Ein Treffer zum Abschied: Michael Ballack
Die dramaturgisch perfekt getimten "Endspiele" um Platz zwei und den dritten Abstiegsplatz verliehen dem Bundesliga-Saisonfinale einen würdigen und spannungsgeladenen Rahmen. Standesgemäß nutzte eine Handvoll scheidender Torjäger die Gelegenheit, sich mit Torerfolgen vom Anhang zu verabschieden.
Kaiserslautern kämpfte vergebens: Am Ende der Talfahrt durch die Saison stand der Abstieg. Wolfgang Wolfs junger Elf mangelte es nicht an Moral, aber, wie das Spiel gegen Wolfsburg verdeutlichte, an Stabilität und Reife. "Wir können uns nicht zu Tode sparen", mahnte Wolf mit Blick auf die Zukunft sowohl das Halten der jungen Hoffnungsträger, sowie eine adäquate Aufrüstung mit gestandenen Profis an, um umgehend den Wiederaufstieg zu realisieren. "Wenn ich keine Perspektive sehe, dann bin ich weg hier. Ich kann den Pfälzern nicht verkaufen, dass wir die nächsten vier Jahre Zweite Liga spielen." Mit diesen Gedanken brauchte sich Klaus Augenthaler ("Dieses Spiel hat mich einiges an Nerven gekostet") nicht beschäftigen. Das 2:2 reichte zum Happyend. Mönchengladbachs Trainer Horst Köppel indes bekam trotz des erreichten zehnten Tabellenplatzes und des 2:0-Auswärtserfolges in Frankfurt die bittere Pille verabreicht, das Trainerzepter abgeben zu müssen. "Die Rückrunde war nicht das, was wir uns vorgestellt haben", begründete VfL-Manager Peter Pander die Entscheidung. Mit dieser Parole hätte man Hans Meyer auf gar keinen Fall kommen dürfen, denn der Nürnberger Trainer sammelte mit dem Club in der zweiten Saisonhälfte 30 Punkte - nur einen Zähler weniger, als Meister Bayern München.
Die erfolgreichste Rückrunde spielte allerdings der Vizemeister Werder Bremen (34 Punkte), der mit Miroslav Klose zudem den besten Stürmer der Liga (25 Treffer) in seinen Reihen hat. Beim hochinteressanten hanseatischen Duell um Platz zwei in Hamburg brachte Klose den Sieg und die damit verbundene direkte CL-Qualifikation in trockene Tücher. "Beide Mannschaften haben hervorragend gespielt und alles geboten, was sie auch über die Saison gezeigt haben. Heute waren wir etwas glücklicher...", meinte Trainer Thomas Schaaf. Glücklich war auch Ebbe Sand. Der Schalker Stürmer beendete beim 3:2-Sieg der Knappen gegen den VfB Stuttgart seine Karriere mit einem Torerfolg; Klubkollege Tomasz Waldoch mochte da nicht zurückstehen und schlug zum Abschied ebenfalls zu. Der künftige Schalker Halil Altintop traf noch einmal für Kaiserslautern; Leverkusens Dimitar Berbatov (wechselt in die Premier League) stellte seine Torgefahr beim 2:2 in Hannover zum wiederholten Mal unter Beweis und Lukas Podolski, der möglichst bald zum FC Bayern wechseln will, schenkte seinem Kölner Anhang das Vergnügen eines Doppelpacks (4:2 gegen Bielefeld). In München zeigte der scheidende Dortmunder Torjäger Jan Koller per Doppelpack, dass, nach seiner Verletzungspause, zur WM wieder mit ihm zu rechnen ist. Das 3:3 zwischen dem FC Bayern und dem BVB war zudem der letzte Auftritt für Jens Jeremies, Bixente Lizarazu und Michael Ballack, der zum FC Chelsea wechselt. Ballack verabschiedete sich mit seinem 14. Saisontreffer. Die einzige Nullnummer des Spieltages gab es in Duisburg zu sehen, wo der FSV Mainz zu Gast war. FSV-Trainer Jürgen Klopp nahm es mit Humor: "Der Verein wollte, dass wir 11. oder 10. werden. Wir sind mit einem Unentschieden 11. geworden, billiger geht´s nicht."
André Schulin