Inters irre Aufholjagd

Sorgte für den überraschenden Siegtreffer in der Nachspielzeit: Recoba
Inter Mailand gewann gegen Sampdoria Genua mit 3:2, obwohl sie bis zur 88. Minute mit 0:2 in Rückstand lagen. Tabellenführer Juventus Turin betrieb beim 4:2 gegen Livorno eine Halbzeit lang Frustabbau und vergrößerte seinen Vorsprung an der Tabellenspitze wieder auf vier Zähler. Der AC Mailand patzte beim torlosen Remis in Palermo. Udinese Calcio war auf Platz drei wieder in der Erfolgsspur. Die Roma kletterte auf einen UEFA-Cup-Platz. Lokalrivale Lazio schnupperte drei Punkte dahinter an den internationalen Rängen.

Beim Spiel zwischen Inter Mailand und Sampdoria Genua sah es lange Zeit nach der ersten Niederlage der Mancini-Truppe aus. Doch in den letzten Minuten verwandelten die Gastgeber einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg. In einer zähen ersten Halbzeit kontrollierte Inter das Geschehen, ohne sich dabei die ganz zwingenden Gelegenheiten zu erspielen. Adriano machte trotz Schusspech noch den aktivsten Eindruck. Von den Gästen war bis zur 44. Minute nichts zu sehen. Dann segelte eine Flanke von Diana in den Strafraum, die Tonetto aus spitzem Winkel gegen einen zu lasch eingreifenden Emre zum überraschenden 0:1 einnetzte. Die Heimelf kam nach dem Rückstand wie ausgewechselt aus der Kabine und suchte nun energischer den Weg in Richtung Tor von Antonioli. So ergaben sich in der ersten Viertelstunde nach dem Wechsel einige gute Einschussmöglichkeiten. Letztlich geriet die kompakte Defensive von Sampdoria aber noch nicht entscheidend aus den Fugen. Ganz im Gegenteil, mit ihren Kontern suchten sie zumeist über den sehr agilen Flachi die Entscheidung. In der 83. Minute schien diese schließlich gefallen. Der eingewechselte Kutuzov konnte sich nach Zuspiel von Diana gegen den erneut nachlässigen Emre behaupten und aus sieben Metern zum 0:2 in die kurze Ecke abschließen. Das Spiel schien gelaufen. Viele Fans verließen bereits das Stadion. Damit verpassten sie allerdings den besten Teil des Spiels. Mancini sorgte mit den Einwechslungen von Martins und Recoba für neuen Schwung in der Offensive. Zunächst traf der Uru in der 86. Minute nur den Pfosten, ehe dem Nigerianer kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit der 1:2-Anschlusstreffer gelang. Mit dem Mut der Verzweiflung warfen die Mailänder jetzt alles nach vorne. Bereits in der Nachspielzeit bereitete Martins das 2:2 von Vieri artistisch vor. Kurz vor der Torauslinie zog er die Kugel mit einem Seitfallzieher vor den Kasten. Dort musste der Mittelstürmer nur noch einschieben. Genua hatte mittlerweile völlig die Orientierung verloren, war geschockt und kassierte in der 3. Minute der Nachspielzeit das 2:3. Einen zu kurz abgewehrten Flankenball legte Stankovic für Recoba auf, der aus 22 Metern mit einem fulminanten Linksschuss den vielumjubelten Siegtreffer besorgte. Durch den Sieg in letzter Sekunde blieb Inter auf Rang vier, konnte aber die unmittelbaren Verfolger leicht distanzieren. Genua verlor nach drei Siegen höchst unglücklich, konnte sich aber weiterhin mit Platz fünf trösten.

Tabellenführer Juventus Turin hatte sich mit einem 4:2 gegen Livorno Calcio für das peinliche Remis in Parma rehabilitiert. Das Colomba-Team war aus der Toskana mit einer kompakten Defensive angereist, wurde jedoch vom Sturmlauf der Alten Dame in der ersten Halbzeit förmlich überrollt. Immer wieder angetrieben von Emerson und Olivera gab es offensiven und schwungvollen Fußball der Gastgeber zu bewundern. Einen Freistoß von der rechten Seite nickte Del Piero nach einer guten Viertelstunde zum hochverdienten 1:0 ein. Camoranesi erhöhte bereits in der 25. Minute auf 2:0, als er einen Lattenkopfball von Ibrahimovic aus kurzer Distanz abstaubte. Der Aufsteiger war chancenlos und kam dennoch in der 42. Minute durch Vidigal zum schmeichelhaften 1:2. Eine Flanke von Doga durfte der Portugiese völlig freistehend einköpfen. Der Anschlusstreffer gab den Gästen das nötige Selbstvertrauen, so dass der zweite Durchgang deutlich ausgeglichener verlief. Ibrahimovic sorgte in der 75. Minute mit seinem 17-Meter-Schuss für das 3:1. Dabei erwischte der Schwede Amelio im Tor von Livorno auf dem falschen Fuß. Der Außenseiter steckte, ob der vermeintlichen Vorentscheidung, nicht auf und kam durch Melara zehn Minuten vor dem Ende zum erneuten Anschluss. Der Innenverteidiger köpfte eine Ecke aus dem Gewühl zum 2:3 ein. In der nun völlig offenen Schlussphase sorgte erst ein Elfmeter von Camoranesi für die endgültige Entscheidung (90.). Juve baute mit dem hart erarbeiteten Sieg seinen Vorsprung an der Spitze wieder auf vier Zähler aus, da sich Milan auf Sizilien einen Ausrutscher erlaubte.

Mit viel Selbstbewusstsein war der AC Mailand noch dem tollen Start ins neue Jahr in die sizilianische Hauptstadt gereist. Dort wartete mit dem US Palermo eine Mannschaft, die seit drei Spielen zu Hause keinen Gegentreffer mehr kassiert hatte. Nach 90 Minuten hatte sich auch der Tabellenzweite an der kompakten Defensive der Gastgeber die Zähne ausgebissen. In einer sehr durchwachsenen Partie trennten sich beide Teams am Ende torlos. Auf Sizilien wurde dieses Remis gegen den Favoriten als Erfolg gefeiert. Dabei war die Guidolin-Truppe in der ersten Halbzeit mehr als gleichwertig und hatte bis zur Pause durch Morrone sogar die bis dahin beste Chance. Nach 34 Minuten prüfte der Mittelfeldspieler Dida mit einem Schuss aus 14 Metern, den der Brasilianer zwischen den Pfosten im letzten Moment über die Latte lenkte. Erst in der zweiten Halbzeit erhöhte das Ancelotti-Team den Druck auf die Abwehr der Gastgeber signifikant. Das zuletzt so gefeierte Sturmduo Crespo/Shevchenko blieb aber weiterhin stumpf. Torhüter Guardalben musste erst in der 65. Minute ernsthaft eingreifen. Einen Schuss von Kaka aus spitzem Winkel drehte er mit den Fingerspitzen um den langen Pfosten. In den letzten Minuten verzweifelten die Gäste an der vielbeinigen Abwehr von Palermo, die ihre wenigen Konterchancen zu hektisch verspielten.

Der Tabellendritte Udinese Calcio zeigte sich von der Niederlage in Genua gut erholt und besiegte Aufsteiger US Cagliari souverän mit 2:0. Der Aufsteiger hatte bislang lediglich fünf seiner 25 Punkte auf fremden Plätzen geholt und musste nach der Niederlage die UEFA-Cup-Ränge vorerst verlassen. Bei den Gastgebern war Di Natale mit seinem Doppelpack (23./59.) der Mann des Tages. Die Spalletti-Truppe blieb durch den Sieg weiter ein ganz heißer Kandidat für die Champions-League-Qualifikation.

Römische Geschichten: Nach dem Lokalderby in der Vorwoche konnten die Vereine aus der Hauptstadt am 18. Spieltag mit Siegen aufwarten. Der AS Rom besiegte dabei zu Hause Schlusslicht Atalanta Bergamo in einem mittelmäßigen Spiel mit 2:1. Montella war kurz vor und nach der Pause für die Gastgeber erfolgreich, die mit diesem Sieg auf einen UEFA-Cup-Platz klettern. Für die Gäste war es nach dem ersten Saisonsieg zu Beginn des Jahres wieder ein kleiner Rückschlag. Daran änderte auch der Ehrentreffer fünf Minuten vor dem Ende durch Marcolini nichts. Lazio Rom bleibt unter dem neuen Trainer Papadopulo mit dem 3:2 beim AC Florenz weiter auf Erfolgskurs. Den Gastgebern reichte ein Doppelpack von Miccoli (21./84.) nicht zum Sieg, da Pandev ebenfalls doppelt traf (64./82.) und sich erneut Di Canio in die Torschützenliste eintragen durfte. Lazio hatte damit den Sprung in die obere Tabellenhälfte geschafft und gleichzeitig Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen aufgenommen.
Kai Endres

Serie A
- 18. Spieltag

Sonntag, 09.01.2005
1:023'
Pisano (ET)
2:059'
Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Paolo Dondarini
1:040'
2:053'
2:185'
Zuschauer: 42500 · Schiedsrichter: Daniele Tombolini
0:121'
Zuschauer: 8000 · Schiedsrichter: Dario Preschern
1:017'
3:280'
Zuschauer: 21400 · Schiedsrichter: Stefano Farina ( Novi Ligure )
1:043'
1:145'
Zuschauer: 13100 · Schiedsrichter: Christian Brighi
1:06'
2:070'
Zuschauer: 29000 · Schiedsrichter: Paolo Tagliavento ( Terni )
1:027'
2:060'
2:177'
3:187'
Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Domenico Messina ( Bergamo )
1:021'
1:133'
1:264'
1:382'
2:385'
Zuschauer: 30300 · Schiedsrichter: Nicola Rizzoli ( Bologna )
0:144'
0:283'
1:288'
2:290'
Zuschauer: 55000 · Schiedsrichter: Paolo Bertini

Bayer Leverkusen holt die Brasilianer in Brasilien. Wir holen unseren Brasilianer bei Türkgücü München. Das ist der Unterschied.

— Nürnbergs Trainer Klaus Augenthaler über den brasilianischen Stürmer Cacau.