Zuspitzung

Empörung über „Handballer“ Messi, Sinneswandel in Real Madrids Führungsetage und eine Heimspielkatastrophe bei Real Betis: Spaniens Primera División produzierte am vorletzten Spieltag kuriose Schlagzeilen. Die Entscheidung im Titelrennen blieb genauso offen wie die Schicksale vierer noch im Abstiegskampf befindlicher Klubs.

Alle drei verbliebenen Titelkandidaten begnügten sich mit Punkteteilungen, was für die zwei Zähler zurückhängenden Kicker des drittplatzierten FC Sevilla (0:0 bei Atletico Madrid) besonders ärgerlich war, die die Chance vergaben, sich auf Augenhöhe zum Führungsduo heranzuarbeiten. Unsportlich ging es im Stadion Nou Camp zu, als Lionel Messi in der 44. Minute - vergleichbar mit der „Hand-Gottes“-Aktion seines Landsmannes Diego Maradona (WM 1986) - dem FC Barcelona den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich im Derby mit Espanyol Barcelona verschaffte. Die Proteste der Gäste wurden abgeschmettert. Messis zweiter Treffer war dann einwandfrei (57.). Obwohl Barca zunehmend überlegener wurde, verpassten Rijkaards Schützlinge einen möglichen dritten Treffer und wurden dafür bestraft. Tamudo, der schon Espanyols Führung erzielt hatte, schloss einen schnellen Gegenstoß kurz vor Feierabend zum 2:2-Endstand ab.

Mit dem gleichen Resultat verteidigte Real Madrid seine Spitzenposition. Die Auswahl von Fabio Capello hatte bei Real Saragossa anzutreten und wurde in den ersten 45 Minuten von den Gastgebern beherrscht. Die 1:0-Führung durch Milito (32. Foulelfmeter) zur Pause war gerechtfertigt. Erst nachdem van Nistelrooy den Ausgleich geköpft hatte (56.) steigerte sich Real und übernahm die Leitung des Spiels. Milito ärgerte den Tabellenführer nochmals (63.), aber die Hauptstädter hatten mittlerweile genügend Moral entwickelt, um erneut auszugleichen. Wieder war es van Nistelrooy (25 Saisontreffer), der für Real traf. Ein simpler Sieg, gleich wessen Ergebnisses, am letzten Spieltag würde den Madrilenen genügen die Meisterschaft zu sichern. David Beckham, der sich bei Real in den letzten Monaten stetig steigender Wertschätzung erfreute, erhielt ein Angebot, seinen Wechsel zu Los Angeles Galaxy rückgängig zu machen. Doch der Engländer lehnte ab.

Die oberpeinliche 0:5-Heimpleite gegen CA Osasuna könnte für Real Betis folgenreiche Konsequenzen haben. Anstatt sich vorzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden, eröffneten sich dem Team aus Sevilla plötzlich schlechte Voraussetzungen für den letzten Spieltag. Während Real Betis reisen muss (Santander), kann die Konkurrenz von Athletic Bilbao (1:3 beim FC Villarreal) und Celta Vigo (3:2 bei Atletico Madrid) auf eigenem Platz die letzte Chance auf den Klassenerhalt wahrnehmen. Auch Real Sociedad (auswärts beim FC Valencia) könnte mit Betis noch gleichziehen und wäre dank des direkten Vergleiches vor dem Team des Ex-Dortmunders David Odonkor, der beim Debakel durchspielte.

André Schulin