Der Letzte schlug den Ersten

Verkehrte Welt: Real Madrid besetzte die Rolle des stürmischen Dominators, derweil Barca eine völlig unerwartete Niederlage gegen Espanyol einsteckte. Im Kellerduell Osasuna gegen Numacia setzten beide Kontrahenten ihren zuletzt gezeigten Trend fort ...

Mehr als ein Vierteljahrhundert war es her, dass der FC Barcelona auf eigenem Grund und Boden dem Lokalrivalen Espanyol Barcelona unterlag (1:3, März 1982). Erstaunlich, dass sich dieses Ereignis ausgerechnet zu einem Zeitpunkt wiederholte, als die Rivalen die entgegen gesetzten Enden der Tabelle belegten. Die bis dahin dem restlichen Ligabetrieb scheinbar entwachsenen Barca-Kicker ließen sich von den Gästen ein wahres Kampfspiel aufdrängen (13 Gelbe Karten), in dem sie noch vor der Pause in Unterzahl gerieten (38., Keita). Die Treffer fielen erst nach dem Wechsel, als Espanyol urplötzlich sein destruktives Verhalten aufgab. Ein Doppelschlag von de la Pena (50. und 55.) - und die Vorentscheidung war gefallen. Barca konnte trotz aller erkennbarer Bemühungen nur noch den 1:2-Anschlusstreffer durch Touré (62.) markieren.

Real Madrid beeindruckte seit Ende Dezember 2008 durch seine Fähigkeit zu siegen: Acht Dreier hatten die Königlichen bis zum Spiel gegen Real Betis in Folge gewonnen - die meisten waren unter dem Begriff „Arbeitssieg“ einzureihen. Die Erfolge mögen den Mannen von Trainer Juande Ramos Selbstsicherheit verliehen haben, denn dem 4:0-Auswärtserfolg in Gijon folgte nun eine 6:1-Demonstration gegen das Team aus Sevilla, deren Endresultat bereits nach 45 Minuten feststand. Angesichts des bevorstehenden Champions-League-Vergleichs mit Liverpool sparten die Madrilenen in der zweiten Hälfte Energie. Der einst 12 Punkte betragende Rückstand zu Barca schrumpfte auf sieben Zähler zusammen; Reals Vorsprung zu Platz 3 blieb konstant bei neun Punkten.

Dass dem so war, lag an Jesus Navas, der für den drittplatzierten FC Sevilla kurz vor Schluss den 1:0-Siegtreffer gegen Atletico Madrid erzielte (87.). Die Partie begann zerfahren und hatte eine erste unschöne Unterbrechung, als Romaric (Sevilla) und Perec (Atletico) mit den Köpfen böse zusammenrasselten und ausgewechselt werden mussten (8.). Kopfschmerzen mag obendrein so manch Zuschauer bekommen haben, denn was die Aspiranten für Champions-League- (Sevilla) und Uefa-Cup-Platzierung (Atletico) fußballerisch anzubieten hatten war wenig erbaulich. Ein Remis wäre dem Spielverlauf angemessener gewesen.

Zum zweiten Mal während des Saisonverlaufs schlug CD Numancia (der neue Chefcoach Pachete gab sein Debüt) auf dem harten Tabellenboden der Liga auf. Die 0:2-Niederlage bei CA Osasuna war das sechste punktlose Spiel am Stück - der Widersacher aus Pamplona konnte hingegen eine fast gegenteilige Bilanz (fünf Spiele ohne Niederlage) feiern. Per Flachschuss hatte Plasil den Gastgebern eine frühe Führung beschert (3.), die Numancia jedoch nicht schockte. Die Gäste bestimmten sogar große Teile der ersten Halbzeit, erwiesen sich jedoch als abschlussschwach und kassierten fast folgerichtig noch einen Gegentreffer (36., Shojaei), der Osasuna stabilisierte. Die Hausherren hielten Rang 17, mit der Perspektive, bei optimalem Verlauf die drei vor ihnen platzierten Teams (Betis, Huelva, Gijon) passieren zu können. Numancia blieb die Gewissheit nicht erspart, auch nach dem nächsten Spieltag nicht aus den Abstiegsrängen zu springen.

André Schulin