Neapel benötigte einen Kraftakt - und Cavani

Nach der zweiwöchigen Spielpause der Serie A waren die Kellerklubs besonders motiviert. Keines der auf den letzten sechs Rängen platzierten Teams verlor, Schlusslicht Bari feierte sogar einen Auswärtssieg. Im Topspiel bezwang Milan Inter in überzeugender Manier.

Leidtragender des Aufstandes von unten war u.a. Udinese Calcio. Die zuvor 13 Spiele lang ungeschlagene Mannschaft von Trainer Francesco Guidolin musste bei der auf Abstiegsplatz 18 stehenden Auswahl von US Lecce antreten und bekam schon in der ersten Halbzeit zu spüren, dass die Gastgeber trotz ihrer Abwehrschwäche (52 Gegentreffer) kein Kanonenfutter abgeben wollten. Das Chancenverhältnis gestaltete sich über die gesamte Spielzeit recht ausgeglichen, nur dass Lecce mit Bertolacci einen Akteur in seinen Reihen hatte, der an diesem Tag das Glück oder Gespür dafür hatte, an der richtigen Stelle zu stehen. Die maßgebliche Vorarbeit zum 1:0 ging von Di Michele aus, dessen abschließender Schuss jedoch geblockt wurde. Der Abpraller fiel aber Bertolacci vor die Füße, der das Leder kurz entschlossen ins Netz hämmerte (48.). Den 2:0-Endstand leitete der rechts im Sechzehner durchgebrochene Jeda ein. Sein Rückpass passte genau in den Lauf von Bertolacci, der wiederum aus kurzer Distanz wenig Mühe beim Vollstrecken hatte. Lecce kletterte in der Tabelle einen Platz hoch, Udinese blieb Vierter.

Catania Calcio verpasste dem zuletzt als Milan-Bezwinger gefeierten Team von US Palermo gleich eine 4:0-Abreibung, was die Resthoffnung der Gäste auf einen Europa-League-Startplatz gedämpft haben dürfte. Brescia Calcio, Vorletzter des Klassements, hielt dank eines 3:1-Sieges gegen den sicher im Mittelfeld platzierten FC Bologna seine Option auf den Klassenerhalt intakt, derweil Schlusslicht AS Bari trotz des 2:1-Auswärtserfolges beim FC Parma noch ein Elf-Punkte-Rückstand zum rettenden Platz 17 erhalten blieb.

Allerspätestens nachdem Chivu wegen einer Notbremse die rote Karte gesehen (54.), stand Inter Mailand im Gastspiel beim Lokalrivalen AC Mailand auf verlorenem Posten. Eto’os Fehlschuss, als er aus zwei Metern freistehend das Tor verpasste (43.), war symptomatisch dafür, dass dem Titelverteidiger in diesem wichtigen Match nichts gelang. Pato (1. und 62.) sowie Cassano per Strafstoß (89.) besiegelten den verdienten Erfolg des Tabellenführers. Zum ärgsten Verfolger Milans avancierte nunmehr wieder der SSC Neapel, der sich einen 4:3-Krimi gegen Lazio Rom gönnte. Die Dramaturgie dieses Spiels ließ nichts aus. 0:2 und 2:3 lagen die Gastgeber zwischenzeitlich zurück, die Torraumszenen wechselten ständig hin und her, Fehlentscheidungen und Platzverweise fehlten ebenfalls nicht - bis sich einmal mehr Goalgetter Edison Cavani als Held der „Blauen“ zu erkennen gab. Mit drei Treffern riss er das Spiel aus dem Feuer und heizte die Titelträume weiterhin an.

André Schulin