Nur ganz oben scheint alles klar

Während Juve an der Spitze seine Führung weiter ausbaute, lieferten sich die Mailänder Stadtrivalen einen erbitterten Kampf um den zweiten Platz. Dahinter hofften neben Florenz und Livorno auch Chievo, Roma sowie Lazio auf den europäischen Wettbewerb. Im Abstiegskampf sorgten die Erfolge von Messina und Cagliari für Bewegung.

Zum Auftakt im Jahr 2006 baute Juventus Turin mit einem 2:1 bei US Palermo seinen Vorsprung an der Tabellenspitze auf neun Punkte aus. Die Sizilianer gingen mit der ersten Tormöglichkeit des Spiels in Führung, als Terlizzi eine Corini-Hereingabe mit einer sehenswerten Volleyabnahme vollstreckte (12.). Die Antwort der Alten Dame ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Nur drei Minuten später war es Mutu, der zunächst nur die Latte traf, um den abprallenden Ball anschließend selbst zu verwerten (15.). Doch im weiteren Verlauf einer ereignisreichen ersten Halbzeit drückten die stürmischen Rosanero der Partie ihren Stempel auf. Umso überraschender gingen die Gäste durch den zweiten Treffer von Mutu in Front (34.). Der Rumäne ließ nach Vorarbeit von Viera Torhüter Lupatelli keine Chance. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte legten die Gastgeber einige Lücken in der besten Abwehr der Serie A offen, die jedoch folgenlos blieben. In der Schlussphase versäumte Ibrahimovic mehrfach die Vorentscheidung, ehe Abbiati kurz vor dem Ende gegen einen Kopfball von Caracciolo den Dreier festhielt. Palermo versank nach nur einem Sieg aus den letzten neun Begegnungen im grauen Mittelfeld.

Mit einem torreichen 4:3 gegen den FC Parma verbesserte sich der AC Mailand auf Rang zwei. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase mit optischen Vorteilen für Milan eröffnete ein Fehler von Dida den Torreigen. Der Brasilianer ließ einen Eckball durch die Hände gleiten, so dass Cannavaro aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (24.). Doch nur wenig später präsentierten auch die Gäste ein Geschenk. Kapitän Cardone verlängerte eine Flanke von Kaka unglücklich ins eigene Tor (27.). Und nur zwei Minuten später hatten die Rossoneri das Spiel endgültig gedreht, nachdem ausgerechnet Gilardino gegen seine alten Kameraden zum 2:1 einköpfte. Kaka legte noch vor der Pause zu einem scheinbar vorentscheidenden Zwei-Tore-Vorsprung nach (37.). Nach dem Wechsel wollten die Hausherren den Dreier lässig über die Zeit schaukeln, hatten dabei aber nicht mit der späten Gegenwehr der Schinkenstädter gerechnet. Marchionni brachte die Gialloblu zunächst heran (70.), bevor Shevchenko im Anschluss an einen sehenswerten Spielzug den alten Abstand wieder herstellte (81.). Ein weiteres Tor von Marchionni (85.) machte jedoch das eigentlich ungleiche Duell in den Schlussminuten wieder spannend. Letztlich schleppte sich der AC mühsam ins Ziel, während Parma nach großem Kampf auf einen Abstiegsplatz abrutschte.

Trotz zahlreicher Chancen kam Inter Mailand beim AC Siena nicht über ein torloses Remis hinaus. Nach schwacher erster Halbzeit ließen die Nerazzurri im zweiten Durchgang beste Gelegenheiten gegen die bis dahin schwächste Defensive der Liga ungenutzt verstreichen. Den Ausrutscher der Mancini-Elf nutzte der AC Florenz mit dem 1:1 bei Reggina Calcio nicht. Die Gastgeber sammelten 15 ihrer insgesamt 18 Zähler im heimischen Stadio Granillo und gingen auch durch Alessandro Lucarelli früh in Führung (12.). Doch praktisch im direkten Gegenzug gelang Jörgensen der Ausgleich (13.). Im weiteren Verlauf erwies sich Reggina als das bessere Team gegen eine offensiv völlig harmlose Fiorentina. Die Kugel wollte jedoch für die abstiegsgefährdete Heimelf kein zweites Mal über die Torlinie. Seinen Platz im internationalen Geschäft festigte Livorno Calcio dank eines Doppelpacks von Cristiano Lucarelli (7., 90.). Im direkten Vergleich zweier UEFA Cup-Kandidaten bescherte der Goalgetter Sampdoria Genua eine bittere Heimniederlage, das zusätzlich noch die Rote Karte für Flachi (73.) verkraften mussten.

Um den sechsten Platz kämpfen derzeit Chievo Verona sowie die beiden Hauptstadtclubs AS Rom und Lazio Rom, die am Wochenende jeweils dreifach punkteten. Chievo behielt in einer abwechslungsreichen Auseinandersetzung mit US Lecce mit 3:1 die Oberhand. Ein Doppelpack von Pellissier brachte die Flying Donkeys zweimal in Front (20., 52.). Del Vecchio gelang für den mutig aufspielenden Vorletzten lediglich der zwischenzeitliche Ausgleich (29.). Die endgültige Entscheidung war dem eingewechselten Zanchetta in der Nachspielzeit vorbehalten, der einen Freistoß brillant im Winkel versenkte. Die Roma hielt durch ein 1:0 bei Schlusslicht Treviso Anschluss zu den internationalen Rängen. Für die schwächste Heimmannschaft der Liga setzte sich die Negativserie im Stadio Tenni mit dem Gegentreffer von Aquilani (34.) auch im neuen Jahr nahtlos fort. Ganz im Gegensatz zu den Biancocelesti, die nach dem 4:1 gegen Ascoli Calcio im Stadio Olimpico weiter ungeschlagen bleiben. Dabei legte der Aufsteiger einen furiosen Start hin und erzielte durch Guana verdient das 0:1 (14.). Doch ein Doppelschlag von Di Canio (29.) und Mudingayi (34.) drehte die Partie noch vor dem Gang in die Kabinen. Pandev (73.) und Tare (81.) sorgten schließlich in der Schlussphase für klare Verhältnisse.

Im Tabellenkeller gelang Messina Calcio und Cagliari Calcio der Sprung ans rettende Ufer. Die Sizilianer feierten mit dem 3:1 beim FC Empoli den zweiten Auswärtserfolg der laufenden Saison. Den Treffern von Muslimovic (7., 60.) und Di Napoli (76.) stand lediglich ein Tor von Almiron gegenüber (35.). Die Gäste nutzten im zweiten Abschnitt ihre numerische Überlegenheit konsequent, nachdem Pratali frühzeitig mit Gelb-Rot vom Platz musste (50.). Empoli verpasst somit den Anschluss ans gesicherte Mittelfeld, dem sich Udinese Calcio von der anderen Seite unaufhörlich nähert. Auf Sardinien setzte es die vierte Niederlage aus den letzten fünf Partien für das Team aus dem Friaul, die sich durch Disziplinlosigkeiten selbst auf die Verliererstraße brachten. Freud und Leid in einer Person verkörperte zunächst Sensini, der sein eigenes Führungstor (23.) mit einem abgefälschten Ball ins eigene Netz ausglich (38.). Im zweiten Durchgang verlief das Geschehen lange Zeit ereignisarm, bis Schiedsrichter Palanca mit den Platzverweisen für die Udinese-Spieler Obodo (77.) und Pinzi (81.) ein wenig Farbe ins Spiel brachte. Gegen neun Mann gelang dem eingewechselten Langella in der 85. Minute der umjubelte Siegtreffer für Cagliari.
Kai Endres