Entscheidung im Tabellenkeller

Schoss das schönste Eigentor der laufenden Saison: Marco Materazzi
Während Juve und Milan an der Spitze weiterhin um den Titel stritten, hatte sich die Situation im Abstiegskampf zwei Spieltage vor Saisonende endgültig geklärt. Neben Treviso und Lecce musste auch Messina den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Inter war ein Qualifikationsplatz für die Champions League nicht mehr zu nehmen, um den die Fiorentina und die Roma noch kämpften. Lazio war sicher im UEFA Cup angekommen. Chievo musste noch zittern.

Nach fünf Ligaspielen ohne dreifachen Punktgewinn beendete Tabellenführer Juventus Turin seine Krise mit einem 3:0 beim AC Siena, das trotz der herben Heimklatsche vorzeitig den sicheren Klassenerhalt feiern durften. Die Augen der italienischen Öffentlichkeit waren gebannt auf das Stadio Artemio Franchi gerichtet, wo die Alte Dame bereits innerhalb der ersten acht Minuten für die Entscheidung sorgte. Einem Kopfballtreffer von Vieira (3.) folgten blitzsaubere Kontertore von Trezeguet (6.) und Mutu (8.). Die Hausherren, die mit Guzman, Legrottaglie und Paro gleich drei Ex-Juve-Spieler in ihren Reihen hatten, ließen sich von dem deutlichen Rückstand jedoch nicht entmutigen. Bis zum Schluss suchten sie zumindest nach dem Ehrentreffer. Dabei tat sich insbesondere Enrico Chiesa mit einigen gefährlichen Distanzschüssen hervor. Doch letztlich fehlte das nötige Schussglück, so dass den Bianconeri der ungefährdete Sieg nicht mehr zu nehmen war.

Der AC Mailand hielt den Kontakt zur Spitze dank des 2:0 gegen Livorno Calcio, das sich damit eine direkte Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb abschminken konnte. Ohne Nesta, Ambrosini, Kaka und den gesperrten Seedorf entfachten die Rossoneri ein wahres Feuerwerk in der Offensive, um sich den Frust nach dem CL-Aus in Barcelona von der Seele zu schießen. Das Duo Inzaghi/Shevchenko stellte die Abwehr der Gäste häufig vor unlösbare Probleme. Ein Doppelpack von Super-Pippo (28., 66.) sorgte schließlich dafür, dass Milan den Dreier verbuchte. Bei den seltenen Gegenstößen Livornos zeigte sich Dida auf dem Posten. Mit dem besseren direkten Vergleich gegenüber Juve in der Hinterhand mussten die Mailänder an den letzten beiden Spieltagen auf einen weiteren Ausrutscher des Titelverteidigers hoffen.

Für Lokalrivale Inter Mailand war dagegen die Saison in der Serie A mit dem sicheren dritten Platz abgeschlossen. Nach dem 0:1 beim FC Empoli können sich die Nerazzurri voll und ganz auf die beiden anstehenden Endspiele im Coppa Italia gegen die Roma konzentrieren. Für das Tor des Tages im Stadio Castellani sorgte Marco Materazzi mit einem sehenswerten Eigentor in der Nachspielzeit. Der Innenverteidiger wollte den Ball unbedrängt zu Torhüter Julio Cesar passen, hatte jedoch übersehen, dass dieser bereits sein Gehäuse in Richtung Strafraumkante verlassen hatte. Resultat war ein wunderschöner Heber, den ein Stürmer der Toskaner an diesem Tag in dieser Form niemals vollbracht hätte. Somit fand das enttäuschende Spiel für die meisten Zuschauer immerhin ein versöhnliches Ende.

Eine frustrierende Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte erlebte Torjäger Luca Toni mit dem AC Florenz. Die Veilchen unterlagen beim US Palermo mit 0:1 und machten damit das Rennen um den vierten Platz in der Königsklasse wieder spannend. Die Fans der Rosanero hatten ihrem ehemaligen Goalgetter den Weggang noch nicht verziehen. Jede Ballberührung des langen Mittelstürmers wurde von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Eine durchwachsene Auseinandersetzung nahm erst mit dem Tor von Di Michele spürbar Fahrt auf, der die Kugel nach Zuspiel von Brienza alleine vor Keeper Lobont in der langen Ecke versenkte (53.). Für die Fiorentina war dies das Startsignal für mehr Aktivität. Doch in einer drangvollen Schlussphase wollte der Ausgleich nicht mehr gelingen. Die Sizilianer durften vage auf einen Platz im UEFA-Cup hoffen.

Die Rückkehr auf den vierten Rang verpasste der AS Rom in einer denkwürdigen Begegnung bei Chievo Verona. Nach 90 extrem unterhaltsamen Minuten stand es im Stadio Bentegodi leistungsgerecht 4:4. Dabei sah die Roma in der Anfangsphase schon wie der sichere Sieger aus, als De Rossi (6., 14.) und Taddei (25.) für einen scheinbar beruhigenden Vorsprung sorgten. Das zwischenzeitliche 1:1 von Amauri (8.) spielte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle, zumal sich die Hauptstädter auch noch den Luxus erlaubten, in Person von Mancini einen Elfmeter zu verschießen (22.). Das Torfestival setzte sich mit dem zweiten Erfolgserlebnis von Amauri fort (36.), ehe Luciano (49.) und ein verwandelter Strafstoß Pellissiers (61.) das Pendel in Richtung der Gastgeber ausschlagen ließ. Doch schon 120 Sekunden später stellte ein Sonntagsschuss von Dacourt den Endstand frühzeitig sicher. Bis zum Schlusspfiff kämpften beide Seiten mit offenem Visier um den Siegtreffer, den jedoch an diesem Nachmittag kein Team verdient hatte.

Die Qualifikation für den UEFA Cup machte Lazio Rom mit einem 1:0 gegen Absteiger US Lecce perfekt. Für die überlegenen Biancocelesti traf Rocchi nach einer knappen Stunde (57.). Der Vorletzte hatte seine beste Möglichkeit erst in der Schlussphase durch einen Kopfball von Valdes, den Peruzzi glänzend parierte. Die Rote Karte für Gäste-Spieler Babu, dem ein Handgemenge mit Siviglia zum Verhängnis wurde, hatte auf den Ausgang der Partie keinen Einfluss mehr (82.). Zu einem Achtungserfolg kam Treviso durch das 2:2 im Duell der Aufsteiger gegen Ascoli Calcio. Obwohl das Schlusslicht nach dem zwölften Remis der laufenden Saison weiterhin auf den ersten Dreier im Jahr 2006 wartete. In einer bedeutungslosen Auseinandersetzung trennten sich Sampdoria Genua und Udinese Calcio 1:1. Beide Mannschaften demonstrierten mit ihrer schwachen Chancenverwertung nachdrücklich, warum es in diesem Jahr nur zu einem Platz im Niemandsland der Tabelle reichte.

Der dritte Absteiger in die Serie B wurde im Derby dello Stretto zwischen Reggina Calcio und dem FC Messina ermittelt. Am Ende traten die Sizilianer mit einem 0:3 im Gepäck die tränenreiche Rückreise auf ihre Insel an. Nach dem Kartenfestival in der Vorwoche gegen Milan mussten die Gäste ohne Nocerino, Aronica und Sculli auskommen. Im Stadio Granillo verließ dann auch noch Parisi vorzeitig das Feld (61.). Kurz zuvor hatten die Amaranto durch Kapitän Cozza (51.) und einen umstrittenen Elfmeter von Amoruso (57.) für die Vorentscheidung gesorgt. Ein Kontertor von Bianchi (76.) sorgte für eine letztlich etwas zu deutliche Niederlage Messinas, denen Pelizzoli mit einer Glanzparade gegen D´Agostino sogar den Ehrentreffer verweigerte. Derweil beseitige Cagliari Calcio mit einem 3:1 gegen den FC Parma die letzten Zweifel am Klassenerhalt. Capone (11.), das 21. Saisontor von Suazo (30./Elfmeter) und Esposito (63.) legten den Grundstein für einen ungefährdeten Erfolg der Sarden, die sich damit auf eine weitere Saison in der höchsten italienischen Spielklasse freuen durften.
Kai Endres

Serie A
- 36. Spieltag

Sonntag, 30.04.2006
0:13'
0:38'
Artemio Franchi (Siena) · Zuschauer: 16000 · Schiedsrichter: Daniele Tombolini
1:057'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 24000 · Schiedsrichter: Gabriele Gava
1:028'
2:064'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 62100 · Schiedsrichter: Salvatore Racalbuto
1:051'
2:058'
3:076'
Oreste Granillo (Reggina) · Zuschauer: 20000 · Schiedsrichter: Domenico Messina ( Bergamo )
1:011'
3:063'
3:174'
Sant'Elia (Cagliari) · Zuschauer: 15500 · Schiedsrichter: Roberto Rosetti ( Turin )
1:18'
1:214'
2:336'
3:349'
Marc Antonio Bentegodi (Verona) · Zuschauer: 10500 · Schiedsrichter: Tiziano Pieri
0:157'
1:161'
Luigi Ferraris (Genua) · Zuschauer: 20600 · Schiedsrichter: Luca Palanca
0:112'
2:128'
2:281'
Omobono Tenni (Treviso) · Zuschauer: 17500 · Schiedsrichter: Domenico Messina ( Bergamo )
1:052'
Renzo Barbera (Palermo) · Zuschauer: 30100 · Schiedsrichter: Matteo Trefoloni
1:090'
Carlo Castellani (Empoli) · Zuschauer: 6800 · Schiedsrichter: Paolo Bertini

Möller hat mit seinem Berater bei uns um mehr Geld gepokert, gleichzeitig gesagt, er stünde bei einem anderen Club im Wort. Dann hat er offenbart, dass er nach Schalke gehen will. Wir haben ihm nicht gesagt, dass er bekloppt ist. Aber gedacht haben wir es schon.

— Michael Meier