Ganz wenig Fußball

Der komplette Spieltag geriet mit einem Schlag zur Nebensache, als ein Fan von Lazio Rom durch eine Polizeiwaffe zu Tode kam. Ausschreitungen und teils schwere Krawalle im ganzen Land waren die Folge. Spiele wurden abgesagt und abgebrochen oder fanden wie in Florenz einen überraschenden Ausgang. Die Römer Klubs spielten vorsorglich nicht.

Erst Anfang des Jahres hatten im italienischen Fußball die Uhren still gestanden. Ein Polizist war am Rande des Derbys zwischen Catania und Palermo von einem Hooligan getötet worden. Dieses Mal waren Krawalle nicht nur der Ausgangspunkt des Unglücks, sondern auch dessen Konsequenz, was die Serie A erneut vor ein massives Problem zu stellen drohte.

An einer Autobahnraststätte hatten sich am Sonntag die Wege zweier Fangruppen gekreuzt, die zu unterschiedlichen Spielen ihrer Mannschaften unterwegs waren. Um mittelschwere Handgreiflichkeiten zu schlichten, kamen einige Streifenpolizisten hinzu und feuerten einen Schuss ab, der einen im Auto sitzenden Lazio-Anhänger tödlich traf. Was anschließend geschah, beschrieb die „Gazzetta dello Sport“ als „nationale Notstandslage“. In verschiedenen Großstädten des Landes nahmen Autonome das Unglück zum Anlass, stundenlange Krawalle zu entfesseln. Rund 400 Hooligans der Lazio-Szene stürmten in Rom eine Polizeikaserne, warfen mit Flaschen und Steinen und setzten mehrere Fahrzeuge in Brand. Berichtet wurde zudem von Straßenschlachten mit Sicherheitskräften sowie einem Einbruch ins Büro des Nationalen Olympischen Komitees. Mehrere Dutzend Polizisten, Fotografen und Kameramänner wurden verletzt, unzählige Autos, Busse und Fensterscheiben zerstört. Für das kommende Wochenende wurde eine Fußballpause angekündigt, zudem beriet das Innenministerium über ein Reiseverbot für alle Tifosi. Sportministerin Melandri forderte gar einen Stopp der aktuellen Meisterschaft.

Aktuell abgesagt wurden nur die Spiele der Römer Vereine, also Lazios Auswärtsspiel bei Inter Mailand, zu dem der getötete Fan unterwegs gewesen war, sowie die Heimpartie des AS Rom gegen Cagliari. Die Begegnung Atalanta Bergamo gegen den AC Mailand wurde zunächst angepfiffen, musste schon nach wenigen Minuten aber wieder beendet werden, weil die Ausschreitungen im und um das Stadion zu heftig wurden.

Unter den restlichen sieben Begegnungen gelang Udinese Calcio eine Überraschung, indem es mit 2:1 beim AC Florenz siegen und dem Tabellenzweiten damit die erste Saisonniederlage zufügen konnte. Juventus Turin lag beim FC Parma bereits 0:2 im Rückstand und erkämpfte sich noch ein 2:2-Remis. Außerdem feierte Reggina Calcio mit einem 2:0 gegen den FC Genua 1893 seinen ersten Saisonerfolg und gab die Rote Laterne an Empoli ab, das mit 0:3 bei Sampdoria Genua verlor.