Juventus gewann Mailänder Derby

Entschied das Mailänder Derby in der Nachspielzeit: Adriano
Vom Sieg gegen Milan profitierte neben Inter vor allem Juve, das seine Spitzenposition ausbaute. Den Mailänder Teams blieb gemeinsam mit Florenz und Livorno derzeit nur das Ringen um die Verfolgerplätze. Messina und Lecce sorgten im Tabellenkeller für Bewegung.

In einer einseitigen Partie deklassierte Juventus Turin Abstiegskandidat Cagliari Calcio mit 4:0. Die Sarden waren nach vier Punkten aus den letzten beiden Spielen voller Selbstvertrauen ins Delle Alpi gereist. Dort musste der neue Trainer Nedo Sonetti jedoch frühzeitig die ungleichen Kräfteverhältnisse zur Kenntnis nehmen. Ein Abstauber von Nedved (10.) sowie ein Treffer von Trezeguet (18.) sorgten bereits in der Anfangsphase für einen komfortablem Vorsprung der Alten Dame. Entscheidende Gegenwehr war danach von den Gästen kaum noch zu spüren. Lediglich Langella und Lopez prüften Abbiati kurz vor dem Wechsel, der in beiden Situation sein Leistungsvermögen eindrucksvoll demonstrierte. Im zweiten Abschnitt beruhigte Trezeguet mit seinem zweiten Tor auch die letzten Zweifler im weiten Rund (58.). Fast wäre dem Franzosen sogar ein Hattrick gelungen, doch nach einem Schuss ans Aluminium vollendete Gegenspieler Vignati mit einem unglücklichen Eigentor zum Endstand (68.). Juve baute damit seine Führung in der Serie A auf zehn Punkte aus, da die Konkurrenz aus Mailand dem Meister perfekt in die Karten spielte.

Durch ein Tor von Adriano in der Nachspielzeit bezwang Inter Mailand den Lokalrivalen AC Mailand in einem spannenden, wenngleich nicht immer hochklassigen Derby mit 3:2. In einem Spiel voller Leidenschaft fehlten über weiten Strecken die zwingenden Szenen vor beiden Toren. Für das Remis zur Pause sorgte alleine der schwache Schiedsrichter Messina, der jedem Team einen diskussionswürdigen Strafstoß zusprach. Die Nerazzurri gingen in Front, nachdem sich Martins zunächst mit beiden Händen gegen Stam und Nesta Platz verschaffte und letztgenannter bei seinem Sturz den Ball angeblich mit der Hand berührt haben sollte. Unbeeindruckt von den anschließenden Diskussionen der Rossoneri mit dem Unparteiischen versenkte Adriano vom Punkt gewohnt sicher (23.). Inter wirkte insgesamt gefestigter im Spiel nach vorne, während bei Milan die Verunsicherung nach zuletzt schwachen Leistungen in der Liga deutlich zu spüren war. Der Ausgleich fiel daher kurz vor der Pause etwas überraschend. Im Anschluss an einen Freistoß von Pirlo sprang der Ball über den Kopf von Cambiasso an die Hand von Stankovic. Der Schiri nutzte diese Situation für seine Konzessionsentscheidung. Diesmal behielt Shevchenko aus elf Metern die Nerven (38.). Mit deutlich mehr Schwung kam der AC aus den Kabinen, geriet jedoch nach einer knappen Stunde erneut in Rückstand. Adriano hatte einen ruhenden Ball aus knapp 30 Metern aufs Tor gebracht. Dida wehrte die Kugel unglücklich vor die Füße von Martins ab, der aus kurzer Distanz abstaubte und danach dem jubelnden Volk seine Fähigkeiten als Kunstturner präsentierte (59.). In der Schlussphase konzentrierte sich Inter nur noch auf die Verteidigung des knappen Vorsprungs und wurde für diese passive Haltung mit dem späten Ausgleich von Stam bestraft, der einen Pirlo-Standard von der rechten Seite wuchtig einnickte (83.). Erst jetzt legte die Mancini-Elf den Schalter wieder um und kam durch den bereits am Anfang erwähnten Treffer von Adriano nach dem Ende der regulären Spielzeit zum glücklichen, aber nicht unverdienten Siegtreffer. Inter verbesserte sich durch den Erfolg auf den zweiten Platz und verdrängte Milan auf Rang vier. Als wahrer Sieger des Mailänder Derbys durfte sich allerdings Spitzenreiter Juventus fühlen.

Durch ein 1:0 gegen das neue Schlusslicht Treviso verbesserte sich der AC Florenz auf den dritten Tabellenplatz und blieb damit ein fester Bestandteil der Spitzengruppe. In der ersten Halbzeit verhinderte Zancopè mit zahlreichen guten Paraden ein Debakel für den Aufsteiger. Im Privatduell mit Italiens Toptorjäger Luca Toni hielt er unter anderem auch einen Elfmeter des Nationalstürmers (31.). Das Tor des Tages gelang schließlich Fiore nach 52 Minuten, der eine präzise Flanke von Pazzini am langen Pfosten problemlos einköpfte. Der Neuling steckte nie auf, wusste aber die wenigen guten Möglichkeiten nicht zu nutzen.

Den Anschluss an die begehrten Champions League-Ränge wahrte Livorno Calcio durch ein 2:1 über Lazio Rom. Der Aufwärtstrend von Lazio wurde damit nach zuletzt zwei knappen 3:2-Erfolgen vorerst gestoppt. Immerhin gelang den Römern das erste Gäste-Tor der laufenden Spielzeit im Stadio Picchi (Pandev, 65.). Da die Gastgeber nach torloser erster Halbzeit jedoch in Person von De Ascentis (58.) und Lucarelli (78.) doppelt erfolgreich waren, blieb dieser Treffer am Ende nur von statistischer Bedeutung.

Mit einem mageren 1:1 beim Drittletzten FC Parma erklomm Sampdoria Genua wieder einen Platz im internationalen Geschäft. Die Schinkenstädter gingen gleich bei ihrer ersten nennenswerten Chance durch Corradi in Front (25.). Samp mühte sich lange Zeit vergeblich um den Ausgleich, der schließlich Bonazzoli fünf Minuten vor dem Ende gelang. Darüber hinaus profitierten die Ligurier von der peinlichen Pleite des direkten Konkurrenten Chievo Verona, die nach zehn Partien ohne Niederlage bei Messina Calcio mit 0:2 unterlagen. Den ersten Heimsieg der Saison für die Sizilianer stellten Di Napoli (17.) und Zampagna (45., Elfmeter) bereits in der ersten Halbzeit sicher. Kurios wurde es zu Beginn der zweiten Spielhälfte, als der vermeintliche Anschlusstreffer von Tiribocchi nach minutenlangen Diskussion von den Unparteiischen nicht anerkannt wurde. Spätestens nach der Roten Karte für Chievo-Akteur Franceschini (57.) war die Partie dann entschieden. Emotional wurde es im Stadio San Filippo lediglich kurz vor Schluss, als das Publikum Salvatore Sullo nach überstandener Krebserkrankung mit stehenden Ovationen begrüßte.

Bittere Rückschläge im Kampf ums internationale Geschäft mussten sowohl der AS Rom als auch Udinese Calcio vor heimischer Kulisse einstecken. Die Rache für sein kurzes Gastspiel bei der Roma krönte Trainer Luigi Del Neri bei seiner Rückkehr ins Stadio Olimpico mit einem 2:1-Sieg für seine neue Mannschaft US Palermo. Den Toren von Biava (21.) und Caracciolo (78.) stand am Ende lediglich der zwischenzeitliche Ausgleich von Cassano gegenüber (36.). Die Sizilianer zogen durch den Erfolg am AS vorbei und liegen nun in unmittelbarer Nähe zu Rang sechs. Bei Udinese sitzt der Schock vom Aus in der Königsklasse noch tief. Die zweite Heimniederlage in Folge setzte es ausgerechnet gegen das bislang auswärts sieglose US Lecce, die mit dem 2:1 vom letzten Platz ans rettende Ufer kletterten. Ein Doppelpack von Vucinic (41. und 57.) brachte das Team aus dem Friaul auf die Verliererstraße. Daran konnte auch der späte Anschlusstreffer von Di Natale nichts mehr ändern (89.). Das Team von Serse Cosmi nahm damit Kurs auf das Niemandsland der Tabelle.
Kai Endres

Serie A
- 15. Spieltag

Samstag, 10.12.2005
1:02'
Artemio Franchi (Siena) · Zuschauer: 13000 · Schiedsrichter: Marco Gabriele
1:053'
Artemio Franchi (Florenz) · Zuschauer: 31000 · Schiedsrichter: Roland Herberg
Sonntag, 11.12.2005
1:060'
Cino e Lillo Del Duca (Ascoli) · Zuschauer: 9500 · Schiedsrichter: Massimo de Santis
Vignati (ET)
4:068'
Delle Alpi (Turin) · Zuschauer: 29000 · Schiedsrichter: Paolo Silvio Mazzoleni
1:059'
1:165'
Peruzzi (ET)
2:178'
Armando Picchi (Livorno) · Zuschauer: 11500 · Schiedsrichter: Daniele Tombolini
1:017'
2:045'
Stadio Giovanni Celeste (Messina) · Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Salvatore Racalbuto
1:025'
1:184'
Ennio Tardini (Parma) · Zuschauer: 11000 · Schiedsrichter: Stefano Farina ( Novi Ligure )
0:121'
1:135'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 37000 · Schiedsrichter: Paolo Bertini
0:141'
0:257'
1:290'
Friuli (Udine) · Zuschauer: 16000 · Schiedsrichter: Matteo Trefoloni
1:028'
2:158'
2:285'
3:290'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 75000 · Schiedsrichter: Domenico Messina ( Bergamo )

Tagsüber, wenn die Sonne scheint, ist es hier noch wärmer.

— Heribert Faßbender