Tore, Tore, Tore

Mit insgesamt 43 Treffern war es der mit Abstand torreichste Spieltag der laufenden Saison. Während das Spitzenduo zu knappen Siegen kam, krachte es vor allem im Mittelfeld und Abstiegskampf.

Innerhalb von nur zwei Wochen empfing der AC Florenz mit dem AC Mailand bereits den zweiten Titelkandidaten im heimischen Stadion. Doch nach dem überraschenden 3:3 gegen Juve mussten die Gastgeber diesmal eine vollkommen unnötige 1:2-Niederlage hinnehmen. Milan war stark ersatzgeschwächt in die Fremde gereist und offenbarte in der Defensive große Schwächen. Die Fiorentina war in der ersten Halbzeit klar überlegen, kam jedoch nur zu einem Treffer von Maresca, der eine Miccoli-Ecke einnickte (25.). Die weiteren Großchancen wurden kläglich vergeben, so dass der knappe Rückstand der Rossoneri zur Pause mehr als schmeichelhaft war. Doch die Antwort des Favoriten ließ in der zweiten Halbzeit nicht lange auf sich warten. Sekunden nach Wiederbeginn drückte Shevchenko eine Hereingabe von Serginho zum Ausgleich über die Linie (46.). Und nur neun Minuten später nutzte der Ukrainer die nächste butterweiche Flanke des brasilianischen Verteidigers, um gegen die Laufrichtung von Cejas einzuköpfen (55.). Der Abstiegskandidat zeigte nach dem Rückstand Moral, ließ aber erneut klarste Möglichkeiten aus. Damit war letztlich der Sturz auf den vorletzten Platz nicht zu verhindern.

Punktgleich mit dem Spitzenreiter bleibt Juventus Turin auf dem zweiten Platz. Dabei tat sich die Alte Dame zu Hause gegen den FC Bologna ebenfalls lange schwer, obwohl der Start vielversprechend verlief. Camoranesi zeichnete sich bei den Kopfballtoren von dem unter Doping-Verdacht stehenden Cannavaro (18.) und Zalayeta (24.) als Flankengeber von der rechten Seite aus. Das Tor des Tages blieb allerdings den Gästen vorbehalten, bei denen Giunti in der 27. Minute eine Freistoß aus knapp 30 Metern sehenswert in den Torwinkel beförderte. Die Alte Dame hatte nach dem 2:0 zu früh auf Verwalten umgestellt und kam gegen einen harmlosen Gegner erst in der Schlussphase wieder in Fahrt. Doch weder Del Piero noch ein gut aufgelegter Nedved vermochten für weitere Treffer zu sorgen. Das Fehlen von Ibrahimovic wirkte sich in dieser Phase negativ aus, auch wenn der knappe Erfolg nicht mehr in Gefahr geriet. Jetzt wartet ganz Italien auf das vielleicht entscheidende Gipfeltreffer in der kommenden Woche im San Siro.

Zu einem dramatischen Duell im Niemandsland der Liga trafen sich US Lecce und Lazio Rom, bei dem sich die Hauptstädter am Schluss mit 3:5 geschlagen geben mussten. Die Gastgeber haben mit 63 Gegentoren die mit Abstand schwächste Abwehr der Liga und suchten ihr Glück von der ersten Minute an in der Offensive. Dabei kam ihnen zunächst Lopéz zu Hilfe, der bereits nach wenigen Minuten Eremenko regelwidrig im Strafraum zu Fall brachte. Dalla Bona ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und verwandelte sicher zum 1:0. Danach entwickelte sich das Spiel zu einem Privatduell zwischen Tommaso Rocchi (Lazio) und Mirko Vucinic (US). Am Schluss waren beiden Stürmer jeweils dreifach erfolgreich. Doch der Reihe nach: Mit ihren ersten Treffern sorgten beide für die 2:1-Pausenführung der Gastgeber. Das Spiel drehte sich erst zu Beginn der zweiten Halbzeit, nachdem César auf Seiten der Gäste mit Rot den Platz verlassen musste (48.). Ein Doppelschlag von Rocchi brachte das Papadopulo-Team in Unterzahl erstmals in Front (52. und 58.). Die Gastgeber kamen erst wieder durch einen Feldverweis für Dalla Bona ins Spiel (67.). Denn danach waren es Diamoutene (71.) sowie zwei weitere Treffer von Vucinic (78. und 82.) die einen gnadenlosen Sturmlauf in der Schlussphase erfolgreich abschlossen.

Zum Abstiegskampf trafen sich der AS Rom und der Drittletzte Brescia Calcio im Stadio Olimpico. Die angeschlagenen Römer erwischten dabei einen Traumstart durch das Tor von Perrotta (1.), das letztlich aber nicht die Nerven beruhigte. So sorgte ein durchaus haltbarer Freistoß von Wome zu Beginn der zweiten Halbzeit für den Ausgleich (48.). Die Gastgeber fighteten danach um einen Erfolg und wurden mit der erneuten Führung durch De Rossi eine Viertelstunde vor dem Ende belohnt (76.). Doch nur drei Minuten später ermöglichte ein kapitaler Schnitzer von Ferrari den Ausgleich. Der Nationalverteidiger trat am eigenen Fünfter über den Ball, so dass Caracciolo das Leder mit voller Wucht unter den Querbalken hämmerte (79.). Die größte Siegchance des AS vergab ausgerechnet Toptorjäger Montella in der Schlussminute mit einem ganz schwach getretenen Strafstoß. Wenigstens hatte die Roma nach vier Heimniederlagen in Serie mal wieder einen Punkt ergattert, darf sich im Kampf um den Klassenerhalt aber noch keinesfalls in Sicherheit wiegen. Brescia hielt durch das Remis den unmittelbaren Kontakt zum rettenden Ufer.

Mit einem grandiosen 6:4 gegen Livorno Calcio hatte sich der FC Parma auf einen Nicht-Abstiegsrang geschossen. Beide Teams konnten sich bei diesem Torfestival auf ihre Goalgetter verlassen, denn sowohl Gilardino (Parma) als auch Lucarelli (Livorno) trafen jeweils vierfach. Dabei hatte der Mittelstürmer der Schinkenstädter das erste (1:0, 3.) und das letzte Wort (6:4, 85.). Zwischenzeitlich hatte Lucarelli mit seinen beiden ersten Toren (22. und 25.) für die einzige Gäste-Führung der gesamten Partie gesorgt. Doch Pisanu (27.) und Gilardino (37.) drehten das Spiel noch vor der Pause, ehe Simplicio von der Strafraumkante kurz nach dem Wechsel auf 4:2 erhöhte. Gegen den Power-Fußball der Gastgeber konnte nur Lucarelli noch zweimal verkürzen. Mehr war für Livorno nicht drin, die damit wohl ihre letzte Chance auf einen internationalen Startplatz verspielt hatten. Parma hatte vor dem UEFA Cup-Rückspiel in Moskau die Abstiegsränge verlassen.
Kai Endres