Konfetti in Dortmund, Rauchbomben in Köln

Stemmte die Meisterschale in die Höhe: BVB-Kapitän Sebastian Kehl
Für Hertha BSC ging die Saison in die Verlängerung, für den 1. FC Köln ein Alptraum in Erfüllung. "Was bei mir hängenbleibt, ist, dass es ein so brutal unnötiger Abstieg war", erklärte der mitgenommene SC-Coach Frank Schaefer. Schalke stellte den besten Goalgetter der Saison, der BVB die in vieler Hinsicht erfolgreichste Mannschaft.

Die Veränderungen in der Abschlusstabelle hielten sich numerisch in Grenzen. Zwei Mal tauschten Tabellennachbarn die Plätze. Im ersten Fall, als der Permanent-Bundesligist Hamburger SV beim Liganeuling FC Augsburg unterlag und sich hinter dem Novizen einreihen musste, dürfte diese Herabstufung aus Hamburger Sicht als ärgerlich betrachtet worden sein. Aber nicht - angesichts einer ohnehin völlig verkorksten Saison - als tragisch. Der zweite Platztausch war von anderem Kaliber. Der 1. FC Köln, dessen letzter Bundesligasieg, acht Spieltage zuvor, ausgerechnet gegen Hertha BSC zustande kam, verlor das Fernduell gegen jene Berliner und rutschte auf direktem Weg in die 2. Liga. Rauchbomben und Bengalos bestimmten die Szenerie im Stadion, als die 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern den Abstieg besiegelte. Hertha rettete sich dank des 3:1-Sieges gegen Hoffenheim in die Relegation, gegen den Zweitligadritten Fortuna Düsseldorf. „Wir haben heute eine unglaubliche Nervenbelastung überstanden. Wir haben aber nur das erreicht, was wir erreichen mussten, mehr nicht …“, erinnerte Otto Rehhagel daran, dass der Klassenerhalt noch vakant blieb.

In der noch zu klärenden Frage über den dritten Europa-League-Startplatz setzte sich nicht unerwartet Hannover 96 als Siebtplatzierter durch - wenngleich Kaiserslauterns 1:0-Führungstreffer bei den „Roten“ der Angelegenheit noch eine Prise Dramatik beimischte. Zwischenzeitlich hatte sich Wolfsburg virtuell vor den niedersächsischen Konkurrenten gesetzt. Die 96er konnten die Sache jedoch aus eigener Kraft zu ihren Gunsten regeln und gewannen 2:1. Die Besonderheit, als einziges Team in den Heimspielen ungeschlagen durch die Saison gegangen zu sein, nahmen sie gern mit. Borussia Dortmunds ‚Auffälligkeiten’ stellten jedoch alles in den Schatten. Neben diversen vereinsinternen Bestmarken stellte der Titelverteidiger einen neuen Bundesliga-Punktrekord auf (81 Zähler) und blieb in 28 Spielen in Folge innerhalb einer Saison ungeschlagen. Ein weiterer ungewöhnlicher Wert sind die 25 Alu-Treffer der Schwarzgelben, die nicht zwingend mit dem Adjektiv ‚positiv’ belegt werden konnten, aber allemal als Indiz der Chancenfülle des BVB taugten. „Wir haben 81 Punkte geholt, das wird vermutlich sobald keine Mannschaft erreichen“, erfreute sich Jürgen Klopp des Erfolges, hielt die Feierlichkeiten jedoch aufgrund des noch bevorstehenden Pokalfinales in begrenztem Rahmen.

Borussia Mönchengladbach beendete seine überragende Saison mit einem 3:0-Auswärtserfolg in Mainz. „Ich genieße den Moment“, bekannte Sportdirektor Max Eberl. Trotz der abschließenden 0:4-Pleite in Dortmund durfte sich der SC Freiburg - nach der Hinrunde fast schon abgeschriebenes Tabellenschlusslicht - am Ende ebenso als Gewinner fühlen, wie Aufsteiger Augsburg, der 1. FC Nürnberg und aus dem oberen Tableau der VfB Stuttgart, dem in der Rückserie eine bemerkenswerte Steigerung gelang. Der Hamburger SV kam in seiner Umbruchsaison mit dem Schrecken davon, sein ewiger Nordrivale Werder Bremen, dem die Rückserie überhaupt nicht bekam (13 Punkte), zehrte vom Polster der ersten Saisonhälfte. In dieser Verfassung war die abschließende Heimniederlage gegen Schalke keine Überraschung. Grund zum Feiern hatten im Weserstadion nur die Gäste - ihren in der Vorwoche bereits zementierten dritten Rang in der Abschlusswertung und Toptorjäger Huntelaar (29 Treffer). Leverkusen feierte eine Art ‚Happy end’. Der 4:1-Heimsieg gegen Nürnberg sicherte Bayers fünften Platz. Und Sportchef Rudi Völler zeigte sich nicht abgeneigt, das Interimsduo Hyypiä/Lewandowski in der sportlichen Verantwortung zu belassen: „Wenn man so punktet, kann man sich vorstellen, dass man weitermacht.“

André Schulin

Bundesliga
- 34. Spieltag

Samstag, 05.05.2012
0:132'
0:262'
0:369'
Opel Arena (Mainz) · Zuschauer: 34000 · Schiedsrichter: Wolfgang Stark ( Landshut )
0:128'
0:260'
1:274'
3:280'
Mercedes-Benz-Arena (Stuttgart) · Zuschauer: 58500 · Schiedsrichter: Roman Potemkin
2:185'
3:190'
Olympiastadion (Berlin) · Zuschauer: 51800 · Schiedsrichter: Fynn Kohn
0:17'
Bugera (ET)
1:138'
2:171'
AWD-Arena (Hannover) · Zuschauer: 49000 · Schiedsrichter: Dr. Felix Brych ( München )
Signal Iduna Park (Dortmund) · Zuschauer: 80700 · Schiedsrichter: Peter Sippel
1:035'
WWK ARENA (Augsburg) · Zuschauer: 30700 · Schiedsrichter: Manuel Gräfe ( Berlin )
0:130'
1:142'
1:265'
1:374'
2:382'
Weserstadion (Bremen) · Zuschauer: 42100 · Schiedsrichter: Deniz Aytekin ( Oberasbach )
0:135'
0:252'
0:354'
1:363'
1:485'
RheinEnergieStadion (Köln) · Zuschauer: 50000 · Schiedsrichter: Florian Meyer ( Burgdorf )
0:232'
1:258'
1:377'
1:489'
Max-Morlock-Stadion (Nürnberg) · Zuschauer: 48500 · Schiedsrichter: Guido Winkmann

Normalerweise trifft man sich in so einem großen Kreis auf Beerdigungen.

— Jürgen Klopp beim 20-jährigen Dienstjubiläum von Christian Heidel bei Mainz 05.