Inter stoppte Romas Siegesserie

Sein Tor beendete die historische Siegesserie der Roma: Marco Materazzi
Der AS Rom war im Duell gegen die Nerazzurri nur eine gute Minute vom zwölften Sieg in Serie entfernt. An der Spitze schrieb Juventus seine Erfolgsgeschichte fort. Milan folgte mit respektablem Abstand, hatte jedoch für die direkte CL-Quali alle Trümpfe in der Hand. Florenz festigte seine Zugehörigkeit zur Spitzengruppe. Um den sechsten Platz werden Livorno, Chievo und Lazio noch intensiv streiten. Im Tabellenkeller wurde der dritte Absteiger gesucht.

In letzter Sekunde verhinderte Marco Materazzi den zwölften Sieg des AS Rom in Folge. Gleichzeitig sicherte der Abwehrrecke Inter Mailand ein wichtiges Remis im Kampf um die direkte Qualifikation für die Champions League, auch wenn der Abstand zu Lokalrivale Milan vorerst auf vier Punkte anwuchs. Im zweiten Spiel ohne ihren bis zum Saisonende verletzten Kapitän Francesco Totti erwischte die Roma den besseren Start. Mancini nutzte eine Nachlässigkeit von Materazzi, um mit einem Pass durch die Beine von Wome perfekt für Taddei aufzulegen, der die Kugel nur noch ins leere Gehäuse schieben musste (9.). Das Tor hätte der Partie eigentlich den nötigen Esprit verleihen sollen, doch leider war das Gegenteil der Fall. Die Nerazzurri waren zwar um den Ausgleich bemüht, gaben aber trotz optischer Überlegenheit die Kugel in Strafraumnähe häufig zu leichtfertig ab. Inter-Coach Mancini reagierte mit der Einwechslung von Figo für den völlig indisponierten Kily Gonzalez (34.) früh auf die mäßige Darbietung seiner Akteure. Resultat dieser Aktion waren vor der Pause zwei Distanzschüsse von Cambiasso und Stankovic. Auch in der zweiten Halbzeit blieben zwingende Möglichkeiten zunächst Mangelware. Die Römer beschränkten sich weitgehend auf ihre stabile Defensive, an der sich Inter die Zähne ausbiss. Die beste Chance zur Vorentscheidung ließ Mancini nach einer guten Stunde aus, als er nach Pass von Mexes nur hauchdünn über den Kasten von Toldo zielte. In der Schlussphase nahm der Druck der Mailänder immer mehr zu und die Chancen häuften sich. Doch mit Glück und Geschick retteten sich die Römer über die Zeit, bis Materazzi nach einer Figo-Hereingabe einen Stellungsfehler von Panucci zum insgesamt verdienten Remis nutzte.

Statt den Rückstand zum Dritten auf einen Zähler zu verkürzen, mussten die Giallorossi durch das Remis den AC Florenz in der Tabelle an sich vorbeiziehen lassen, denen gegen AC Siena ein mühsames 2:1 gelang. Mit der Gelassenheit eines Platzes im gesicherten Mittelfeld reisten die Gäste zum toskanischen Derby ins Stadio Artemio Franchi, wo Luca Toni seinem Ruf als bester Torschütze der Serie A nach nicht einmal 180 Sekunden alle Ehre machte. Der lange Mittelstürmer vollendete beim Führungstreffer die erstklassige Vorarbeit von Fiore aus wenigen Metern. Siena verschlief die erste Viertelstunde komplett und kam mit seiner ersten Gelegenheit völlig überraschend zum Ausgleich. Viola-Keeper Lobont hielt einen harmlosen Schuss von Chiesa nicht fest, so dass Vergassola mühelos abstaubte (15.). Die Fiorentina verdaute den Rückschlag nur langsam, während Siena vor und nach dem Wechsel beste Möglichkeiten zu weiteren Treffern ungenutzt verstreichen ließen. Somit blieb das Duell bis zum Ende spannend. In der Nachspielzeit gelang dem für Toni eingewechselten Giampaolo Pazzini der umjubelte Siegtreffer, da er nach einem Freistoß im entstandenen Gewühl die Übersicht behielt.

Ein Kopfball von Pavel Nedved (69.) besiegelte die Niederlage von Sampdoria Genua gegen Juventus Turin, das damit ihren komfortablen Zehn-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze verteidigten und gleichzeitig eine gelungene Generalprobe für das CL-Rückspiel gegen Werder Bremen feierten. In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit hatten die Blucerchiati nach einer halben Stunde die große Chance zur Führung. Doch ein Freistoß von Volpi streifte lediglich das Torgestänge der Alten Dame. Nach der Pause übernahmen die Bianconeri mit zunehmender Spielzeit das Kommando, bei denen die Einwechslung von Camoranesi für den enttäuschenden Zalayeta für spürbare Belebung sorgte (62.). Kurze Zeit später war Nedved nach einem Freistoß von Mutu mit einem wuchtigen Kopfstoß für das Tor des Tages im Stadio Ferraris verantwortlich. Für Samp blieb nach der dritten Niederlage in Folge eine direkte Qualifikation für das internationale Geschäft wohl nur ein Wunschtraum.

Mehr Mühe als gedacht hatte der AC Mailand gegen den Drittletzten FC Empoli, ehe in der Schlussphase doch noch ein deutliches 3:0 zustande kam. Der Abstiegskandidat präsentierte sich im Giuseppe Meazza mit einer kompakten Defensive und strahlte bei den seltenen Kontern deutlich mehr Torgefahr aus als die schläfrigen Rossoneri. Die beste Gelegenheit der Hausherren hatte Oldie Costacurta mit einem Schuss an den Innenpfosten. Carlo Ancelotti belebte mit den Einwechslungen von Kaka (46.), Pirlo (55.) und Shevchenko (70.) das Spiel seiner Mannschaft, während sich Empoli im zweiten Durchgang kaum noch über die Mittellinie wagte. Nach zwei Holztreffern brach Inzaghi den Bann, dessen Schuss von der Unterkante der Latte den Weg über die Linie fand (77.). Jetzt musste der Abstiegskandidat seine Abwehr entblößen und kassierte prompt den nächsten Gegentreffer durch Shevchenko (81.). Den Schlusspunkt leitete ebenfalls der Ukrainer mit einem missratenen Freistoß ein, der anschließend vom Schienbein Inzaghis ins Tor prallte (87.). Bayern München durfte sich nach diesem Schlussspurt auf einen heißen Tanz in der Königsklasse gefasst machen.

Nur ein Sieg aus den letzten zehn Partien hatte Livorno Calcio vorzuweisen, das beim 0:1 im Heimspiel gegen Cagliari Calcio eine weitere Pleite einstecken musste. In einer mäßigen Auseinandersetzung hatten die Hausherren optische Vorteile, ehe David Suazo mit seinem Tor des Tages den Spielverlauf auf den Kopf stellte (77.). Für die Sarden endete damit eine Negativserie von 27 Auftritten in der Fremde ohne dreifachen Punktgewinn. Gleichzeitig schöpften die Insulaner mit dem Erfolg etwas Luft im Abstiegskampf. Livorno verteidigte seinen UEFA Cup-Rang, da sich die unmittelbaren Verfolger Chievo Verona und Lazio Rom mit einem 2:2 im direkten Duell einer besseren Ausgangsposition beraubten. Die Biancocelesti gingen in der 32. Minute durch Mauri in Front, ehe Tiribocchi mit seinem Doppelschlag noch vor dem Gang in die Kabinen für die Wende sorgte (42., 45.). In einer schwachen zweiten Halbzeit erwies sich die Einwechslung von Tare für Lazio als Glücksfall, der nach nur wenigen Sekunden auf dem Feld von Scurto im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Oddo ließ sich diese Chance nicht entgehen und versenkte sicher zum Endstand (66.). Tare hatte kurz vor dem Ende sogar den Siegtreffer auf dem Fuß, schloss aber einen Konter nicht erfolgreich ab.

Den Sprung ins gesicherte Mittelfeld verpasste Udinese Calcio mit einem 1:1 gegen Ascoli Calcio. Dabei sprach nach dem 1:0 von Di Natale (77.) und dem Platzverweis für Gäste-Spieler Guana (83.) vieles für einen Dreier der Heimelf. Doch fünf Minuten vor dem Ende verdarb Domizzi vom Punkt die Feier zum Jubiläumsspiel von Valerio Bertotto, der mit seinem 329. Auftritt für Udinese Gino Bellotto als Rekordspieler ablöste. Besser als das Team aus dem Friaul machte es Reggina Calcio, das dank Amoruso (94.) mit dem letzten Schuss der Partie beim neuen Schlusslicht Treviso knapp die Oberhand behielten und mit dem Abstiegskampf wohl nichts mehr zu tun haben. Gleiches könnte schon bald für den FC Parma gelten, das mit dem 1:0 bei Messina Calcio ihren dritten Sieg aus den letzten vier Auswärtsspielen einfuhren. Nachdem Torhüter Lucca Bucci die Sizilianer über die gesamte Spielzeit mit seinen Paraden zur Verzweiflung gebracht hatte, gelang Bresciano in der Schlussphase das goldene Tor für die Schinkenstädter (84.). Für Messina bleibt die Abstiegsgefahr nur einen Punkt über dem Strich akut. Noch wesentlich schlechter sieht es für US Lecce aus, denen trotz eines 2:0-Erfolges gegen US Palermo immer noch sechs Zähler zum rettenden Ufer fehlten. Die Rosanero müssen sich deutlich steigern, um Schalke 04 im Achtelfinale des UEFA Pokals ernsthaft Paroli zu bieten.
Kai Endres

Serie A
- 28. Spieltag

Samstag, 04.03.2006
1:077'
3:086'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 54400 · Schiedsrichter: Paolo Dondarini
Luigi Ferraris (Genua) · Zuschauer: 33000 · Schiedsrichter: Matteo Trefoloni
Sonntag, 05.03.2006
1:077'
1:185'
Friuli (Udine) · Zuschauer: 15000 · Schiedsrichter: Roberto Rosetti ( Turin )
Armando Picchi (Livorno) · Zuschauer: 12000 · Schiedsrichter: Massimiliano Saccani
0:132'
2:267'
Marc Antonio Bentegodi (Verona) · Zuschauer: 5500 · Schiedsrichter: Paolo Silvio Mazzoleni
1:063'
Via del Mare (Lecce) · Zuschauer: 10900 · Schiedsrichter: Luca Banti ( Livorno )
0:184'
Stadio Giovanni Celeste (Messina) · Zuschauer: 18000 · Schiedsrichter: Paolo Bertini
0:190'
Omobono Tenni (Treviso) · Zuschauer: 4500 · Schiedsrichter: Massimiliano Saccani
1:03'
2:190'
Artemio Franchi (Florenz) · Zuschauer: 33000 · Schiedsrichter: Domenico Messina ( Bergamo )
1:189'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 45000 · Schiedsrichter: Tiziano Pieri

Er vergisst nie, das Tor zu verfehlen.

— Sir Bobby Robson