Alles beim alten?

Guter Einstand in Frankfurt: Fatmire Bajramaj (Foto: Imago)
Nach der großen WM-Enttäuschung begann nun auch für die Frauen der Bundesligaalltag. Nach dem Abgang großer Stars wie Birgit Prinz und Inka Grings war die Bühne frei für die eigenen aufstrebenden Bekannten sowie WM-Entdeckungen aus andere Teilen der Welt, die ihr Glück nun in der höchsten deutschen Klasse versuchten. Hatte man sich von der Weltmeisterschaft einen Aufschwung erhofft, wurde nach dem ersten Spieltag klar, dass eigentlich alles beim alten geblieben war: Keine erweiterte Medienpräsenz, kaum gestiegene Zuschauerzahlen in den einzelnen Spielstätten und auch die Favoriten waren, wie jedes Jahr, die gleichen. Mit einer Ausnahme.

Für den deutschen Frauenfußball ging eine Ära zu Ende. Bereits vor der WM im eigenen Land hatte Birgit Prinz angekündigt, ihre Nationalmannschaftskarriere beenden zu wollen, nun zog sie auch unter den Vereinsfußball einen Schlussstrich. Die dreifache Weltfußballerin erzielte von 1992 bis 2011 in 254 Bundesligaspielen 266 Tore, mit ihr geht der Liga und vor allem dem FFC Frankfurt eine Galeonsfigur des deutschen Frauenfußballs verloren. Einen noch besseren Wert erzielte Inka Grings, die innerhalb von 16 Jahren ganze 353 Treffer markierte – in 271 Spielen. Auch die Stürmerin des FCR Duisburg verließ zu Saisonbeginn die Liga, sie allerdings mit dem Ziel, im Ausland eine neue Herausforderung zu suchen. Ariane Hingst, die langjährige Nationalspielerin des 1. FFC Frankfurt, würde ebenfalls nicht mehr für ihren Verein und die Nationalmannschaft auflaufen, wohin es die 32-jährige zog, war am 1. Spieltag jedoch noch nicht bekannt. Diesen prominenten Abgängen gesellten sich spektakuläre Wechsel innerhalb der Bundesliga, aber auch Zugänge aus anderen Teilen der Welt. Der entthronte Rekordmeister aus Frankfurt wollte auch ohne Prinz zurück zur alten Dominanz und lotste unter anderem die Jungstars Fatmire Bajramaj (Turbine Potsdam) und Kim Kulig (Hamburger SV, derzeit durch einen Kreuzbandriss gehandicapt) sowie Weltmeisterin Saki Kumagai in die Mainstadt. Auch Champions League-Finalist 1. FFC Turbine Potsdam hatte sich einen WM-Star geschnappt. Für die Brandenburgerinnen stürmte neben der Weltmeisterin Yuki Nagasato nun Neuzugang Genoveva Anonma, die Spielführerin Äquatorial-Guineas kam vom Ligakonkurrenten FF USV Jena. Bayer Leverkusen verpflichtete Marina Hegering und Turid Knaak aus Duisburg, der SC Bad Neuenahr holte Nationalkeeperin Almuth Schult, Jena holte in Martina Voss-Tecklenburg eine neue Trainerin mit viel Frauenfußballerfahrung. Zur SG Essen-Schönebeck wechselte Torhüterin Ursula Holl, die nach dem ersten Spieltag das Ende ihrer Nationalmannschaftskarriere bekannt gab. In die Phalanx der „großen Drei“ Frankfurt, Potsdam und Duisburg wollten zur neuen Saison der FC Bayern München und die Frauen des VfL Wolfsburg einbrechen. Während sich der FCB weitestgehend zurückhielt, was Neuverpflichtungen anging, schlugen die „Wölfinnen“ zu und erweiterten ihre Kader niveauvoll. Mit Conny Pohlers vom 1. FFC Frankfurt kam die Torschützenkönigin der vergangenen Saison, dazu gesellten sich in Lena Goeßling (SC Bad Neuenahr) und Josephine Henning (1. FFC Turbine Potsdam) zwei weitere Spielerinnen, die bereits das Trikot der Nationalmannschaft überstreifen durften. Mit dem Ziel Champions League ging man in Wolfsburg in die neue Saison und die Neuverpflichtungen ließen allen Grund zur Hoffnung, dass dies dem VfL durchaus gelingen könnte. Trotz aller WM-Enttäuschung versprach die neue Bundesligasaison also spannend zu werden und die Abgänge der großen Namen durften auf die Entfaltung der nachrückenden Spielerinnen hoffen lassen.

Die erste Partie der neuen Spielzeit fand zwischen Duisburg und Aufsteiger 1. FC Lokomotive Leipzig statt. Überraschend ging der Liganeuling nach einer Viertelstunde in Führung, doch Nationalspielerin Alexandra Popp, von der in dieser Saison noch einiges zu erwarten war, und Stefanie Weichelt mit ihrem Treffer zum 2:1 verhinderten einen Fehlstart des Favoriten. Besser machte es der 1. FFC Frankfurt in seinem Spiel gegen Essen-Schönebeck. Durch Treffer von Smisek, Huth und Neuzugang Bajramaj gewann der Rekordmeister sicher mit 3:0. Mit dem gleichen Ergebnis setzten sich Wolfsburg und München durch. Im Auswärtsspiel gegen Jena bestätigte Wölfe-Neuzugang Pohlers ihre Verpflichtung durch einen Doppelpack, in München ließ der Gastgeber Bayer Leverkusen keine Chance. Ein frühes Tor in der zweiten Minute brachte die Bayern früh auf die Siegerstraße, die weibliche Werkself hatte dem nicht viel entgegenzusetzen. An die Spitze setzte sich nach dem ersten Spieltag der 1. FFC Turbine Potsdam. Mit 4:0 schlug das Team von Trainer Bernd Schröder den Hamburger SV, dabei wurde schnell klar, dass auf sein neues Sturmduo Anonma-Nagasato Verlass war – beide Stürmerinnen erzielten jeweils zwei Tore. Das einzige Unentschieden des Spieltages gab es zwischen dem SC Bad Neuenahr und Aufsteiger SC Freiburg, die sich mit 2:2 trennten.
Wer vor dem Bundesligastart auf vermehrtes Zuschauerinteresse gehofft hatte, musste schnell ernüchtert feststellen, dass sich auch hier nicht viel verändert hatte. Einzig die Heimspiele von Duisburg (1900 Zuschauer), Potsdam (2800) und Frankfurt (2800) waren einigermaßen gut besucht, der Rest der Liga ließ sich von weniger als tausend Anhängern anfeuern.

Allianz Frauen-Bundesliga
- 1. Spieltag

Sonntag, 21.08.2011
0:114'
1:159'
2:185'
PCC-Stadion (Duisburg) · Zuschauer: 1900 · Schiedsrichter: Katrin Rafalski
1:038'
2:050'
3:053'
Stadion am See (Garching) · Zuschauer: 2800 · Schiedsrichter: Christine Baitinger ( Darmsheim )
0:112'
0:244'
0:365'
Ernst-Abbe-Sportfeld (Jena) · Zuschauer: 700 · Schiedsrichter: Inka Müller-Schmäh
1:08'
4:062'
Karl-Liebknecht-Stadion (Potsdam-Babelsberg) · Zuschauer: 2800 · Schiedsrichter: Riem Dr. Hussein
1:02'
2:026'
Sportpark Aschheim (Aschheim) · Zuschauer: 800 · Schiedsrichter: Alexey Kubalkov
0:115'
0:248'
2:284'
Apollinarisstadion (Bad Neuenahr-Ahrweiler) · Zuschauer: 900 · Schiedsrichter: Marija Kurtes

Du bist also der Indianer-Häuptling?

— Eric Wynalda, Stürmer des 1. FC Saarbrücken, begrüßt den saarländischen Ministerpräsidenten Reinhard Klimmt.