eine Geldstrafe von 1500 Mark aufgebrummt. Der VfL geht in Berufung, die abgewiesen wird. "Ein Bundesligaklub ist eben kein Dorfverein", heißt es in der Begründung. Plötzlich steht die Meisterschaft auf der Kippe. Doch die Geschichte nimmt ein gutes Ende: Am letzten Spieltag holt Gladbach als erster Klub zum zweiten Mal in Folge den Titel.

Folgen hat der Vorfall dennoch. Seit dem 3. April 1971 sind Holztore aus der Bundesliga verbannt.

(sid)

Ich liege nie falsch, ich habe eine sehr weiche Matratze zu Hause.

— Sky Austria-Experte Alfred ,,Fredl" Tatar