Spiel mit dem Feuer

Kein Freund des Kopfballspiels, hielt die Birne aber trotzdem erfolgreich hin: Ervin Skela
Zunehmende Verdichtung im Abstiegskampf und eine Zuspitzung im Rennen um die internationalen Startplätze: Abgesehen vom Titelkampf erhöhten die Ergebnisse des 27. Spieltages die Spannung in der Liga. Feuerwerkskörper in Frankfurt und Jagdszenen im Gelsenkirchener Hauptbahnhof zeugten vom Liga-unwürdigem Verhalten einzelner „Fans“.

Die langen Misserfolgserien der erst zur Rückrunde verpflichteten Trainer Michael Frontzeck und Thomas von Heesen endeten. Frontzeck, mit Bielefeld neun Spiele ohne Sieg, feierte einen knappen, nichtsdestotrotz aber verdienten 1:0-Heimerfolg über den Karlsruher SC. Von Heesen durfte sich gar über einen 3:1-Auswärtsdreier der Clubberer in Frankfurt freuen. Was ihm und den Nürnbergern weniger gefallen haben dürfte, war das Abfeuern mehrerer Leuchtraketen aus dem Fanblock der Franken, das zu einer 20-minütigen Spielunterbrechung plus einer Untersuchung des DFB-Sportgerichtes führte. Äußerst unschön auch die Szenen auf dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof im Anschluss an Schalkes 1:0-Sieg gegen Hansa Rostock. Nach stundenlanger Randale wurden mehr als einhundert „Fans“ in Gewahrsam genommen. Hansa hatte schon ohne diese unerfreulichen Begleiterscheinungen genug Probleme - aufgrund der Erfolge der Konkurrenz rutschten die Ostseestädter auf einen Abstiegsrang. Einen Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt erlitt auch der MSV Duisburg, der im Kellergipfel dem FC Energie Cottbus mit 0:1 unterlag. „Ich habe vor dem Spiel gewusst, dass wir heute unseren ersten Auswärtssieg landen“, bekannte sich Energie-Coach Bojan Prasnikar hellseherischer Fähigkeiten. Von Matchwinner Ervin Skela ist nicht bekannt, ob er den Kopfballtreffer voraus geahnt hatte. „Ich habe immer Angst, dass mir der Ball weh tut“, gab der Albaner vielmehr seine Aversion gegen das Kopfballspiel zu. Gelohnt hatte sich seine Aktion allemal - die Lausitzer, immerhin an 13 Spieltagen Schlusslicht in der Tabelle, setzten sich auf Platz 14 an die Spitze der Fünfer-Gruppe, die jeweils nur durch einen Zähler getrennt, mit allergrößten Abstiegssorgen konfrontiert ist.

Neun Punkte Vorsprung vor dem Zweitplatzierten sollten dem FC Bayern reichen, die Meisterschale ungefährdet nach München zu lotsen. Zumal die distanzierten Verfolger weiterhin wechselhafte Resultate einfuhren. Der FCB ließ sich durch einen zeitigen Rückstand nebst Dezimierung (Gelb-Rot für von Bommel) nicht aus der Spur werfen und schlug den VfL Bochum noch mit 3:1. „Man kann den Bayern jetzt wohl schon gratulieren“, glaubte dessen Coach Marcel Koller. Der Glaube an ein positives Saisonabschneiden wuchs beim so schlecht gestarteten VfB Stuttgart weiter an, auch wenn der 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV glücklich war. Platz 5 bedeutete die beste Platzierung des amtierenden Meisters bislang, nur zwei Zähler hinter dem punktgleichen Nordduo HSV (Platz 3) und Bremen (4). Die Grün-Weißen beendeten bei der Berliner Hertha eine Durststrecke von zuvor vier sieglosen Spielen. Leverkusen fiel nach der dritten Niederlage in Folge (1:2 in Dortmund) aus den internationalen Rängen und geriet in gefährliche Nähe der „Wölfe“, die den Niedersachsen-Vergleich mit Hannover 96 für sich entschieden (3:2). „Hannover war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, wir in der zweiten. Deshalb ist unser Sieg nicht unverdient“, lautete das Fazit Felix Magaths, dessen Logik die zweiten 45 Minuten höher schätzt. Die zweite Saisonhälfte jedenfalls blieb klar die Domäne seiner Elf, die nun schon 23 Punkte nach der Winterpause sammelte.

André Schulin

Bundesliga
- 27. Spieltag

Freitag, 04.04.2008
0:14'
Schauinsland-Reisen-Arena (Duisburg) · Zuschauer: 24000 · Schiedsrichter: Roman Potemkin
Samstag, 05.04.2008
1:020'
Gottlieb-Daimler-Stadion (Stuttgart) · Zuschauer: 55800 · Schiedsrichter: Babak Rafati
1:020'
3:171'
Volkswagen Arena (Wolfsburg) · Zuschauer: 29300 · Schiedsrichter: Dr. Markus Merk ( Kaiserslautern )
Schüco-Arena (Bielefeld) · Zuschauer: 19600 · Schiedsrichter: Manuel Gräfe ( Berlin )
1:052'
VELTINS-Arena (Gelsenkirchen) · Zuschauer: 61500 · Schiedsrichter: Knut Kircher
1:273'
Olympiastadion (Berlin) · Zuschauer: 59700 · Schiedsrichter: Florian Meyer ( Burgdorf )
1:03'
1:249'
1:383'
Commerzbank-Arena (Frankfurt am Main) · Zuschauer: 51500 · Schiedsrichter: Peter Gagelmann
Sonntag, 06.04.2008
1:131'
2:174'
3:188'
Allianz Arena (München) · Zuschauer: 69000 · Schiedsrichter: Michael Weiner
0:151'
1:187'
2:190'
Signal Iduna Park (Dortmund) · Zuschauer: 69400 · Schiedsrichter: Lutz Wagner

Ich bin ein Pulverfass, ich denke erst nach der Explosion.

— Torsten Gütschow